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Augsburg: Neuer Vorstoß: Kommt die Leinenpflicht für Hunde auf Augsburger Heiden?

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Neuer Vorstoß: Kommt die Leinenpflicht für Hunde auf Augsburger Heiden?

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    Hündin "Rani" genießt den Lauf ohne Leine auf der Hasenheide. Nicht angeleinte Hunde, die ihren Besitzern nicht gehorchen, sorgen auf den Augsburger Heiden jedoch zunehmend für Konflikte mit dem Naturschutz.
    Hündin "Rani" genießt den Lauf ohne Leine auf der Hasenheide. Nicht angeleinte Hunde, die ihren Besitzern nicht gehorchen, sorgen auf den Augsburger Heiden jedoch zunehmend für Konflikte mit dem Naturschutz. Foto: Klaus Rainer Krieger

    In Augsburg mehren sich die Stimmen, eine Leinenpflicht für Hunde in bestimmten Bereichen des Stadtwaldes einzuführen. Sieben Vereine der Naturschutzallianz fordern, Hunde auf den Heiden an die Leine zu nehmen. Ihr Argument: Die sensiblen Schutzbereiche stehen als Ausflugsziele immer stärker unter Druck und die Zahl der Hunde hat stark zugenommen. Unterstützung kommt vom Tierschutzverein. Sogar ein Teil der Hundehalter sieht die Leinenpflicht inzwischen als letztes Mittel, sollten andere Maßnahmen keinen Erfolg zeigen.

    Das Streitthema Leinenzwang schwelt in Augsburg schon länger. Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) wollte vor drei Jahren eine Regelung für den Stadtwald erreichen. Das rund 21 Quadratkilometer große Schutzgebiet im Süden Augsburgs sollte damit besser vor weiteren Schäden und Beeinträchtigungen bewahrt werden. Das Vorhaben löste einen Proteststurm von Hundehaltern und Hundehalterinnen aus, von der Stadt wurde es daraufhin nicht umgesetzt. Die Probleme sind geblieben. Denn ein Teil der jährlich drei Millionen Besucher nützt das Schutzgebiet mit selten gewordenen Wildtieren und Pflanzen als Hundespielwiese, Liege-, Grill- und Feierplatz. Wegen der zunehmend prekären Situation hat der städtische Landschaftspflegeverband mehrfach öffentlich Alarm geschlagen.

    Vorschrift verbietet, Hunde "unkontrolliert" laufen zu lassen

    Die Augsburger Allianz aus Naturschützern, Jägern, Fischern, Alpinisten und Naturwissenschaftlern will nun mit einem Brandbrief an höherer Stelle etwas bewegen. Forderung: Die Regierung von Schwaben soll die Naturschutzverordnung für den Stadtwald modernisieren. Anstelle "nutzloser Worthülsen" brauche es eine Verordnung, die dem gesetzlichen Schutzauftrag unter heutigen Bedingungen gerecht werde, sagt Günther Groß, Sprecher für die Vereine.

    Ein Leinengebot für Hunde gibt es an der Koppel für die Przewalski-Wildpferde im Stadtwald.
    Ein Leinengebot für Hunde gibt es an der Koppel für die Przewalski-Wildpferde im Stadtwald. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Zwar verbieten es die Vorschriften aus dem Jahr 1994, "Hunde unkontrolliert laufen zu lassen". Diese Formulierung ist aus Sicht der Naturschutzallianz jedoch zu schwammig und nicht mehr zeitgemäß: Wenn der Hund Stöckchen auf der Heide apportiere, laufe er formal nicht "unkontrolliert". Der Stadtwald sei überregional ein Ausflugsziel für Hundebesitzer, die ihre Vierbeiner frei laufen lassen.

    Groß betont: "Unsere Forderung einer Leinenpflicht betrifft nur die Heiden, also einen flächenmäßig sehr geringen, aber ökologisch äußerst sensiblen Bereich des Stadtwaldes." Der Artenschwund im Stadtwald schreite trotz guter Pflege schnell fort. Insgesamt sei mehr Besucherlenkung und Kontrolle durch Ranger für das Natura-2000-Gebiet von europäischer Bedeutung nötig.

    Tierschützer und Hundehalter sagen: Die Stadt Augsburg tut zu wenig

    Beim Tierschutzverein spricht man sich ebenfalls für eine Leinenpflicht für Hunde auf den Heiden aus. "Wir unterstützen den Vorstoß der Naturschutzallianz ohne Wenn und Aber", sagt Vorsitzender Heinz Paula. Auf diesen wichtigen und überschaubaren Flächen müsse es darum gehen, Wildtiere wie Bodenbrüter, Feldhasen oder Rehe vor Störungen oder Angriffen zu bewahren. Paula kritisiert zudem, dass bei der Stadt seit Jahren nichts vorangehe, um einen besseren Schutz zu erreichen. Dabei seien zahlreiche Initiativen bereit, an Lösungen mitzuarbeiten.

    Auch bei "Wauxburg" , einer Interessengemeinschaft von rund 2200 Hundehaltern, sieht man Handlungsbedarf. Viele Hunde seien nicht entsprechend erzogen, dass sie frei laufen können, sagt Rudi Brandl. Seit zwei Jahren werde mit der Stadt über das Problem geredet, bisher sei nichts umgesetzt. Zahlreiche Vorschläge seien nicht aufgegriffen worden, etwa die Verteilung eines "Hundeknigge" oder ein „Führerschein“ für Hundehalter. Nötig seien Schilder mit Verhaltensregeln für Erholungssuchende an den Eingängen zu Parks und Wäldern, außerdem Ranger, die über die Regeln informieren und notfalls sanktionieren. "Wauxburg will auf keinen Fall eine Leinenpflicht für die Heiden, die aus dem Nichts kommt", so Brandl. Sollten jedoch alle diese Maßnahmen nicht funktionieren, sei für die Interessengemeinschaft eine Leinenpflicht für Hunde in bestimmten Bereichen "denkbar".

    Regierung von Schwaben: Eine Entscheidung ist noch nicht getroffen

    Wie die Regierung von Schwaben mitteilt, sind der wachsende Druck von Erholungssuchenden auf das Naturschutzgebiet und mögliche Maßnahmen zur Besucherlenkung Thema wiederkehrender Gespräche zwischen den beteiligten Stellen. "Über eine Anpassung der Schutzgebietsverordnung als Option wurde diskutiert, Entscheidungen konnten aber noch nicht getroffen werden, da weitere Gesprächsrunden anstehen", so Sprecher Karl-Heinz Meyer.

    Umweltreferent Erben sagt, die Stadt stehe dem Thema offen gegenüber, zuständig sei jedoch die Regierung. "Bisher besteht die naturschutzrechtliche Einschätzung, dass eine Festlegung der Leinenpflicht auf besonders sensible Bereiche nicht möglich ist, sondern dann die gesamte Schutzgebietsverordnung angepasst werden müsste." Nötig sei zudem, dass der Freistaat neben den neuen Rangerstellen der Stadt weitere Stellen bereitstellt. Nur so könne der dauerhafte Erhalt der Flächen sichergestellt werden. "Ich habe mich dazu auch schon an den bayerischen Umweltminister gewandt, allerdings nicht erfolgreich", so Erben. Nur anerkannte Naturparke bekämen eine Förderung für Rangerstellen. Um die Probleme in den Griff zu bekommen, plant die Stadt nun, auf den Heiden bestimmte Wege mit Pflöcken zu kennzeichnen - so wie auf der Königsbrunner Heide. Die Arbeiten sollen noch im Sommer beginnen.

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