Draußen herrscht schwüle Hitze, aber in der Taverna Il Galeone in Neusäß braucht es kühle Köpfe. Es ist Donnerstagabend, 18.30 Uhr. Tief über die Spielbretter gebeugt sitzen die Spieler des sogenannten Go-Clubs Augsburg. Das Brettspiel Go ist in China und Japan berühmt, in Deutschland kaum bekannt. In
Bei "Go" geht es darum, sich ein möglichst großes Gebiet auf einem Brett mit Linienraster zu sichern. Dazu verwendet man weiße und schwarze Spielsteine. Besetzt werden aber nicht die Felder, sondern die Kreuzungspunkte der Linien. Wer am Ende das größte Gebiet besetzt und am wenigsten Steine verloren hat, gewinnt. Dabei muss man das Spiel nicht unbedingt offensiv spielen und möglichst viele Steine schlagen, denn: "Kämpfen ist nicht der Schlüssel zum Go, es dient allein als letzter Ausweg", sagte ein Go-Meister, der vor mehr als 3000 Jahren lebte.
Der Go-Club Augsburg musste wegen Platzmangel nach Neusäß ausweichen
Der Augsburger Go-Club, der wegen Platzproblemen nach Neusäß ausweichen musste, pflegt diesen traditionsreichen Zeitvertreib seit Jahrzehnten. Der Dachverband schätzt, dass es allein in Deutschland etwa 750.000 aktive Go-Spielerinnen und -Spieler gibt. Bei den Augsburgern sind es im Schnitt sechs Spieler, die sich donnerstags treffen. Insgesamt sind zwar mehr Leute im Club, aber die regelmäßige Teilnahme ist nicht verpflichtend.
Die meisten Spieler des Clubs, der seit einiger Zeit kein eingetragener Verein mehr ist, sind schon als Studenten oder Schüler ans Go herangeführt worden und haben sich der Sucht nach dem Spiel, wie sie selbst sagen, bis heute nicht entziehen können. Einer von ihnen ist Thomas Brückmann. "Ich habe damit als Student angefangen", erzählt er. "Meine damalige Freundin wollte immer Karten spielen. Mir war das irgendwann zu blöd und ich habe nach einem Spiel gesucht, in dem Glück keine Rolle spielt. So kam ich zum Go." Fabian Bambusch, der unter seinen Mitspielern als bester in der Gruppe gilt, sagt, die Regeln seien verblüffend einfach - auch wenn man am Anfang durchaus eine gewisse Frustrationstoleranz mitbringen müsse. Neue Spieler seien aber immer willkommen und würden freundlich aufgenommen.
Anfängerinnen und Anfänger üben zunächst auf einem kleineren Brett das sogenannte Atari-Go. Dabei wird nur das Fangen der gegnerischen Steine trainiert. Erst, wenn man das gemeistert hat, darf man auf dem größeren Brett spielen. "Nach ein bis zwei Monaten", sagt Thomas Konert, der seit über 30 Jahren dabei ist, "hat man dann auch schon eine Chance gegen erfahrenere Spieler."