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Augsburg: Neues Umweltbildungszentrum – wo das Naturbewusstsein geschärft werden kann

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Neues Umweltbildungszentrum – wo das Naturbewusstsein geschärft werden kann

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    Mit dem Umweltbildungszentrum wurde ein Ort geschaffen, wo sich Menschen über Themen wie den Klimawandel und den Verlust der Biodiversität informieren können. Das Gebäude ist ein Beispiel für nachhaltiges Bauen.
    Mit dem Umweltbildungszentrum wurde ein Ort geschaffen, wo sich Menschen über Themen wie den Klimawandel und den Verlust der Biodiversität informieren können. Das Gebäude ist ein Beispiel für nachhaltiges Bauen. Foto: Michael Hochgemuth

    Das Umweltbildungszentrum (UBZ) könne helfen, "unsere erlernte Schwerhörigkeit zu überwinden", wenn es um Bewusstsein für die Natur gehe, betonte bei der Vorstellung des nun eröffneten Gebäudes Jens Soentgen, der wissenschaftliche Leiter des Wissenschaftszentrums Umwelt der Uni Augsburg. Er ist sich sicher: "Ökologische Bildung erweitert unser moralisches Engagement." Zahlreiche Redner unterstrichen am Samstag die Bedeutung des neuen Gebäudes der Umweltstation. Am Sonntag kamen zahlreiche interessierte Bürgerinnen und Bürger zum Tag der offenen Tür

    Umweltreferent Reiner Erben sprach von "einem Ort, wo Stadtgesellschaft, Wissenschaft und Politik sich treffen können". Oberbürgermeisterin Eva Weber hoffte, dass das UBZ "Handlungswissen" darüber vermittele, wie jeder Einzelne selbst etwas für mehr Nachhaltigkeit tun kann. Das Umweltbildungszentrum liegt direkt beim Botanischen Garten und dem Zoo, welche eine Million Besucher pro Jahr anziehen. Auch das Naturschutzgebiet Stadtwald grenzt direkt an. Man erhofft sich von dieser strategisch günstigen Lage viele Interessierte, die künftig auch dem Umweltbildungszentrum einen Besuch abstatten wollen. Menschen jedes Alters, die wissen wollen, wie sie eigenverantwortlich nachhaltiger leben können – von der klimafreundlichen Mobilität und dem Vermeiden von Plastikmüll über den insektenfreundlichen Garten bis zum nachhaltigen Textilkonsum und dem Haltbarmachen von saisonalem Obst und Gemüse. Das Umweltbildungszentrum Augsburg soll nicht nur ein Gebäude sein, sondern auch ein Statement, welches zeigen soll: Der Stadt ist Umweltbildung wichtig. Während das Rathaus ein architektonisches Symbol für Demokratie und bürgerliche Beteiligung darstellt und der Dom ein Wahrzeichen christlicher Werte, sei das Umweltbildungszentrum ein "Leuchtturm für Nachhaltigkeit", argumentiert Nicolas Liebig von der Umweltstation und dem Landschaftspflegeverband der Stadt. Mit dem UBZ wurde ein Ort geschaffen, wo Menschen sich informieren können über Themen wie den Klimawandel und den Verlust der Biodiversität. Man wolle "ohne erhobenen Zeigefinger zeigen, was jeder Einzelne dazu beitragen kann, die Zukunft besser zu gestalten", so Liebig. Er freute sich über das große Interesse am Tag der offenen Tür. "Die Zustimmung ist groß."

    Durch das große Bullauge in der Decke erstrahlt das Foyer lichtdurchflutet.
    Durch das große Bullauge in der Decke erstrahlt das Foyer lichtdurchflutet. Foto: Michael Eichhammer

    Das Gebäude ist ein Beispiel für nachhaltiges Bauen. "Viele betreten das Gebäude und denken, das wäre Beton", berichtet Nicolas Liebig. Doch kommen für die Wände des Umweltbildungszentrums weder Zement noch eine Stahlarmierung zum Einsatz, welche einen hohen CO₂-Abdruck haben. Die Wände sind aus Lehmstampf. 350 Kubikmeter Holz wurden als Träger verbaut. Lediglich die Bodenplatte musste aus Zement sein, weil dies eine Vorgabe für die Statik war. Eine Besonderheit: Stampflehm ist zu 100 Prozent recycelbar. Theoretisch könnte man das Gebäude abbauen, das Material mit Wasser vermischen und an anderer Stelle wieder aufbauen. Was wie eine futuristische Bauweise klingt, ist in Wirklichkeit uralt: Bereits die Kelten nutzten diese Methode. 

    Umweltbildungszentrum: Das Streben nach einem geringen ökologischen Fußabdruck

    Im Rahmen eines Architektenwettbewerbs im Jahr 2016 entstand die Vision eines besonderen Projekts. Beispiellos war es in einem Aspekt von Anfang an: Das Streben nach einem möglichst geringen ökologischen Fußabdruck begann bereits in der Bauphase. Die Architekten sollten ihre Baumaterialien angeben, und die Umweltkosten wurden aufgrund einer vorher angelegten Matrix automatisch errechnet. Das Verfahren war so einzigartig, dass die Deutsche Bundesstiftung Umwelt das Verfahren förderte, weil es als innovativ und modellhaft eingestuft wurde.

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    Direkt beim Botanischen Garten, Zoo und Stadtwald lädt das neue Umweltbildungszentrum Augsburg Wissbegierige zur Reflexion über Nachhaltigkeit ein.

    Von außen sieht man vor allem Glas und Holz. Im Inneren bleibt es naturnah. Durch das große Bullauge in der Decke erstrahlt das Foyer lichtdurchflutet. Das besondere Erscheinungsbild der Wände, die Böden aus Eichenholz und die Holzvertäfelungen an der Decke bekunden bereits auf den ersten Blick die Naturverbundenheit der neuen Augsburger Institution. In der Lehrküche soll in der Praxis greifbar werden, wie man gesunde Ernährung umsetzt, Nahrungsmittel haltbar macht und Lebensmittelverschwendung vermeidet. Außerdem bietet das Umweltbildungszentrum einen Seminarbereich, einen Bürotrakt für die Mitarbeiter, Ausstellungsraum, Archiv und Werkstatt.

    Die 2007 gegründete Umweltstation Augsburg war bis zur Eröffnung des UBZ die einzige der über 60 bayerischen Umweltstationen ohne eigenes Gebäude. Während die Augsburger Umweltstation vor der Corona-Pandemie im Schnitt 600 Veranstaltungen im Jahr abhielt, plant man dank des frisch eingeweihten Gebäudes nun mit 1500 Veranstaltungen. Zur Zielgruppe des UBZ zählen Schulen und Kindergärten ebenso wie Vereine und Unternehmen.

    Geplant sind auf dem rund 1000 Quadratmeter großen Areal außerdem Dauerausstellungen zu Themen wie Klima- und Ressourcenschutz, Naturschutz, zum Welterbe Wassermanagement-System oder dem Zukunftsprojekt Licca Liber zur Renaturierung des Lechs. Eine Dauerausstellung zum Thema Trinkwasserschutz soll im Herbst den Anfang machen. Bereits jetzt kann eine kleine Wanderausstellung vom Fischereiverband besucht werden. 

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