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Augsburg: Polizist feuerte Dienstwaffe am FCA-Stadion ab: Prozess startet heute

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Polizist feuerte Dienstwaffe am FCA-Stadion ab: Prozess startet heute

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    Im August 2023 gab ein Polizeibeamter am Rand eines FCA-Heimspiels einen Schuss aus seiner Dienstwaffe ab. Nun startet der Prozess vor dem Augsburger Landgericht.
    Im August 2023 gab ein Polizeibeamter am Rand eines FCA-Heimspiels einen Schuss aus seiner Dienstwaffe ab. Nun startet der Prozess vor dem Augsburger Landgericht. Foto: Michael Hochgemuth (Archivbild)

    Ein Polizist vor Gericht – dieses Szenario ist eine absolute Ausnahme. Doch nicht nur deshalb ist bemerkenswert, was sich ab Dienstagmittag vor dem Augsburger Landgericht abspielen wird. Fast auf den Tag genau ein Jahr danach werden dort die Ereignisse des 19. August 2023 rekapituliert. Bekannt ist: Das Stadiongelände des FC Augsburg hätte an jenem Nachmittag zum Schauplatz einer tödlichen Tragödie werden können. Was offenbar mit einer Wasserschlacht begann, mündete in einen Schuss, den der damals 27-jährige Polizist Maximilian K. aus seiner Dienstwaffe abgab. Das Projektil verfehlte wohl nur um wenige Zentimeter den Kopf eines anderen Beamten. Zahlreiche Fragen sind noch offen, über allen steht diese: Warum drückte K. ab?

    Maximilian K., inzwischen 28 Jahre alt, war damals Mitglied des sogenannten Unterstützungskommandos (USK) der Bereitschaftspolizei. Seine Einheit, eigentlich in Nürnberg ansässig, hielt sich am 19. August 2023 im Einlassbereich des Stadiongeländes in Rufbereitschaft auf, um beim Spiel zwischen dem FC Augsburg und Borussia Mönchengladbach (4:4) mögliche Aggressionen von Gästefans zu unterbinden. Es war ein heißer Nachmittag, die Temperaturen lagen über der 30-Grad-Celsius-Marke – und laut Anklage begannen mehrere Beamte irgendwann damit, sich mit Wasserpistolen zu bespritzen. Sie bildeten dazu offenbar zwei Teams, jedes mit einer Wasserpistole. Diese Wasserschlacht soll mehrere Stunden gedauert haben.

    In diesem Fanbus der Gastmannschaft Borussia Mönchengladbach landete das Projektil.
    In diesem Fanbus der Gastmannschaft Borussia Mönchengladbach landete das Projektil. Foto: AZ

    Polizeibeamter feuerte am FCA-Stadion einen Schuss aus seiner Dienstwaffe ab

    Laut Anklage warf Maximilian K. dabei auch einen zur Wasserbombe umfunktionierten Einmalhandschuh in ein Dienstfahrzeug. Die Beamten im Inneren spritzten daraufhin mit der Wasserpistole zurück. Der Angeklagte reagierte offenbar, indem er eine Schusshaltung einnahm. Er soll seine Dienstwaffe aus dem gesicherten Holster gezogen, seine Arme mit der Dienstwaffe in der Hand auf Brusthöhe ausgestreckt und einen Schuss in den Bus abgegeben haben. Im Dienstfahrzeug, das nur rund einen Meter entfernt stand, befanden sich zum Zeitpunkt der Schussabgabe vier Polizeibeamte, ein weiterer war auf der anderen Seite des Fahrzeugs positioniert. Der Schütze, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, soll sich dessen bewusst gewesen sein. Das Projektil durchschlug zunächst die Scheibe des Dienstfahrzeugs und traf dann einen leeren Fanbus der Gastmannschaft. Vier Beamte erlitten ein Knalltrauma, einer stand zudem unter Schock, weil die Kugel seinen Kopf nur um wenige Zentimeter verpasst hatte.

    Angeklagt ist Maximilian K. wegen gefährlicher Körperverletzung im Amt. Der Strafrahmen für das Delikt bewegt sich zwischen sechs Monaten und zehn Jahren Freiheitsstrafe. Auch die Sachbeschädigung an beiden Fahrzeugen wird ihm vorgeworfen. Bei der Frage, warum K. schoss, dürfte auch ein psychiatrisches und psychotherapeutisches Gutachten eine Rolle spielen. Es wurde in Auftrag gegeben, nachdem der Angeklagte über einen Anwalt erklärt hatte, es habe sich bei der Schussabgabe um einen „unkontrollierten Reflex“ gehandelt. Das Gutachten kam offenbar zu keinem eindeutigen Ergebnis.

    Das Urteil im Prozess am Landgericht Augsburg soll Anfang September fallen

    In der Verhandlung dürfte es auch darum gehen, wie plausibel diese Darstellung des Angeklagten ist – und ob möglicherweise Faktoren wie die Hitze eine Rolle spielten. Dem Vernehmen nach plant der Angeklagte, Stellung zu den Vorwürfen zu beziehen. Insgesamt sind vier Verhandlungstage angesetzt und 14 Zeugen geladen. Das Urteil soll Anfang September fallen.

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