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Augsburg: Perlach-Sperrung: Geschäfte befürchten Schließung, Klimacamp sucht Alternative

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Perlach-Sperrung: Geschäfte befürchten Schließung, Klimacamp sucht Alternative

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    Aus Sicherheitsgründen wurden am frühen Mittwochabend rund um den Perlachturm Absperrungen errichtet.
    Aus Sicherheitsgründen wurden am frühen Mittwochabend rund um den Perlachturm Absperrungen errichtet. Foto: Peter Fastl

    Aufregung am frühen Mittwochabend: Der Perlachturm, der schon seit fünf Jahren für Besucherinnen und Besucher gesperrt ist, muss nun auch in seinem Umfeld großflächig abgesperrt werden. Grund: An den zwei obersten Geschossen, so das Augsburger Baureferat, seien bei der Begutachtung Anfang November erhebliche neue Schäden festgestellt worden. Als Sofortmaßnahme wurden der angrenzende Fischmarkt sowie der Gehweg, der entlang der Maximilianstraße am Perlachturm vorbeiführt, gesperrt. Die Tramstreckenführung am Perlachberg ist nicht betroffen. Womöglich wird aber das Klimacamp seine Zelte an einer anderen Stelle aufschlagen.

    Lore Winkler wollte am frühen Mittwochabend eigentlich auf ein Getränk ins Perlachstüble gehen. Seit 50 Jahren ist die 84-jährige Seniorin in der kleinen, urigen Kneipe am Perlachturm Stammgast. Doch an diesem Tag trifft sie dort auf die aufgelöste Wirtin Helga Hoffmann. Die Gastronomin hat soeben von der Stadt einen Anruf erhalten, sie müsse ihr

    Der Perlachturm selbst ist schon seit 2017 gesperrt

    Der Perlachturm ist seit 2017 für Besucherinnen und Besucher gesperrt. Schon damals hatte sich herausgestellt, dass der Naturstein auf der Besucherplattform bröckelt, weil die in Säulen und Mauern eingebauten Stahlelemente rosten und das Material drumherum durch Wärmeeinflüsse und Nässe "sprengen". Auch die Betontreppe aus den 50er-Jahren ist marode und gehört erneuert. Die Gesamtkosten für beide Maßnahmen beziffert Augsburgs Baureferent Gerd Merkle auf rund 7,5 Millionen Euro. Geld, das die Stadt auch wegen Corona bislang nicht aufbringen konnte. Vor wenigen Wochen hatte das Baureferat verkündet, die Sanierung eventuell mittels eines Förderprogramms des Bundes beschleunigen zu wollen. Klappe dies, könnte der Turm ab 2026 wieder geöffnet werden.

    Am Mittwochabend wurde rund um den Perlachturm großzügig abgesperrt.
    Am Mittwochabend wurde rund um den Perlachturm großzügig abgesperrt. Foto: Ina Marks

    Wie es um den Stein rund um Besucherplattform und den Bereich unter den Glocken bestellt ist, hat nun offenbar selbst die Stadt überrascht. Der Bereich rund um den Perlachturm musste am Mittwochabend kurzfristig großflächig gesperrt werden. Der Zugang zu den anliegenden Geschäften und der Kirche St. Peter ist vorerst nicht mehr möglich. Weitere Sicherungsmaßnahmen - der bröckelnde Stein ist schon seit Jahren durch Gurte und Netze abgesichert - seien in Vorbereitung, teilt die Stadt mit. Wie lang das dauert, war am Mittwochabend noch offen. "Wir wollen die Einschränkungen für alle Betroffenen so gering wie möglich halten", so eine Stadtsprecherin. Die Dauer hänge aber auch davon ab, wie schnell Netze und anderes Material zur Absicherung zu beschaffen seien.

    Diese Sicherungsnetze sollen in den oberen Geschossen angebracht werden, um gegebenenfalls herabstürzende Teile aufzufangen. Um den Zugang zu der Kirche und den anliegenden Läden schnellstmöglich gewährleisten zu können, will die Stadt einen Schutztunnel aus Gerüsten errichten. Als langfristige Sicherungsmaßnahme soll an der Balustrade des Turms ein Schutzgerüst angebracht werden. Auf den Zeitplan der Sanierung hätten die Erkenntnisse aus dem Gutachten keine Auswirkungen, heißt es. Bei gesicherter Finanzierung könnten im Frühjahr beziehungsweise Sommer 2022 die Planungen und 2023 die ersten Arbeiten beginnen.

    Sperrung am Augsburger Perlach: Was machen Geschäfte und Klimacamp?

    Diese Aussichten sind nicht gerade rosig: Lore Winkler hat Mitleid mit der Wirtin des Perlachstübles. "Jetzt musste sie wegen Corona so lange zumachen und nun das", sagt sie. Einmal die Woche trifft sich Winkler mit einer Runde in der Kneipe. Man sei eine Art Stammtisch. "Wir hatten alle sehr darauf gewartet, wieder ins Perlachstüble zu gehen." Wie lange Helga Hoffmann nun schließen muss, weiß sie noch nicht. Sie muss die Nachricht erst einmal verdauen und will zunächst nichts dazu sagen. Während die Wirtin bereits von der Stadt benachrichtigt wurde, warten die Mitarbeiter des benachbarten Kiosks noch auf Informationen. "Noch wissen wir nichts, wir warten ab, was kommt." Doch auch sie rechnen damit, den Laden schließen zu müssen. Währenddessen bauen Mitarbeiter um den Perlachturm herum die weiß-roten Baustellen-Absperrungen auf, die mit einem kleinen Transporter angekarrt wurden. Schilder zeigen den Passanten, das hier erst vorerst kein Durchkommen mehr ist. Überrascht von der Entwicklung ist auch Martin Ziegelmayr.

    Der 67-Jährige ist der Verwalter des Bürgervereins der Kirche St. Peter am Perlach, die sich auf der Rückseite des

    Schon als der Perlach im November untersucht wurde, musste das Klimacamp zurückweichen. Nun soll es vorübergehend ganz geräumt werden.
    Schon als der Perlach im November untersucht wurde, musste das Klimacamp zurückweichen. Nun soll es vorübergehend ganz geräumt werden. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Die Stadt legte am Mittwoch auch den Mitgliedern des Klimacamps nahe, ihre Zelte an einem anderen Ort aufzuschlagen. Der Aufenthalt im Camp sei erst einmal nicht erlaubt, die Zelte der Klimaaktivisten sind deshalb ebenfalls mit einem Zaun abgesperrt. Einige Mitglieder haben sich unter das Dach des Verwaltungsgebäudes zurückgezogen und diskutieren am Abend über Laptops mit den anderen Mitgliedern, wie es weitergehen soll. "Der Moritzplatz ist im Spiel, aber wir überlegen, ob wir als Alternative auf den Rathausplatz pochen sollen", sagt Franziska Pux. Schließlich solle das Klimacamp weiterhin an einer prominenten Stelle präsent sein. Der Fischmarkt werde ja nicht freiwillig verlassen. Die 26-Jährige betont: "Wir werden uns nicht mit einer Hintertüre abspeisen lassen und werden, sobald es wieder geht, auf den Fischmarkt zurückkehren." Die Klimaaktivisten wollten noch in der Nacht auf Donnerstag eine Entscheidung treffen, wo sie ihr Lager fortführen wollen.

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