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Augsburg: Auf dem Sheridan-Areal in Augsburg werden neue Wohnideen ausprobiert

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Auf dem Sheridan-Areal in Augsburg werden neue Wohnideen ausprobiert

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    In gut einem Jahr könnten auf dem Augsburger Sheridan-Areal die Arbeiten für Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 500 Wohnungen beginnen.
    In gut einem Jahr könnten auf dem Augsburger Sheridan-Areal die Arbeiten für Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 500 Wohnungen beginnen. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)

    Ungemütlich bläst der Wind über die Brachflächen im westlichen Teil des Sheridan-Areals an der Stadtberger Stadtgrenze. Doch in einem guten Jahr könnte hier der Bau besonderer Mehrfamilienhäuser beginnen. In einem Pilotprojekt vergibt die Stadt Grundstücke, auf denen Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 500 Wohnungen entstehen könnten. Das Besondere: Nicht das Höchstgebot für das Grundstück zählt, sondern das beste Konzept, sei es in sozialer, ökologischer oder innovativer Hinsicht. Inzwischen wurden vier Bauherren aus 19 Bewerbern für die ersten vier Grundstücke ausgewählt. Ihre Ideen könnten auch ein Stück weit dafür stehen, wie sich die Stadt Wohnungsbau in Zukunft zumindest in ausgewählten Teilen von Baugebieten vorstellen kann.

    Stadt Augsburg betritt mit neuen Bau-Ideen Neuland

    "Die große Resonanz zeigt, dass das Interesse an neuen Wohnformen und besonders an gemeinschaftsorientiertem Wohnen auch in Augsburg groß ist. Die Stadt

    So sieht es aktuell auf dem westlichen Teil des Sheridan-Areals aus. In einem guten Jahr könnte hier gebaut werden.
    So sieht es aktuell auf dem westlichen Teil des Sheridan-Areals aus. In einem guten Jahr könnte hier gebaut werden. Foto: Annette Zoepf

    Konkret bekamen die Planungsgemeinschaft "Sheridan Park & Junia", der Bauverein "Stadt für alle" und die Baugenossenschaften Wagnis (München) und Wogenau (Augsburg) den Zuschlag. Sie haben nun bis Anfang kommenden Jahres Zeit, ihre Planungen soweit zu konkretisieren, dass ein Notarvertrag über den Grundstücksverkauf abgeschlossen werden kann.

    Das ganze Quartier soll von den Bauprojekten auf dem Sheridan-Areal profitieren

    Die Ideen reichen bei den Projekten von Mobilitätsangeboten für Bewohnerinnen und Bewohner über große Gemeinschaftsräume mit Sauna oder Pizzaofen bis hin zur Nachbarschaftsbücherei. Auch das umliegende Quartier soll von den Projekten profitieren, etwa durch ein Nachbarschaftscafe oder die Öffnung von Grünflächen für die Allgemeinheit. Das Wohnen dort soll auch etwas günstiger sein, wobei von den Bewohnern auch mehr Einsatz abverlangt wird. Denn bei Baugemeinschaften entfällt die Gewinnmarge für den Bauträger, dafür muss einiges an Organisation von den Mitgliedern selbst geleistet werden. Genossenschaften oder das Konstrukt "Mietshäuser Syndikat", das in Augsburg schon am Katzenstadel verwirklicht wurde, sind ebenfalls günstiger, weil keine Gewinne erwirtschaftet werden müssen, wobei Boden- und Baupreise nach wie vor gewisse Kosten nach sich ziehen. "Stadt für alle" möchte auch geförderte Wohnungen bauen.

    "Es geht um mehr als nur Wohnen", sagt Hilde Strobel von der Wogenau-Genossenschaft, die als junge Baugenossenschaft an eine Tradition im Wohnungsbau anknüpfen möchte. In Augsburg gibt es rund 8000 Genossenschaftswohnungen, die Wogenau ist die erste Neugründung seit 75 Jahren. Es gebe immer mehr Single-Haushalte, außerfamiliäre Kontakte und Nachbarschaften gewönnen angesichts neuer familiärer Konstellationen an Wichtigkeit. Das wolle man mit den Konzept auffangen. In einigen der Häuser wird so genanntes "Cluster"-Wohnen zumindest bei einem Teil der Wohnungen umgesetzt werden. Dabei werden die einzelnen Wohnungen zugunsten von mehr Gemeinschaftsfläche deutlich verkleinert. "Das Bedürfnis wächst, nicht anonym zu wohnen", sagt Christine Grosse von der Münchner Genossenschaft Wagnis, die einen Teil der Wohnungen nach dem Cluster-Prinzip bauen wird und auch Platz für zwei inklusive Wohngruppen reservieren will.

    Auch beim Clusterwohnen haben alle Apartments ein eigenes Bad und eine Küchenzeile, ein Teil des Lebens spielt sich aber in einem Gemeinschaftsraum ab. "Das setzt ein hohes Maß an Kommunikation und Organisation voraus", sagt Grosse. "Das passt sicher auch nicht für jeden." Dennoch funktioniere das Prinzip bei den bereits in München umgesetzten Häusern durchaus. "Wir sehen darin auch eine Antwort auf die Frage, wie Flächen nachhaltig zu nutzen sind und der Wohnflächenverbrauch begrenzt werden kann." Das schlage sich dann auch angesichts der Bodenpreise beim Preis fürs Wohnen nieder.

    Langfristig denkt die Stadt darüber nach, das Modell der Konzeptvergabe auch auf andere ausgewählte städtische Grundstücke anzuwenden, wenn es gut läuft. Der Standard dürfte es indes nicht werden, weil viele Wohnungsinteressenten doch lieber eine ganz gewöhnliche Wohnung mieten oder kaufen, ohne sich in ständigen Austausch mit der Hausgemeinschaft zu begeben.

    Bestandteil auf dem Sheridan-Areal ist auch, dass pro Wohnung nur 0,8 bis 0,5 Autostellplätze pro Wohnung gebaut werden müssen. Weil das Mobilitätskonzept von den Bauherren, die dort später selbst wohnen, im Detail entwickelt wird, sei davon auszugehen, dass diese es auch umsetzen werden, so die Stadt. Wie berichtet plant die Stadt für neue Wohnanlagen (nicht nur in der Konzeptvergabe) generell eine Herabsetzung der Stellplatzpflicht von 1,1 auf 1,0. Allerdings gibt es dazu auch in der Rathauskoalition politischen Streit, was das Thema Gewerbebauten und Mindeststellplätze für Lastenräder betrifft. Das Thema wurde vor Weihnachten kurzfristig von der Stadtrats-Tagesordnung genommen.

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