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Augsburg: Tiefgaragen in Augsburg sollen zukünftig weniger Platz für Autos bieten

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Tiefgaragen in Augsburg sollen zukünftig weniger Platz für Autos bieten

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    Tiefgaragen mit Autostellplätzen können bei neuen Bauprojekten in Zukunft kleiner ausfallen, dafür muss bei den Stellplätzen für Räder und Lastenräder deutlich zugelegt werden.
    Tiefgaragen mit Autostellplätzen können bei neuen Bauprojekten in Zukunft kleiner ausfallen, dafür muss bei den Stellplätzen für Räder und Lastenräder deutlich zugelegt werden. Foto: Michael Hochgemuth

    Weniger Parkplätze für Autos in Neubauten, dafür deutlich mehr Platz für Fahrräder und Lastenräder: Die Stadt unternimmt nun einen neuen Anlauf in Sachen Stellplatzsatzung, nachdem es beim ersten Versuch vor Weihnachten erheblichen Knatsch in der schwarz-grünen Koalition bei dem Thema gegeben hatte.

    Inzwischen wurde nachgearbeitet - der damalige Vorschlag sei "nicht ambitioniert genug" gewesen, so die Sprachregelung der Koalitionäre. Aus der Immobilienwirtschaft kommen allerdings erhebliche Bedenken. Die zusätzlichen Flächen für Räder und die Einführung einer Stellplatzpflicht für Lastenräder und Radanhänger werde Platz benötigen, der in der Regel gar nicht da sei. Das werde sich womöglich auch auf die Preise auswirken, warnen Bauträger.

    Augsburg: Zahl der Autostellplätze bei Neubauten geht nach unten

    Künftig ist vorgesehen, dass in Mehrfamilienhäusern pro neuer Wohnung statt bisher 1,1 Auto-Stellplätzen nur noch 1,0 Stellplätze zu bauen sind. Pro 25 Quadratmetern Wohnfläche muss ein Fahrradstellplatz eingeplant werden (bisher ein Platz pro 30 Quadratmetern). Neu ist, dass pro Wohnung ab 50 Quadratmetern ein Abstellplatz für ein Lastenrad oder einen Fahrradanhänger einzuplanen ist. In der Summe bedeutet das: mehr Platz fürs Rad. Unter bestimmten Umständen können Bauherren die Zahl der Autostellplätze weiter nach unten schrauben, wenn es etwa Sharing-Angebote in der Wohnanlage gibt oder gar ein Gemeinschafts-Nahverkehrsticket angeschafft wird. Dann sind auch Reduzierungen auf 0,8 oder sogar 0,5 Stellplätze pro Wohnung möglich.

    Die Hoffnung: Die Nutzung des eigenen Autos wird gegenüber anderen Verkehrsmitteln auf diese Weise unattraktiver. Das Risiko: Die Idee geht nicht auf und die Autos, die in den dann kleineren Tiefgaragen keinen Platz haben, verursachen Parkchaos am Straßenrand. Zuletzt hatte die Stadt für die Bebauung des Obi-Areals neben dem Fabrikschloss im Textilviertel schon ein Stellplatzkonzept genehmigt, das weniger stark aufs Auto setzt. Baureferent Gerd Merkle (CSU) sagte vor der Sommerpause, dass neue Sharing-Konzepte, bei denen verschiedene Autotypen vom Kleinwagen bis zum Transporter in der eigenen Tiefgarage stehen, durchaus attraktiv seien. Gleichwohl müsse auch der Nahverkehr gut ausgebaut sein, wenn solche Projekte zum Erfolg werden sollen. Dann könne aber Autoverkehr reduziert und der Parkplatzbedarf gesenkt werden.

    Schwarz-Grün signalisierte Unterstützung für den überarbeiteten Entwurf. "Das Mobilitätsverhalten wird und muss sich verändern", so CSU-Fraktionschef Leo Dietz. Man wolle, dass alle Verkehrsgattungen gleichermaßen in Planungsprozessen berücksichtigt werden. Die Grünen, die im Winter diverse Nachbesserungen gefordert hatten, etwa bei Gewerbebauten und für Kitas, zeigten sich zufrieden mit dem aktuellen Entwurf. Die Stellplatzsatzung werde einer "anderen, nachhaltigeren Mobilität den Weg ebnen", so Fraktionsvorsitzende Verena von Mutius. Die Änderung der Stellplatzsatzung ist eine Folge aus der Einigung mit den Initiatoren des Fahrrad-Bürgerbegehrens.

    Kosten künftig auch Radabstellplätze?

    Bedenken gegen das neue Regelwerk hat die Immobilienwirtschaft. Die zusätzlich benötigten Flächen für die Radabstellplätze seien oftmals gar nicht vorhanden, letztlich steige der Insgesamt-Flächenbedarf für den Verkehr, weil künftig jeder ein Auto, ein Lastenrad und mehrere Räder unterbringen können solle. "Fast ein Luxusproblem", heißt es aus dem Branchenforum "Aktivkreis Immobilien", in dem Bauträger und Wohnungsbaufirmen im Wirtschaftsraum Augsburg zusammengeschlossen sind. Künftig werde man womöglich - analog zu Tiefgaragenstellplätzen - Radstellplätze einzelnen Wohnungen zuordnen und diese mitverkaufen müssen, weil man womöglich weniger Wohnungen auf gleicher Fläche unterbekomme. Zu befürchten sei in diesem Fall, dass dann viele Räder auf dem Gehweg abgestellt werden, weil Mieter und Mieterinnen Geld sparen wollen. Man sei nicht gegen Änderungen am Stellplatzschlüssel, das Gesamtpaket stimme in dieser Form aber nicht.

    In der Vergangenheit hatte es schon bei einzelnen Projekten Diskussionen darüber gegeben, in welcher Größenordnung neue Abstellplätze bei der neuen Satzung entstehen müssen. In Centerville-Nord (Kriegshaber), wo die Wohnbaugruppe ein neues Quartier mit 1100 Wohnungen bauen möchte, wären laut neuer Satzung 900 Autostellplätze (hier gilt ein anderer Schlüssel, weil es sich zum Teil um geförderte Wohnungen handelt), 2800 Radstellplätze und 900 Lastenrad-Plätze fällig. Die Stadt peilt nur um die 180 Lastenrad-Plätze an, auch weil ein Teil der Bewohner von geförderten Wohnungen wohl nicht das Geld hat, um ein Lastenrad zu kaufen.

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