Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Probleme am Haller-Platz: Bezirk steckt mehr als eine Million in Suchthilfe

Augsburg

Probleme am Haller-Platz: Bezirk steckt mehr als eine Million in Suchthilfe

    • |
    Der Helmut-Haller-Platz vor dem Oberhauser Bahnhof ist einer der Treffpunkte der Süchtigenszene in der Stadt.
    Der Helmut-Haller-Platz vor dem Oberhauser Bahnhof ist einer der Treffpunkte der Süchtigenszene in der Stadt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Der Bezirk Schwaben und die Stadt wollen die Suchthilfe in Augsburg im kommenden Jahr deutlich ausweiten und finanziell stärken. 1,25 Millionen Euro sollen in Initiativen und Organisationen in die suchtkranke Menschen unterstützen. In dem Projekt geht es konkret auch um mehr Personal, das künftig etwa am Helmut-Haller-Platz in Oberhausen im Einsatz sein soll. Zwar müssen die Pläne erst Ende Oktober im Bezirkstag verabschiedet und die Gelder bewilligt werden, es ist aber wahrscheinlich, dass es so kommt, zumal das Thema zuletzt an Dringlichkeit gewann. 

    Ziel des Modellprojektes sei es, "die Versorgung suchtkranker Menschen in der Region Augsburg zu verbessern", wie eine Sprecherin des Bezirks auf Anfrage mitteilt. Es soll voraussichtlich zum März 2024 starten und sei auf drei Jahre angelegt. Dazu ist ein ganzes Maßnahmenbündel geplant: So sollen mehr saubere Spritzen bereitgestellt und die Vergabe eines speziellen Medikamentes ausgeweitet werden, Naloxon, das suchtkranke Menschen im Fall einer Drogenüberdosis wie bei einem Nasenspray nehmen können. 

    Süchtigenszene in Oberhausen: Darum hat sich die Situation verschärft

    Zentraler Akteur für die Umsetzung ist die Drogenhilfe Schwaben, deren Mitarbeiter suchtkranke Menschen in der Region betreuen und beraten. Leiter Uwe Schmidt sagt, es sei etwa angedacht, zwei weitere Stellen für Streetworker zu schaffen, also Sozialarbeiter, die am Helmut-Haller-Platz und am Königsplatz tätig sein sollen, die größten Treffpunkte drogenabhängiger Menschen in Augsburg. Schmidt bezeichnete die Pläne als "Riesenchance" für die Suchthilfe. Man wolle zudem die Betreuung bei der Substitutionstherapie, also der Behandlung mit Drogenersatzstoffen, ausbauen, auch eine spezielle ärztliche Sprechstunde anbieten; vieles stehe aber in den Details noch nicht fest.

    Was allerdings feststeht: Das Modellprojekt ist grundsätzlich für die gesamte Stadt Augsburg ausgelegt, der Schwerpunkt dürfte aber auf dem Helmut-Haller-Platz liegen. Zuletzt hatte sich die Situation dort nach Angaben von verschiedenen Gesprächspartnern unserer Redaktion weiter verschärft. 

    Zur Gesamtbetrachtung indes gehört auch, dass die Polizei anhand ihrer Zahlen nicht feststellen kann, dass sich die Lage verschlechtert habe. Noch 2022 seien die wenigsten Körperverletzungen und Drogendelikte an dem Platz seit 2018 registriert worden, heißt es. Für dieses Jahr lieg noch keine Zwischenbilanz vor, da die Beamten solche Daten stets erst im Frühjahr des Folgejahres veröffentlichen. Ein starker Aufwärtstrend an Delikten ist aber offenbar nicht erkennbar. Zumeist müssen die Polizisten am Helmut-Haller-Platz ohnehin nicht wegen Straftaten anrücken, sondern weil eine Person in einem hilflosen Zustand ist. Doch auch dahingehend habe sich die Lage nicht groß verändert; man stelle insgesamt "keine Steigerung an Einsätzen fest". In 2023 seien die bisherigen Einsatzzahlen im Durchschnitt auf dem Niveau von 2022 - und damit deutlich unter den Jahren davor.

    Süchtigentreff in Augsburg könnte ausgeweitet werden

    Ein gefährlicher Ort, an dem Passanten fürchten müssen, Opfer eines Gewaltdeliktes zu werden, ist der Platz tendenziell nicht. Dass die Präsenz der Süchtigenszene hier in den vergangenen Wochen aber offenbar noch einmal zunahm, berichten mehrere Ansprechpartner. Zeugen beschreiben, dass die Suchtkranken teils unter komplettem Kontrollverlust litten. Eine mögliche Ursache der Entwicklung: Der Kontaktladen "KiZ" der Drogenhilfe in der Innenstadt war zuletzt aufgrund von Reparaturarbeiten geschlossen, was zur Folge hatte, dass sich die Szene wohl teils weiter nach Oberhausen verlagerte.

    Eine weitere: synthetische Drogen, die von suchtkranken Menschen vor Ort offenbar vermehrt über E-Zigaretten verdampft werden. Diese Form des Drogenkonsums bringe für die Sozialarbeiter am Platz "besondere Herausforderungen mit sich", sagt Katrin Wimmer von der Drogenhilfe, die vor Ort im "BeTreff" tätig ist. Hier unterstützen Sozialarbeiter suchtkranke Menschen auf verschiedene Art: Sie vermitteln Arzttermine, helfen in Behördenangelegenheiten. 

    Möglich, dass dieses Angebot künftig ausgeweitet wird. Die "gute Wirkung" des Süchtigentreffs habe sich bewährt und werde auch von Anwohnern bestätigt, sagt Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU). Allerdings sind die Räumlichkeiten des Treffpunkts klein. Es könnte daher eine "neue räumliche Verortung" geben. Pintsch betont, der Helmut-Haller-Platz sei als eines der zentralen Portale zur Stadt "auch ein Aushängeschild". Dieses Zielbild müsse wieder stärker "in das Bewusstsein aller Handlungen". 

    Wie berichtet, arbeitet die Stadt an einem grundlegenden Konzept für den Ort. Es soll noch in diesem Jahr durch den Stadtrat. Suchtprävention und Suchthilfe seien darin "ein wichtiger Baustein", auch mit mehr Personal, sagt Pintsch, der zugleich darauf hinweist, dass es nicht nur um Hilfsangebote, sondern auch um deren enge "Verbindung mit der Arbeit der Sicherheitsbehörden" gehe. Darauf aufbauend könne eine bauliche Umgestaltung des Platzes erfolgen, und es etwa eine einladende, gastronomische Nutzung geben, "die den Stadtteil und seine Bürgerinnen und Bürger gut repräsentiert". 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden