Thomas, wie entstand die Idee zu Eurem ungewöhnlichen Sound?
THOMAS BURHORN: In elektronischer Musik steckt eine riesige, hypnotische Energie, die die Leute in ihren Bann zieht. Das und die Akuratesse der Musik, die von Klangcomputern und Synthesizern erzeugt wird, hat mich schon immer fasziniert. Dabei bildet die elektronische Musik aber ja eigentlich reale Instrumente ab: Die Klänge, die die Computer erzeugen, heißen genauso wie bekannte Instrumente, z. B. Tuba, Saxophon oder Base Drum. Wir von MEUTE wiederum empfinden mit unseren Blas- und Schlaginstrumenten die elektronische Musik mit ihren charakteristischen Eigenheiten nach – allen voran den immer gleichen, charakteristischen, treibenden Beat. Mit dieser Nachahmung der Nachahmung treiben wir Ganze auf die Spitze und schließen den Kreis. Das machen wir jetzt schon seit 2016: In diesem Jahr hat sich MEUTE als Band formiert und wir haben uns gemeinsam in dieses Experiment gestürzt.
Habt Ihr damals gedacht, dass dieses Experiment so erfolgreich sein würde?
THOMAS BURHORN: Eigentlich ist unsere Musik das noch heute: ein riesiges Experiment, mit dem wir das Glück haben, die Leute zu begeistern. Natürlich haben wir großes Potenzial in der Idee gesehen, sonst hätten wir es nicht gemacht. Aber dass wir heute um die Welt touren und auf großen Festivals spielen, haben wir in der Größenordnung nicht erwartet.
Ihr seid schon viel herumrumgekommen – was war der verrückteste Ort, an dem Ihr aufgetreten seid?
THOMAS BURHORN: Da gibt es einige ausgefallene Orte. Generell spielen wir noch immer sehr gerne in der Stadt, auf Straßen und Plätzen, ganz nah am Publikum und gerne kurzfristig angekündigt – da kommen wir her, und das ist ja auch die Idee einer Marching Band. Etwas ganz Besonderes war auf jeden Fall unser Konzert auf dem Dach der Hamburger Elbphilharmonie im Jahr 2021. Aber wer weiß, vielleicht kann das der Augsburger Presseball übertreffen?
Für den Presseball legt Ihr auf Eurer aktuellen Tournee extra einen Stopp in Augsburg ein. Was erwartet Ihr von Eurem Auftritt bei einer Benefiz-Gala?
THOMAS BURHORN: Natürlich ist es für uns etwas Besonderes, auf einem festlichen Ball vor Publikum in Abendgarderobe zu spielen. Aber so speziell unsere Musik ist, so universell ist sie auch. Wir haben schon so viele Konzerte vor dem unterschiedlichsten Publikum gespielt, und wirklich alle haben wir in unseren Bann gezogen und zum Tanzen gebracht. Egal, wo wir spielen, die Location wird zu einem riesigen Techno Club. Ich bin mir sicher, so wird es auch auf dem Presseball werden.
Viele kennen Euch aus der Serie „Babylon Berlin“: Ihr habt mehrere Songs zum Soundtrack beigetragen und performt in einer Schlüsselszene den Song „Ein Tag wie Gold“ mit Meret Becker. Wie kam die Zusammenarbeit zustande?
THOMAS BURHORN: Die Produktionsfirma kam auf uns zu, weil wir genau die Band waren, die sie sich für die berühmten „Tanzmarathon“-Szenen ausgedacht hatte – damals noch ohne zu wissen, dass es uns überhaupt gibt. Sie brauchten eine Band mit akustischen Instrumenten, die Musik spielt, die am Anfang noch nach 20er Jahre klingt, dann aber immer reduzierter wird, bis sie am Ende genau das ausdrückt, worum es in der Szene geht: um das nackte „Überleben“ bei einem 24-stündigen Wettbewerb, bei dem die Person, die am längsten auf der Tanzfläche bleibt, einen hohen Preis gewinnt. Aber auch die Band muss ja 24 Stunden durchspielen – bis sie am Ende selber kaum mehr kann und nur noch, aufs Wesentliche reduziert, den Rhythmus spielt – was dann eben nach Techno klingt. Das hat perfekt zu uns gepasst, und wir waren nur zu gerne dabei.
Euer „Signature Look“ sind die roten Uniformen – wofür stehen sie?
THOMAS BURHORN: Die Uniformen haben wir schon seit unserem allerersten Gig, das gehörte von Anfang an zu unserer Idee der Marching Band. Zudem waren Uniformen schon immer ein Stilmittel in der Popmusik, man denke nur an Jimi Hendrix, die Beatles, Michael Jackson, Coldplay usw. So schlagen sie auch ein Brücke zwischen verschiedenen Genres und Musikrichtungen, zwischen denen wir uns bewegen und die wir mit unserer Musik vereinen. Die Uniformen haben also durchaus auch symbolische Bedeutung.
Alle Informationen und Tickets für den 50. Augsburger Presseball gibt es unter presseballaugsburg.de.
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