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Augsburg-Oberhausen: "Zustände am Bahnhof sind verheerend und erschreckend"

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"Zustände am Oberhauser Bahnhof sind verheerend und erschreckend"

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    Die Süchtigenszene sitzt jetzt oft beim Kiosk von Bob's. Deshalb wächst in Oberhausen der Unmut. Die Stadt Augsburg sieht Handlungsbedarf.
    Die Süchtigenszene sitzt jetzt oft beim Kiosk von Bob's. Deshalb wächst in Oberhausen der Unmut. Die Stadt Augsburg sieht Handlungsbedarf. Foto: Silvio Wyszengrad

    Hannelore Köppl lebt für ihren Stadtteil Oberhausen. Doch die derzeitige Situation am Oberhauser Bahnhof bezeichnet die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Vereine und Organisationen als "verheerend und erschreckend". Hintergrund: Die Menschen aus der Süchtigenszene sind umgezogen und haben ihr Quartier nun am Kiosk von Bob's bezogen. Drogensüchtige und Alkoholiker rücken am belebten Platz damit noch stärker ins öffentliche Bewusstsein. Die Bürger in Oberhausen sind deshalb in Sorge. Bei der Stadt Augsburg weiß man um die Problematik, sagt Sprecher Stefan Sieber: "Der Zustand des Helmut-Haller-Platzes ist aktuell nicht befriedigend." Die Stadt sei sich ihrer Verantwortung aber bewusst: "Es gibt Handlungsbedarf."

    Der Helmut-Haller-Platz gilt seit vielen Jahren als Treffpunkt der Süchtigenszene. Das Areal ist verkehrsgünstig gelegen, da es eine Tramhaltestelle gibt. Der Weg der Straßenbahn führt von dort aus weiter in Richtung Bezirkskrankenhaus, wo auch Süchtige betreut werden; es gibt eine Drogen-Tagesklinik. Eine weitere Einrichtung, um Süchtige direkt vor Ort in Oberhausen zu betreuen, ist der "BeTreff". Es handelt sich um einen Kontaktladen mit Beratung. Süchtige können sich hier an kalten Tagen aufwärmen, erlaubt ist auch, dass Abhängige im Laden ein Bier trinken dürfen.

    Der Kontaktladen "BeTreff" macht Sommerpause

    Dass der Oberhauser Bahnhof ein Treffpunkt für die Szene ist, ist nicht neu. Doch jahrelang hielten sich die Süchtigen in einem etwas abgelegenen Bereich des Bahnhofsvorplatzes auf. Dass sie nun ihren Standort verlagert haben, ist für Katrin Wimmer nachvollziehbar. Die Sozialpädagogin arbeitet im BeTreff und hält engen Kontakt mit den Süchtigen. "Der BeBreff hat seit 7. August drei Wochen lang Sommerpause", sagt sie. Aus Personalmangel habe man sich für diese Lösung entscheiden müssen. Der Platz am Kiosk von Bob's biete bei der Hitze ersatzweise Schutz: "Es gibt dort Schatten." Im Bereich des ehemaligen Spielplatzes dagegen "knallt die Sonne förmlich runter", sagt Katrin Wimmer. Sie betont, dass man in der Vergangenheit eng mit Gastronom Stefan "Bob" Meitinger kooperiert habe.

     Hannelore Köppl. Angelika Lippert und Gertraud Baumann (von links) von der Arge Oberhausen.
    Hannelore Köppl. Angelika Lippert und Gertraud Baumann (von links) von der Arge Oberhausen. Foto: Michael Hörmann

    Bei Bob's nimmt man die Entwicklung mit Sorge zur Kenntnis. Geschäftsführer Chris Ress sagt: "Wir haben in den letzten Wochen und Monaten eine zunehmende Verschlechterung der Situation wahrgenommen." Manche Süchtige liegen nach seinen Angaben in allen Ecken des Platzes herum, teilweise mit Überdosis. Auch menschliche Exkremente seien in allen Ecken sichtbar. "Offene benutzte Spritzen, sonstiges Drogenutensil, eigentlich alles wird überall entsorgt. Nur nicht, wo es entsorgt werden soll", klagt Ress. Offenbar sei zudem ein neuer „Stoff“ im Umlauf, der Süchtige zunehmend aggressiv und absolut unberechenbar mache.

