Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Schwerverbrecher im Auto: Taxifahrer bringt sich durch Vollbremsung in Sicherheit

Prozess in Augsburg

Schwerverbrecher im Auto: Taxifahrer bringt sich durch Vollbremsung in Sicherheit

    • |
    • |
    Ein Taxifahrer sollte im Januar zwei Männer vom Münchner Hauptbahnhof nach Augsburg fahren. Plötzlich wurde er von ihnen überfallen. Er reagierte geistesgegenwärtig.
    Ein Taxifahrer sollte im Januar zwei Männer vom Münchner Hauptbahnhof nach Augsburg fahren. Plötzlich wurde er von ihnen überfallen. Er reagierte geistesgegenwärtig. Foto: Lino Mirgeler/dpa (Symbolbild)

    Für Ali Z., der in München Taxi fährt, war es ein schöner Auftrag. 160 Euro hatte er mit den beiden Männern als Fahrpreis ausgehandelt, die am frühen Abend am Münchner Hauptbahnhof zugestiegen waren. Sie wollten nach Augsburg. Doch die Fahrt im Januar dieses Jahres endete für ihn dramatisch -mit einem Messer am Hals. Was Ali Z. zu dem Zeitpunkt nicht ahnte: beide Fahrgäste, die noch am Tatort festgenommen wurden, waren Schwerverbrecher.

    In ihrer Heimat Rumänien haben Gerichte sie wegen Totschlags, mehrfacher Vergewaltigung und anderen Straftaten zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Vor der 1. Strafkammer des Augsburger Landgerichts startete diese Woche der Prozess gegen die 56 und 42 Jahre alten Männer, die wegen des Angriffs und versuchter, schwerer räuberischer Erpressung angeklagt sind. Der Prozess begann, wie so häufig, mit einem Rechtsgespräch hinter verschlossenen Türen. Wollten doch die Verteidiger, Jörg Seubert und Werner Ruisinger, ausloten, mit welcher Strafe ihre Mandanten, sofern geständig, rechnen müssen. Die Staatsanwaltschaft hatte im Vorfeld des Prozesses erwogen, hohe Haftstrafen mit anschließender Sicherungsverwahrung zu beantragen.

    Prozess am Landgericht Augsburg: Pauschales Geständnis

    So schlimm wird es allem Anschein nach für die Angeklagten doch nicht kommen. Richter Michael Schneider, Vorsitzender der Strafkammer, hat ihnen eine Freiheitsstrafe zwischen sechs und sieben Jahren in Aussicht gestellt. Beide Angeklagten legten anschließend über ihre Verteidiger ein pauschales Geständnis ab. Wie die Anwälte für ihre Mandanten weiter erklärten, werden diese Fragen zur Tat allerdings nicht beantworten.

    Die für den ersten Prozesstag geplante Vernehmung des überfallenen Taxifahrers musste verschoben werden. Wie das Gericht durch Anruf erfuhr, hat Ali Z. die Zeugenladung nicht erhalten. Als er an jenem Januarabend gegen 21 Uhr in der Augsburger Innenstadt eintraf, drückte der hinten sitzende Fahrgast ihm unvermutet die Klinge eines Taschenmessers an den Hals, forderte Geld. Doch Ali Z., so schildert es die Anklage, reagierte unerwartet. Geistesgegenwärtig stieg er mit aller Kraft auf die Bremse, schob gleichzeitig den Arm mit dem Messer von sich und sprang, bevor sich seine Fahrgäste berappelt hatten, aus dem stehenden Taxi. Ein Autofahrer, der die Stelle unter der MAN-Brücke passierte, wo das Taxi mit eingeschaltetem Taxialarm laut hupend stand, erkannte die Situation, er verständigte über Notruf die Polizei.

    Film vor Augsburger Gericht: Neben hupendem Taxi brennt ein Feuer

    Als Polizisten in mehreren Funkstreifen eintrafen, wirkte die Szenerie auf sie „surreal“. So beschrieb ein Beamter der Polizeiinspektion „Mitte“ vor Gericht die Situation. Ein Kollege hat sie mit seiner Body-Kamera aufgenommen. Der Film wurde im Gerichtssaal gezeigt: Neben dem Taxi, das da laut hupend mit eingeschalteten Scheinwerfern steht, brennt ein Feuer. Davor ein Mann, völlig nackt. Es ist einer der beiden Fahrgäste aus dem Taxi. Es ist seine Kleidung, die da brennt. Widerstandslos lässt sich der 42-Jährige von Polizisten Handschellen anlegen, ebenso sein Komplize, der dem Ganzen zuschaut.

    Noch in der Nacht konnte die Polizei die Identität der Festgenommenen klären, die beide schwiegen. Doch ein Foto, das in einer Jackentasche steckte und an andere Polizeistellen versandt wurde, lieferte den Hinweis.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden