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Augsburg: Protest und Gegenprotest: So lief die Corona-Demo am Samstag in Augsburg

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Protest und Gegenprotest: So lief die Corona-Demo am Samstag in Augsburg

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    Einige Mitglieder der Bewegung "Augsburg solidarisch" formierten sich am Samstag am Königsplatz, um die Gegenbewegung zur Corona-Demo sichtbar zu machen.
    Einige Mitglieder der Bewegung "Augsburg solidarisch" formierten sich am Samstag am Königsplatz, um die Gegenbewegung zur Corona-Demo sichtbar zu machen. Foto: Annette Zoepf

    Der Unterschied könnte kaum augenfälliger sein: Gerade eben hat sich der samstägliche Demozug der Corona-Maßnahmen-Gegner am abendlichen Königsplatz vorbeigeschoben, ohne dass Abstände eingehalten oder Masken getragen wurden. Theresa Hofmann, Organisatorin der Gegendemonstration "Augsburg solidarisch", holt Luft, tritt aufs Podium, und ihre erste Botschaft an die 150 bis 200 Teilnehmer und Teilnehmerinnen lautet: "Bitte Masken auf, bitte jeder einmal seitlich die Arme ausstrecken und den Abstand zur nebenstehenden Person kontrollieren."

    Zum dritten Mal hat am Samstagabend das Bündnis "Augsburg solidarisch" als Zeichen gegen die Anti-Maßnahmen-Demos eine eigene Kundgebung gesetzt. Die Resonanz im Vergleich zum Marsch der Maßnahmengegner ist gering, man wolle aber größer werden, sagt Hofmann. Für kommenden Samstag ist eine weitere Kundgebung auf dem Rathausplatz geplant, bei der Lichter für die mehr als 550 Menschen entzündet werden sollen, die in Augsburg bisher an oder mit Corona starben. Auch das "Bündnis für Menschenwürde", ein Zusammenschluss von zivilgesellschaftlichen Organisationen, plant demnächst eine Aktion zum Gedenken an die Augsburger Corona-Toten.

    So schätzt "Augsburg solidarisch" die Lage ein

    Er sei entsetzt gewesen über die "Schwurbler-Demos", sagt Yann, der mit seiner Freundin zur Kundgebung von "Augsburg solidarisch" gekommen ist. "Die meisten halten sich seit vielen Monaten an die Regeln, aber eine laute Minderheit interessiert sich nicht für Regeln und was dahintersteht." Dem müsse man etwas entgegensetzen. Unter den Teilnehmern und Teilnehmerinnen sind auch SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr und Grünen-Stadtrat Stefan Wagner. Hofmann betont, man verstehe sich bei "Augsburg solidarisch", dessen Kernteam aus etwa zehn Personen besteht, nicht als parteipolitisch gebunden. Eine gewisse Ausrichtung ist aber erahnbar, weil manche im Kernteam aus Gewerkschaften oder der Klimaschutzbewegung kommen. Die wissenschaftsfeindlichen Anti-Maßnahmen-Demos, hieß es in Redebeiträgen, gäben sich mit ihren Schlagworten wie "Gemeinsam aus der Krise", "Freiheit" und "Friede" harmloser, als sie seien, wenn man sich den Schriftverkehr in Telegram-Gruppen anschaue.

    Am Demonstrationszug gegen die Corona-Maßnahmen am Samstag in Augsburg beteiligten sich Tausende Teilnehmer.
    Am Demonstrationszug gegen die Corona-Maßnahmen am Samstag in Augsburg beteiligten sich Tausende Teilnehmer. Foto: Annette Zoepf

    Dass die "Augsburg solidarisch"-Kundgebungen immer deutlich kleiner sind als die Anti-Maßnahmen-Demos sei ein Paradox, das man hinnehmen müssen, sagt Hofmann. "Der Großteil der Menschen hält sich an Maßnahmen und ist geimpft, auch wenn es mehr sein könnten." Insofern stünden die Demos der Maßnahmengegner wohl kaum für die "schweigende Mehrheit", auch wenn sie das in Anspruch nähmen. Wer vorsichtig sei, wolle momentan aber womöglich auch nicht unbedingt auf große Kundgebungen gehen.

    Der große Demozug des Bürgerforums Schwaben, der eine Aufhebung aller Corona-Maßnahmen fordert und gegen eine mögliche Impfpflicht protestiert, war am Samstag etwa 1,5 Kilometer lang. Die Polizei sprach von etwa 3000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen und damit etwas mehr als vor einer Woche. V-Partei-Stadtrat Roland Wegner sagte, er sei bei einer selbst durchgeführten Zählung am Herkulesbrunnen auf etwa 7500 Personen gekommen. Bereits am vergangenen Montag hatte es widersprüchliche Zahlen gegeben.

    Statt "Spaziergängen" finden in Augsburg jetzt angemeldete Kundgebungen statt

    Im Vorfeld zur Samstagsdemo kursierten in den sozialen Netzwerken Aufrufe in München, die zur Teilnahme in Augsburg einluden. In Verhältnismäßigkeit kein generelles Verbot, inzwischen finden statt der sogenannten Spaziergänge angemeldete Demos statt, deren Route mit Stadt und Polizei abgestimmt wird. Zwar waren am Samstag Personen von auswärts mit dabei, wie die Kennzeichen auf dem ehemaligen Lederle-Parkplatz am Plärrer nahelegen, einen ausgeprägten "Demo-Tourismus" dürfte es aber nicht gegeben haben. Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) sagte, man gehe von etwa 100 Personen aus München aus. Die Polizei sprach von einem relativ reibungslosen Verlauf. Ein Plakat sei beschlagnahmt worden, nachdem der Verdacht auf strafbaren Inhalt vorliegt, so Polizeisprecher Markus Trieb.

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