    Bahnhof Oberhausen: Leute meiden Tramhaltestelle

    Ress verweist auf den finanziellen Schaden: "Bei unserem Kiosk wurden in den letzten Wochen mehrmals durch Sachbeschädigung Teile des Biergartens beschädigt, Stühle entwendet sowie Stromanschlüsse manipuliert, um eigene Wasserkocher anzuschließen." Es ist laut Ress eine Kombination, die zu einer Verschlechterung der Situation geführt habe: "Es muss nun im Austausch zwischen Stadt Augsburg, Polizei, Drogenhilfe und ortsansässigen Institutionen wie Arge Oberhausen und Bob's ein runder Tisch oder eine Arbeitsgruppe organisiert werden, die verschiedene Instrumente besprechen und umsetzen können, um nachhaltig eine Lösung zu erwirken."

    Hannelore Köppl und ihre Mitstreiterinnen von der Arge Oberhausen hatten zuletzt berichtet, dass ältere Personen die Tram-Haltestelle am Bahnhofsvorplatz meiden und lieber Umwege in Kauf nehmen. Die Seniorinnen und Senioren fühlten sich im Umfeld der Süchtigenszene nicht wohl, auch wenn es bislang keine Delikte gegeben hat. "Es reicht oft schon der Anblick", meint Hannelore Köppl. 

    Bei der Stadt erkennt man das Konfliktpotenzial, das durch die Präsenz von Süchtigen entstehe. Man könne der Stadt jedoch keine Untätigkeit vorhalten, sagt Sprecher Stefan Sieber: "Die Stadtverwaltung kümmert sich intensiv um den Helmut-Haller-Platz. Es handelt sich aber um eine vielschichtige Situation, die sich nicht umgehend mit einer einzigen, klar abgrenzbaren Maßnahme verbessern lässt." Die Stadt arbeite daher mit verschiedenen Aktionen an "einer stetigen Verbesserung vor Ort". Nun soll auch eine seit Langem angesprochene Forderung umgesetzt werden: Am hinteren Platzbereich soll eine überdachte Fläche entstehen, geplant ist die Fertigstellung bis Ende Oktober. Ziel sei, Menschen, die sich regelmäßig vor Ort aufhalten, eine Aufenthaltsmöglichkeit und Schutz bei Nässe oder Hitze zu bieten, erläutert Sieber. Damit soll eine Verbesserung des Sicherheitsempfindens für Passantinnen und Passanten einhergehen: "Wenn sich der Unterstand bewährt und die Erwartungen erfüllt werden, könnte der Unterstand dauerhaft stehen."

    Die Stadt möchte den Platz in Oberhausen häufiger reinigen

    Beschwerden von Bürgern werden ernst genommen, betont Sieber: "Wenn das subjektive Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung beeinträchtigt wird oder der Aufenthalt mit negativen Begleiterscheinungen einhergeht, besteht Handlungsbedarf." Polizei und städtischer Ordnungsdienst würden durch ihre Präsenz einen wichtigen Beitrag leisten. Aufgrund der aktuellen Situation überprüft die Stadt auch noch einmal die Möglichkeiten, die Örtlichkeit öfter zu reinigen. Zum Helmut-Haller-Platz rücken aber bereits jetzt zweimal am Tag Beschäftige der Stadtreinigung an. Dies gelte zudem für die Toiletten am Oberhauser Bahnhof, die laut Sieber zweimal täglich während der Öffnungszeiten zwischen 6.30 und 22 Uhr gereinigt werden. 

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