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Augsburg: Partys, Trampelpfade, Hunde: Die Stadt will ihre Heiden besser schützen

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Partys, Trampelpfade, Hunde: Die Stadt will ihre Heiden besser schützen

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    Auf der Königsbrunner Heide gibt es bereits ein markiertes Wegenetz samt Leinengebot für Hunde, jetzt kommen die Vorschriften auch auf den anderen Augsburger Heiden.
    Auf der Königsbrunner Heide gibt es bereits ein markiertes Wegenetz samt Leinengebot für Hunde, jetzt kommen die Vorschriften auch auf den anderen Augsburger Heiden. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Augsburg hat als Großstadt ungewöhnlich viel Natur. Schutzgebiete machen mehr als ein Viertel des Stadtgebietes aus. Doch ausgerechnet die wertvollsten, empfindlichsten Flächen geraten immer stärker unter Druck, denn sie sind beliebte Ausflugsziele. "Unsere Augsburger Heiden wurden auch in diesem Sommer überrannt", sagt Nicolas Liebig vom städtischen Landschaftspflegeverband. Die Schäden seien gravierend. Mit einem neuen markierten Wegenetz will man die Probleme besser in den Griff bekommen. Schilder mit Verboten und Geboten werden aufgestellt. Sie gelten für Spaziergänger, Hundebesitzer und alle, die in der Natur unterwegs sind. Eine neue Regel birgt Zündstoff.

    Diese Woche sollen die Arbeiten beginnen. Mitarbeiter der Landschaftspflege setzen rund 800 Holzpflöcke. Sie werden ein mehr als 14 Kilometer langes offizielles Wegenetz durch alle geschützten Heiden im gesamten Stadtgebiet markieren. Die ausgepflockten Pfade führen praktisch durch alle beliebten und stark frequentierten Naherholungsgebiete in Augsburg - etwa die Lechauen Nord, Firnhaberauheide, Wolfzahnau, Kuhseeheide, Siebenbrunner Quellflur, Schießplatzheide, Kuhheide, Ölbachheide, Dürrenastheide und Wertachheide. Auf der Königsbrunner Heide gibt es die markierten Wege schon länger.

    Gebot auf den Heiden in Augsburg: Hunde sollen an die Leine

    Bis Jahresende soll das neue Wegenetz fertig sein. Dann gelten zum Teil auch neue Regeln. Liebig zufolge wird die Stadt ein "Wegegebot" aussprechen. Das bedeutet, dass man die offiziellen Routen nicht verlassen sollte. Rund 60 neue Hinweisschilder an den Zugängen sollen gut sichtbar Erholungssuchende informieren. Auf den Info-Tafeln werden Verhaltensregeln aufgelistet. Verboten sind etwa Grillen oder Lagern, Müll wegwerfen oder Wildtiere und Pflanzen zu schädigen. Die umstrittenste Neuerung dürfte das Gebot sein, Hunde auf allen Augsburger Heiden an die Leine zu nehmen. Es sei keine Vorschrift, aber "eine eindringliche Bitte", sagt der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes. Frei laufende Vierbeiner gelten schon länger als großes Problem, wenn sie Pflanzen niedertreten, Wildtiere aufschrecken und Kot hinterlassen.

    Kürzlich ist eine öffentliche Diskussion über eine Leinenpflicht auf den Heiden im Augsburger Stadtwald neu entflammt. Eine breite Koalition von Tier- und Naturschützern forderte in einem gemeinsamen Vorstoß, Vierbeiner auf diesen sensiblen Flächen anzuleinen. Auch bei Wauxburg, eine Interessengemeinschaft von rund 2200 Hundehaltern, sieht man Handlungsbedarf. Dort befürwortet man aber zunächst eine bessere Information vor Ort für alle Besucher.

    Eingesammelter Müll auf der Dürrenastheide.
    Eingesammelter Müll auf der Dürrenastheide. Foto: Nicolas Liebig

    Liebig begründet die aktuellen Schritte damit, dass sich die Situation auf den Heiden verschärft. Erst vergangene Woche mussten Mitarbeiter auf der alten Flugplatzheide die Überreste eines größeren Gelages mit Schnapsflaschen, Getränkepackungen, Kondomen, Tampons und Klopapier wegräumen. Im August habe die Polizei wegen einer Party mit über 100 Leuten auf der Kuhseeheide einschreiten müssen. Neben starker Vermüllung der Landschaft gebe es eine lange Liste "desaströser Vorfälle": Mountainbiker fahren querfeldein, Hundeschulen tollen durch Rückzugsgebiete von Wildtieren, seltene Pflanzen werden niedergetrampelt oder ausgegraben, Kaulquappen eimerweise aus Tümpeln mitgenommen und an vielen Stellen wird Feuer gemacht.

    "Die überwiegende Mehrheit macht es richtig, aber eine kleine Minderheit kann mit ihrem Verhalten alles kaputt machen", betont er. Gerade die Augsburger Flussschotterheiden an Lech und Wertach mit rund 115 Hektar Lebensraum für Tiere und Pflanzen seien für den Naturschutz besonders wichtig. Sie beherbergen zahlreiche Artenvorkommen, die von landesweiter Bedeutung sind. Beim Landschaftspflegeverband hofft man nun, dass die neue Strategie Fortschritte bringt.

    Auf der Königsbrunner Heide wurden bereits 2005 Wege ausgepflockt. Auch dort wurden an den Eingängen Hinweisschilder mit entsprechenden Regeln installiert. Die Folge: Trampelpfade konnten von rund 3,5 Kilometer auf 1,7 km halbiert werden. Liebig sagt auch, "auffällig ist, dass Besucher, die sich nicht an das Wegekonzept halten, von anderen Besuchenden zurechtgewiesen werden."

    Wenn es nicht klappt, soll nochmal über einen Leinenzwang für Hunde gesprochen werden

    Insgesamt wird ein Erfolg des neuen Konzeptes davon abhängen, ob Erholungssuchende bereit sind mitzumachen. Die Landschaftspflege setzt seit zwei Jahren Naturschutzscouts ein, die Besucherinnen und Besucher auf die geltenden Spielregeln hinweisen. Die 15 ehrenamtlichen Kräfte sollen nun verstärkt auf dem neuen Wegenetz unterwegs sein. "Die Scouts bekommen vielfach von den Leuten gesagt, dass sie nicht wissen, dass sie in einem Naturschutzgebiet unterwegs sind, oder dass sie die Verhaltensregeln nicht kennen", sagt Liebig. Die neuen Infoschilder sollen dafür sorgen, dass es keiner mehr übersehen kann.

    Der Landschaftspflegeverband werde nun die Entwicklung beobachten, lernen und vielleicht auch noch nachjustieren müssen, kündigt der Geschäftsführer an. Insbesondere mit der Hundehalterinitiative Wauxburg will er das Gespräch suchen. "Wenn es nicht klappt, sollte aus unserer Sicht der Leinenzwang wieder Thema werden."

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