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Augsburg: Jetzt steht fest, wann die Arbeiten für Haunstetten Südwest beginnen sollen

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Jetzt steht fest, wann die Arbeiten für Haunstetten Südwest beginnen sollen

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    Auf diesen Äckern sollen einmal Wohnungen stehen: Die Stadt stellt erste Weichen dafür, die offenen Grundstücksfragen für Haunstetten Südwest zu lösen.
    Auf diesen Äckern sollen einmal Wohnungen stehen: Die Stadt stellt erste Weichen dafür, die offenen Grundstücksfragen für Haunstetten Südwest zu lösen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Baureferent Gerd Merkle (CSU) rechnet nicht vor Ende des Jahrzehnts damit, dass in Haunstetten Südwest die Bagger auffahren werden. "Es ist die größte Maßnahme, die es in Augsburg gegeben hat, und es ist eine der größten laufenden Maßnahmen in Deutschland", so Merkle zu den Planungen für das Quartier, das einmal Heimat für 15.000 Menschen werden soll. Aktuell werde schon viel diskutiert, wo eine Kita oder ein Park hinkommen, aber dies sei insgesamt noch "Zukunftsmusik". Zwar gibt es schon Überlegungen aus einem Architektenwettbewerb zur Gliederung des Viertels, im Detail ausgearbeitet oder gar abschließend beschlossen sind sie aber noch nicht. Die planerischen Vorarbeiten bis hin zum Baurecht würden nach Jahre dauern, dann werde man mit den ersten Erschließungsmaßnahmen beginnen, so Merkle.

    Haunstetten Südwest soll Augsburgs "Viertel der Zukunft" sein

    Wie berichtet will die Stadt in Haunstetten Südwest ein "Viertel der Zukunft" bauen. Zentrales Element könnte ein Park mit großem See in der Mitte sein, um den sich insgesamt 6000 Wohnungen sowie Büroflächen für knapp 6000 Arbeitsplätze gruppieren. Das Nebeneinander von Wohnen und Büros soll zusammen mit gut verteilter Infrastruktur für eine "Stadt der kurzen Wege" sorgen, in der das Auto eine untergeordnete Rolle spielt. Im Westen des Areals entlang der B17 wird ein Waldstreifen gepflanzt. Er soll für kühle Luft im Viertel sorgen. Das Quartier soll möglichst wenig Energie von außen benötigen. Neben Photovoltaik setzt der Entwurf auf Geothermie und Blockheizkraftwerke, die ein Nahwärmenetz versorgen.

    Parallel zu den Planungen musst die Stadt aber noch ein zweites Thema in Angriff nehmen, nämlich die Sicherung von Grundstücken. Das Thema hat Brisanz, denn es geht neben dem Städtebau und der Frage, ob in Haunstetten neue Nachbarn erwünscht sind, um Geld und um Existenzen. Die Frage ist: Wann werden Grundstücke zu welchem Preis verkauft und wie viel Spekulation ist dabei? Denn der Preis für den Quadratmeter wird sich in den kommenden Jahren auf dem Weg vom Acker- zum Bauland wohl vervielfachen. Und klar ist auch: Teurer Boden bedeutet teure Wohnungen. Doch gleichzeitig kann die Stadt nicht nach Belieben in fremdes Eigentumsrecht eingreifen, zumal auf den Ackerflächen rund acht Landwirte ihren Lebensunterhalt verdienen und gar nicht ohne Weiteres ihre Flächen aufgeben können.

    Kommt es zur Enteignung? Vor 30 Jahren gab es Widerstände in Haunstetten

    Einstweilen hält es sich die Stadt noch offen, wie sie weiter vorgehen will. Schärfstes Instrument wäre die "Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme", bei der in letzter Konsequenz auch Entschädigung gegen Enteignung möglich wäre. Damit will der Gesetzgeber es Kommunen ermöglichen, Großprojekte zügig und in einem Rutsch umzusetzen. Vereinfacht gesagt kauft die Stadt die Grundstücke. Bei der Preisermittlung wird so getan, als ob es um Ackerland geht und nicht um teureres Bauland. Mit den Planungsgewinnen finanziert die Stadt den Bau von Infrastruktur wie Straßen und Grünanlagen. Was übrig bleibt, bekommen die Eigentümer.

    In Haunstetten, wo vor 30 Jahren schon einmal Bauland entwickelt werden sollte, gab es damals aber erheblichen Widerstand. Weil nach dem Abzug der US-Streitkräfte schlagartig viele Wohnungen frei wurden, verschwand das Projekt in der Versenkung. Die Alternativen, eine Neuordnung der Flächen abzüglich öffentlicher Grundstücke (Umlegung) oder ein Ankauf durch die Stadt ohne förmliche Enwicklungsmaßnahme, haben unterschiedliche Vor- und Nachteile, sind aber allesamt auch nicht einfach, so die Prüfung durch eine von der Stadt beauftragte Anwaltskanzlei. Haunstetten Südwest ist aufgrund seiner Größe und der Vielzahl an Eigentümern nicht mit den ehemaligen Kasernenflächen, die zudem alle vom Bund übernommen wurden, vergleichbar.

    Städtebauliche Entwicklung ist laut Baureferent Merkle ein Reizwort

    Merkle betont, dass die "Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme" ein Reizbegriff sei und allenfalls die letzte Lösung sein könne. Der Stadtrat beschloss zuletzt, dass nun vorbereitende Untersuchungen stattfinden sollen, um etwa genau zu erfahren, wer welches Grundstück wie nutzt und wie man am besten vorankommt. Parallel wird gutachterlich für das Ackerland ein Wert festgelegt, bei dem so getan wird, als ob es die Pläne für Haunstetten Südwest nicht gäbe, die Äcker also weiterhin Äcker bleiben. Dieser "eingefrorene Preis", versehen mit einem Zuschlag, wäre im nächsten Schritt die Grundlage für ein Gespräch, ob jemand verkaufen will oder sich selbst als Investor an der Entwicklung des Baugebiets beteiligen möchte - oder ob das für jemanden nicht infrage kommt.

    Baureferent Gerd Merkle sagt, die Erschließung des Wohngebietes Haunstetten Südwest könnte Ende des Jahrzehnts starten.
    Baureferent Gerd Merkle sagt, die Erschließung des Wohngebietes Haunstetten Südwest könnte Ende des Jahrzehnts starten. Foto: Klaus Rainer Krieger (Archivbild)

    Diese Untersuchung ist freilich auch die formale Grundlage für eine Entwicklungsmaßnahme. Merkle betont aber, dass mit der Untersuchung keinesfalls ein Automatismus für eine "Städtebauliche Einwicklungsmaßnahme" verbunden sei. "Wir wollen die Dinge in einem kooperativen Verhältnis regeln." Dazu brauche man eine Gesprächsgrundlage, die die Untersuchung liefere. Was die Landwirte betrifft, sei man im Amt für Landwirtschaft im Gespräch zu möglichen Tauschflächen. Dies wäre mitunter aber womöglich mit Umzügen von Bauernhöfen verbunden. Mit den Ergebnissen der Untersuchung werde man erneut in Gespräche mit Eigentümern und Pächtern gehen.

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