Noch sind die Bauarbeiter dabei, Gleise zu verlegen, doch schon in einem guten Jahr sollen auf der Verlängerungsachse der Straßenbahnlinie 3 nach Königsbrunn die ersten Straßenbahnen zu Testzwecken rollen. Ein gutes Jahr nach dem Start der Erdarbeiten auf der 4,6 Kilometer langen Strecke und ein Vierteljahr nach dem Start des Gleisbaus gehen die Baumaßnahmen zügig voran. Unter anderem aufgrund der Corona-Pandemie und Lieferverzögerungen bei Baumaterialien sei man im Zeitplan etwas hinterher, die Inbetriebnahme der Linie im Dezember 2021 wackle aber nicht, so Lars Horn, Bauoberleiter der Stadtwerke. Bereits Mitte September 2021 sollen die Bauarbeiter das Feld räumen, damit die Stadtwerke die Linie abnehmen und erproben können.
Jahrzehntelange Diskussionen - und dann ging alles ganz schnell
Die Verlängerung, die Königsbrunn künftig im 15-Minuten-Takt an die Augsburger Innenstadt anbinden soll, war fast 40 Jahre ein Diskussionspunkt zwischen Stadtwerken, den Städten Augsburg und Königsbrunn und dem Landkreis Augsburg. Es ging dabei ums Geld und wer für was aufkommen muss. Im Jahr 2015 kam es zum Durchbruch, genehmigt wurde die Linie im September 2019. Seitdem läuft es in hohem Tempo.
Denn ein Großteil der Strecke läuft über noch unbebautes Gebiet entlang der Postillionstraße in Augsburg oder auf seit Jahrzehnten freigehaltenen Korridoren im bebauten Gebiet in Königsbrunn. In Augsburg soll das neue Stadtviertel Haunstetten Südwest entlang der neuen Trasse entstehen.
Auf Augsburger Flur liegen die Gleise der Linie 3 schon weitgehend
An der Linie wird von zwei Enden her gebaut. In Königsbrunn liegen die Gleise schon an der Endhaltestelle am Bahnsteig (diese Arbeiten wurden in den Sommerferien erledigt), ansonsten laufen teils noch Erdarbeiten. Auf dem Augsburger Flur liegen die Gleise schon fast fertig auf der Trasse. Es fehlt lediglich noch ein 300 Meter langes Stück, das über die ehemalige Mülldeponie in Haunstetten führt. Wegen des schlechten Untergrunds musste erst eine Betonplatte gegossen werden, auf der die Schienen liegen. Im November, so Horn, wolle man mit dem Oberleitungsbau in Augsburg beginnen, mit den Haltestellen soll es Anfang 2021 losgehen. Die Haltestellenhäuschen werden übrigens dem neuen Design entsprechen, das bereits an der Hochschule steht - statt Papieraushängen gibt es etwa einen Touchscreen.
Die Gleise auf dem Augsburger Abschnitt werden ein wenig anders aussehen als sonst. Der Stadtrat hat beschlossen, dass die Stadtwerke dort trotz höherer Kosten ein so genanntes "hochliegendes Rasengleis" bauen müssen. Anders als bei sonstigen Streckenabschnitten, bei denen Gras zwischen den Schwellen wächst (etwa auf der Linie 3 Höhe Univiertel oder am Eserwall) werden die Schwellen auf der Verlängerungsstrecke im Augsburger Bereich unter Gras verschwinden. Optisch versinken die Gleise in der Wiese. Im Hinblick auf das neue Vorzeigeviertel Haunstetten Südwest wollte die Stadt diese Gestaltung. Die Stadtwerke hätten ein günstigeres Schottergleis bevorzugt.
Tram nach Königsbrunn fährt im 15-Minuten-Takt
Die Strecke zwischen Haunstetten West und Königsbrunn Zentrum ist mit sechs Zwischenhalten ausgestattet. Als Fahrzeit sind zehn Minuten einkalkuliert. Ab Haunstetten West wird jede zweite oder dritte Tram (je nachdem, ob der 7,5-Minuten-Takt gefahren wird oder irgendwann zum Fünf-Minuten-Takt zurückgekehrt wird), nach Königsbrunn weiterfahren, sodass auf der Strecke ein Viertelstundentakt gilt.
Entlang der Fahrstrecke gehen die Stadtwerke von einem Fahrgastpotenzial (500-Meter-Umkreis um Haltestellen) von insgesamt 23.000 Einwohnern aus (Haunstetten Südwest noch nicht mitgerechnet). Mit Buszubringern wären in Haunstetten-Süd und Königsbrunn insgesamt 47.000 Menschen erreichbar. Fest steht, dass die AVV-Schnellbuslinie 740 wegfallen wird. Bei der Fahrzeit ist sie der Straßenbahn nicht unterlegen, weil sie von Königsbrunn-Zentrum bis in die Innenstadt ähnlich wie die Tram rund eine halbe Stunde braucht (sofern auf der B17 kein Stau ist). Allerdings fährt der Schnellbus deutlich seltener als die Tram.
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