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Augsburg: Neuer Rabbiner Asher Goldshmid will die Gemeinde sichtbarer machen

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Neuer Rabbiner Asher Goldshmid will die Gemeinde sichtbarer machen

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    Augsburgs jüdische Gemeinde hat mit Asher Goldshmid einen neuen Rabbiner gefunden. Nach seiner Ausbildung in Israel nahm der 28-Jährige seine Arbeit in der Stadt auf und hat viel vor.
    Augsburgs jüdische Gemeinde hat mit Asher Goldshmid einen neuen Rabbiner gefunden. Nach seiner Ausbildung in Israel nahm der 28-Jährige seine Arbeit in der Stadt auf und hat viel vor. Foto: Peter Fastl

    Lange ist Asher Goldshmid noch nicht in Augsburg, aber er hat schon eine Stelle gefunden, die er besonders gerne mag. Der Anblick der beiden Kanäle, die nahe dem Brechthaus in der Altstadt zusammenfließen, hat es dem neuen

    Sprachen spricht der 28-Jährige viele – Hebräisch, Russisch, Aramäisch, Englisch. Weil Studienkollegen Jiddisch sprachen, versteht er auch viele Wörter auf Deutsch, da sich die Sprachen in manchen Ausdrücken ähneln. Nachdem sein Deutsch aber noch nicht perfekt ist, lässt er Gemeindemitglied David Lisowski übersetzen, Goldshmids Frau Miriam beteiligt sich an dem Gespräch auf Englisch. Schnell geht es in verschiedenen Sprachen am Tisch hin und her, das Gespräch ist genauso vielfältig, wie es der bisherige Lebensweg des neuen Rabbiners nun einmal ist. Geboren wurde Goldshmid in Jerusalem, er wuchs in Karmiel auf, einer Stadt im Norden Israels. Auch sein Vater und Großvater waren Rabbiner. Aber erst als er die Jeschiwa besuchte, eine Hochschule, an der sich die meist männlichen Schüler dem Thora- und Talmud-Studium widmen, beschloss er, die Rabbinerausbildung einzuschlagen. "Ich hätte diesen Weg nicht gehen müssen, aber ich entschied mich bewusst dafür." Während seines Studiums verbringt er zweieinhalb Jahre als Tutor in Russland und Belarus und sammelt dort auch Erfahrungen in der Gemeindearbeit. Im vergangenen Jahr habe er über Bekannte dann von der vakanten Stelle in Augsburg erfahren. 

    Henry G. Brandt war lange Jahre Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg.
    Henry G. Brandt war lange Jahre Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg. Foto: Silvio Wyszengrad

    Von 2004 bis 2019 war Henry G. Brandt der Gemeinderabbiner in Augsburg, er starb 2022. Nach seinem Abschied war die Stelle lange Zeit nicht besetzt. Im vergangenen Jahr gab es schließlich für wenige Monate eine Lösung, die sich dann aber aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen zwischen Gemeinde und Rabbiner zerschlug. David Lisowski habe die Gemeinde in der Zeit ohne Rabbiner in seiner Freizeit unterstützt und tut es nach wie vor. Er freut sich, dass mit Rabbi Goldshmid nun wieder jemand gefunden wurde, der für die jüdische Gemeinde da ist, mit ihnen die Feiertage zelebriert, betet und Ansprechpartner ist für alle religiösen Fragen sowie Sorgen und Nöte. Wenige Tage vor dem Pessach-Fest im April ist er nach Abschluss seiner Ausbildung mit seiner Familie in Augsburg angekommen. Die Vorbereitungen zu dem wichtigen jüdischen Feiertag seien deshalb ein wenig stressig gewesen, gesteht er mit einem Lächeln, aber der Sprung ins kalte Wasser sei geglückt. Nun hat der junge Rabbiner viel vor. Er will die Gemeinde für die jungen jüdischen Mitglieder attraktiver machen und sie in das Gemeindeleben integrieren.

    Jüdische Gemeinde in Augsburg hilft 100 ukrainischen Familien

    Rund 1400 Mitglieder zählt die Augsburger jüdische Gemeinde, ein Großteil stammt aus der ehemaligen Sowjetunion. Alexander Mazo, Präsident der IKG Schwaben-Augsburg, berichtete kürzlich in der Wochenzeitung Jüdische Allgemeine über die vielfältigen Herausforderungen: Er sprach über den Wunsch nach einer sicheren Zukunft trotz aller Schwierigkeiten und trotz des Antisemitismus. Mazo berichtete, dass in Augsburg die Stelle eines Antisemitismusbeauftragten eingerichtet wurde, dass sich die Gemeinde um 100 ukrainische Familien kümmere. "Wir freuen uns über einen neuen Friedhof und bauen eine Aussegnungshalle. Die Sanierungsarbeiten der Synagoge dauern planungsgemäß acht Jahre. Wir haben viele Baustellen und alles läuft parallel", teilte er mit. 

    Diese Baustellen will auch Asher Goldshmid begleiten. Er hat aber auch noch andere Pläne. Ein Traum, wie er es nennt, sei es, aus dem Anwesen in der Halderstraße ein großes jüdisches Zentrum für Rabbiner und Gläubige aus Deutschland und Israel zu machen, die zu Veranstaltungen in Augsburg willkommen geheißen werden. "Die Gemeinde soll auch nach außen sichtbar werden." Er selber will in der Stadt präsent sein und auch an Veranstaltungen teilnehmen. Dafür müsse aber erst sein Deutsch noch etwas besser werden.

    Rabbi Asher Goldshmid will in Augsburger Stadtleben präsent sein

    Seine Frau Miriam will ihn bei seiner Arbeit tatkräftig unterstützen. Die 30-Jährige arbeitet von ihrer Wohnung in Pfersee aus als Programmiererin für ein israelisches Unternehmen und kümmert sich um ihren eineinhalbjährigen Sohn. Sie will ihrem Mann bei Veranstaltungen helfen und hat selber schon ein "kleines Event": Gemeinsam mit Geflüchteten habe sie Challa-Brot, jüdisches Zopfbrot, gebacken. Sie könne auch mit Frauen über die Thora sprechen. Als Lieblingsort habe sie die Wertach für sich entdeckt, an der sie gerne spazieren geht. Beide haben Augsburg bislang als "sehr ruhige" Stadt wahrgenommen und freuen sich darauf, in den kommenden Wochen noch mehr städtisches Leben kennenzulernen. 

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