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Augsburg: Neue Preise: Was Bus und Tram in Augsburg künftig kosten

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Neue Preise: Was Bus und Tram in Augsburg künftig kosten

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    Ab dem 1. Januar gelten in Augsburg neue Preise für Bus und Tram.
    Ab dem 1. Januar gelten in Augsburg neue Preise für Bus und Tram. Foto: Marcus Merk (Archiv)

    Verlierer und Gewinner: 25 Prozent der Nutzer zahlen mehr

    Preise: Zum 1. Januar ändert sich an den Ticketpreisen – abgesehen von neu eingeführten Tickets und solchen, die aufgrund der geänderten Zonensystematik als Ersatz für bisherige Kartenformen dienten – nicht viel. Hintergrund ist, dass im Verkehrsverbund die Preise bereits im Juni angehoben wurden – entsprechend der neuen Systematik. Sie besagt grob gesprochen: Barzahler und Nutzer von Monatskarten sind Verlierer der Reform, Abonnenten tendenziell Gewinner. Hier stieg der Preis teils gar nicht, in manchen Abo-Arten gab es aber Erhöhungen.

    Ab 1. Januar werden manche Abos günstiger, wobei die Ersparnis sich beispielsweise beim Umweltabo (künftig Mobil-Abo) mit 40 Cent in Grenzen hält. Die Verteuerung im Sommer war nach eineinhalb Jahren gleichbleibender Preise laut AVV nötig geworden, um steigende Kosten aufzufangen. Insofern hat die Verteuerung um durchschnittlich 3,25 Prozent mit der Tarifreform direkt nichts zu tun, weil die Preiserhöhung so oder so gekommen wäre. Wo stärker und schwächer hingelangt wurde, ist aber Ergebnis der Tarifreform. Bei Einzelfahrscheinen waren etwa stattliche sieben Prozent Erhöhung angesagt. Laut AVV zahlen etwa 74 Prozent der Fahrgäste gleich viel oder weniger als vorher. Für etwa vier Prozent der Nutzer wird es bis zu fünf Prozent teurer. Bei 21 Prozent kommt es zu Verteuerungen von mehr als fünf Prozent. Diese Zahlen gelten für den Großraum Augsburg.

    Ziele der Reform: Die großen Überschriften der Tarifreform nach außen sind „Einfachheit“ und „Gerechtigkeit“. Damit sollen neue Fahrgäste gewonnen werden. Im Hintergrund spielen aber auch andere Überlegungen eine Rolle: Im AVV ist die Zahl der Abos in den vergangenen Jahren gesunken. Sie soll erhöht werden, um verlässlichere Einnahmen zu garantieren. Gleichzeitig können im Nahverkehr, der in der Region durch Stadt, Landkreise und Stadtwerke-Energiesparte mit 54 Millionen Euro jährlich subventioniert wird (die Mittel des Freistaats für den Eisenbahnverkehr nicht mitgerechnet), keine großen Geschenke in Richtung einer Vergünstigung gemacht werden.

    Attraktivität: Vergleicht man die Preise, liegt Augsburg mit seinen 2,90 Euro für einen Einzelfahrschein im Innenraum etwas über dem Durchschnitt anderer deutscher Städte, wobei das Angebot an Fahrten nicht schlecht ist. Das ergab eine im Frühjahr veröffentlichte Studie des Beratungsunternehmens Civity (damals kostete der Fahrschein noch 2,70 Euro und Augsburg lag in der Studie im Mittelfeld).

    Nur noch eine Zone: Für Gelegenheitskunden die gravierendste Änderung

    So war's bisher: Im Augsburger Stadtgebiet gibt es aktuell zwei Tarifzonen. Zone 10 ist ein mehr oder weniger kreisförmiges Gebiet mit etwa zwei Kilometern Radius rund um den Königsplatz, Zone 20 ist der daran anschließende Ring, der bis zur Stadtgrenze und darüber hinaus reicht. Der Nachteil: Vor Fahrtantritt musste man schauen, ob man eine Zonengrenze überfährt. Teils kam es so auch zu Ungerechtigkeiten. Überfuhr man die Zonengrenze auch nur um eine Haltestelle, war der doppelte Fahrpreis fällig.

    Das kommt: Das ganze Stadtgebiet Augsburg samt der angrenzenden Städte Gersthofen, Neusäß, Stadtbergen und Friedberg wird für Fahrgäste mit Einzelfahrausweis oder Streifenkarte zu einer einzigen Tarifzone. Somit ist ein einheitlicher Fahrpreis zu zahlen. Der gravierende Nachteil: Fahrten werden prinzipiell doppelt so teuer, weil künftig immer Preisstufe 2 zu zahlen ist. Konkret bedeutet das: Der Einzelfahrschein in Preisstufe 1 entfällt, ein Fahrschein in Preisstufe 2 kostet 2,90 Euro.

    Bei Streifenkartennutzern gilt, dass sie künftig zwei Streifen für eine Fahrt zu stempeln haben. Ein Streifen ist gleichwertig mit dem neu eingeführten Kurzticket (siehe unten), das die Härten der Zonenstreichung etwas abmildern soll. Es gibt eine Ausnahme, die für Verwirrung sorgen dürfte: Bei Monats- und Schülerwochenkarten sowie bei den Abos gibt es nach wie vor die Möglichkeit, zwischen zwei Preisstufen zu wählen.

