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Augsburg: Nutzung untersagt: Droht der Augsburger Kahnfahrt das Aus?

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Nutzung untersagt: Droht der Augsburger Kahnfahrt das Aus?

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    Der Besitzer der Kahnfahrt hat von der Stadt eine Nutzungsuntersagung zugeschickt bekommen.
    Der Besitzer der Kahnfahrt hat von der Stadt eine Nutzungsuntersagung zugeschickt bekommen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Kahnfahrt-Betreiber Bela Balogh, der den Bootsverleih am Oblatterwall mit 147 Jahre alter Tradition in vierter Generation betreibt, ist verzweifelt: Die Stadt hat ihm vor wenigen Tagen eine Nutzungsuntersagung für das Gastro-Gebäude zugeschickt. "Ich bin fix und fertig", sagt Balogh, der ein komplettes Aus der Augsburger Institution befürchtet. Seitens der Stadt war man am Wochenende bemüht, die Lage zu beruhigen. Es gehe in erster Linie darum, beim Thema Brandschutz eine Lösung zu finden. Man sei zuversichtlich, dass die Kahnfahrt wie üblich zum 1. April öffnen könne, zumindest was den Bootsverleih und die Gastronomie auf der Terrasse betrifft. Für den Innenbereich sieht es hingegen noch nach Problemen aus.

    Hintergrund der Diskussionen ist, dass der Stadt im vergangenen Jahr Probleme mit dem Brandschutz in dem Gastronomie-Gebäude auffielen. Es kam auch heraus, dass es sich bei dem etwa 50 Jahre alten Gebäude, das zwischen Stadtmauer und Bootsanlage liegt, um einen Schwarzbau ohne Genehmigung handelt. Seitdem laufen Gespräche, das Bauordnungsamt verschickte zuletzt eine Nutzungsuntersagung, die bei Zuwiderhandlung eine Strafe von 5000 Euro androht. Balogh sagt, ihm sei auch angekündigt worden, dass er das Gastro-Gebäude möglicherweise zu beseitigen habe, auch wenn dazu noch keine Anordnung erging. 

    Kahnfahrt in Augsburg: "Das Aus für eine Augsburger Institution"

    Sollte es so kommen, bedeute dies das Ende für die Kahnfahrt, sagt Balogh. "Das wäre das Aus für eine Augsburger Institution." An der Einrichtung hingen die Gefühle vieler Augsburger, aber auch seiner Familie. Zudem gehe es um Existenzen. Ein Neubau würde seine finanziellen Möglichkeiten überschreiten. "Zwei Jahre Corona stecken uns noch immer in den Knochen." Vermutlich sei ein Bootsverleih dann immer noch irgendwie machbar, den Gastro-Innenbereich brauche er aber aus wirtschaftlichen Gründen. "Ohne den Innenbereich kann ich keine Reservierungen für Hochzeiten, Taufen oder Geburtstage annehmen", so Balogh. 

    Dieses Aquarell von der Augsburger Kahnfahrt stammt aus dem Jahr 1827. Schon damals waren auf dem Stadtgrabenabschnitt um den Oblatterwall Ruderboote unterwegs.
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    15 Bilder
    Der Augsburger Kahnfahrt droht das Aus. Der Bootsverleih hat eine weit über hundert Jahre alte Tradition, wie diese Bilder aus der Vergangenheit zeigen.

    Die seien in der Kalkulation aber ein wichtiger Punkt, weil sie in der von April bis Oktober dauernden Saison einen witterungsunabhängigen Umsatz bringen. "Bei sechs Monaten Öffnungszeit kommt es auf jedes Wochenende an." Im Übrigen, so Balogh, sehe er sich auch nicht in der Pflicht, das Gebäude abzureißen, weil er es nicht gebaut habe. Der Bau – wohl erst als überdachte Fläche errichtet und dann zum geschlossenen Lokal erweitert – fand in der Zeit einer der Vorgängergenerationen der Betreiberfamilie statt. Vermieter des Geländes ist die Liegenschaftsverwaltung der Stadt, der offenbar jahrzehntelang nicht auffiel, dass es sich bei dem Gebäude um einen Schwarzbau handelt.

    Es wird nach Lösungsmöglichkeiten zur Rettung der Kahnfahrt gesucht

    Bei der Stadt bemühte man sich am Wochenende um eine Beruhigung der Lage. Das vordringliche Thema sei der Brandschutz, den man in den Griff bekommen müsse. Die Nutzungsuntersagung war demnach wohl eher als formaler Schritt zu sehen. Man arbeite schon seit Längerem an einer Lösung. Die Stadt sieht ein Problem darin, dass im Fall eines Feuers der Fluchtweg vom Gelände durchs Restaurant und über den Zugang in der Stadtmauer führt. Ansonsten ist der längliche Bau des Restaurants von Wasser und Stadtmauer begrenzt, sodass es wenig Ausweichmöglichkeiten gibt. 

    Eine Möglichkeit, die geprüft wird, wäre ein zweiter Fluchtweg mit Durchbruch durch die Stadtmauer, wobei dafür ein privater Grundstückseigentümer mitziehen müsste. Als andere Möglichkeit käme eine angebaute Plattform über dem Wasser als Sammelpunkt infrage, wenn der Hauptfluchtweg durchs Restaurant wegen Feuer und Rauch nicht mehr nutzbar wäre. Man arbeite in jedem Fall daran, dass zum 1. April der Betrieb aufgenommen werden kann, heißt es seitens der Stadt. Dies habe Vorrang. Eine Umsetzung der Maßnahmen ist bis dahin zwar nicht realistisch, denkbar ist aber ein Betrieb mit Duldung. In einem zweiten Schritt müsse man sich dann mit der Frage auseinandersetzen, wie man mit dem Gebäude umgeht. Ob eine nachträgliche Genehmigung infrage kommen könnte oder ob das Abriss-Szenario tatsächlich realistisch ist, blieb am Wochenende unklar. Die Stadt kündigte für Montag eine ausführlichere Stellungnahme an. 

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