    Fazit: Eines der Ziele der Tarifreform ist, das Tarifsystem gerechter und einfacher zu machen. Dass bestimmte Ungerechtigkeiten beseitigt werden, ist zwar richtig, aber dafür gibt es Ungerechtigkeiten an anderer Stelle. Im Stadtgebiet werden stempelnde Fahrgäste mitunter 100 Prozent höhere Preise zahlen. Was die Region betrifft, ergibt sich noch einmal ein anderes Bild: Im Umland wird das Zonensystem auch vereinfacht, dafür gibt es weniger Wahlmöglichkeiten für Fahrgäste mit Abonnement. Sie bezahlen künftig mitunter mehr und dürfen dafür auch weitere Strecken fahren, doch ob sie es tatsächlich benötigen, kommt auf den Einzelfall an.

    Sparen mit dem Handy: Digitale Streifenkarte ist billiger

    Die Papierstreifenkarte kostet seit Juni 10,80 Euro – und behält diesen Preis. Neu ist, dass die Streifenkarte für die Handy-App mit 10,30 Euro rabattiert ist. Streifenkarten waren bisher bis zur nächsten Preiserhöhung und drei Monate darüber hinaus gültig. In Augsburg gab es den Zusatz-Service, dass Streifenkarten im Anschluss noch gegen Aufpreis umgetauscht wurden. Dieser Dienst fällt künftig weg. Streifenkarten bekommen stattdessen ein Verfallsdatum aufgedruckt.

    Streifenkarten, die aktuell gekauft werden, sind mit 10,80 Euro schon ans neue Preismodell anpasst. Noch in Umlauf befindliche Fahrkarten, die vor Mitte Juni gekauft wurden (für 10,30 Euro) sind bis Ende des Jahres gültig. Ein letztes Mal wird es noch einen Umtausch seitens der Stadtwerke geben. Eigentlich wollten sie die Umtauschaktion wegen der auf sechs Monate verlängerten Frist zum Abfahren vermeiden, doch auf einigen alten Streifenkarten ist die Umtauschmöglichkeit aufgedruckt.

    Kurzstrecke: Mit neuem Ticket vier Haltestellen weit fahren

    So war's bisher: Ein Kurzstreckenticket wie etwa in München gab es in Augsburg bisher nicht. Für kurze Fahrten über Zonengrenzen ist momentan noch ein Mini-Ticket für 1,70 Euro im Angebot, das allerdings für Gelegenheitsfahrer schwierig zu verstehen ist und ausläuft.

    Das kommt: Das Kurzstreckenticket ist für die Einstiegshaltestelle plus vier weitere Haltestellen gültig. Für Züge ist es wegen deren großen Halte-Abständen nicht gültig. Die Kurzstrecke kostet mit 1,45 Euro so viel wie momentan ein Einzelfahrschein für eine Preisstufe. Alternativ ist es möglich, auf der Streifenkarte einen Streifen abzustempeln.

    Fazit: Das Kurzstreckenticket soll Fahrgästen, die nicht durch die ganze Stadt fahren, die Zusammenlegung der Zonen 10 und 20 und somit die Verdoppelung des Fahrpreises erträglicher machen. Doch während es bisher möglich war, zum Preis von 1,45 Euro zum Beispiel von Pfersee bis zur Ulrichsbrücke zu fahren (13 Haltestellen ohne Einstiegshaltestelle), kommt man künftig mit dem Ticket nur vier Haltestellen weit.

    Das ist für Schüler, Senioren und Gruppen geboten

    Senioren: Das Senioren-Abo wird abgeschafft. Es kostete bisher 33,50 Euro pro Monat. Als Ersatz kommt das neue Sparabo ab 9 Uhr für 30 Euro. Das ist günstiger, darf aber nicht vor 9 Uhr benutzt werden. Das gab politisch Ärger. Die Stadtwerke machen geltend, dass Senioren im Abo-Vergleich 42 Euro pro Jahr sparen. Dies entspreche 35 Streifen auf einer Streifenkarte, die für unvermeidbare Fahrten vor 9 Uhr genutzt werden könnten.

    Schüler: Im Zuge der Tarifreform bekommen Schüler, die bisher keine Fahrtkostenerstattung vom Freistaat bekamen, weil sie weniger als drei Kilometer von ihrer Schule wohnen, von der Stadt einen Rabatt von bis zu 30 Prozent. Für ein Zwei-Zonen-Schülerticket (eigentlich 49,50 Euro pro Monat) gibt es einen 16-Euro-Rabatt, sodass 33,50 Euro fällig werden. Allerdings müssen die Tickets elf Monate bezogen werden – sie nur im Winter zu kaufen, klappt nicht.

    Sozialticket: Es soll bleiben, weil das 9-Uhr-Ticket für berufstätige Geringverdiener nichts bringt. Allerdings liegt die Eigenbeteiligung künftig bei 39 Euro monatlich statt bei 31,50 Euro in den Zonen 10 und 20.

    Für den ganzen Tag: Das neue Tagesticket

    Bisher konnten mit der Familienkarte zwei Erwachsene und bis zu sechs Kinder fahren. Das neue Tagesticket lehnt sich in der Systematik ans Bayernticket der Bahn an. Das heißt, dass mehr Erwachsene mitfahren dürfen, dafür aber ein Aufpreis fällig wird. Das neue Tagesticket kostet im Grundpreis 6,40 Euro. Die Mitnahme von vier Kindern ist gratis. Zum Aufpreis von jeweils zwei Euro können dann noch bis zu vier weitere Erwachsene mitgenommen werden. Möglich ist die Mitnahme ab 9 Uhr an Wochentagen.

    Beim Abo ändert sich nicht viel - aber nur für Fahrgäste in der Stadt

    So war's bisher: Ein Ziel der Reform ist es, die Zahl der unterschiedlichen Karten- und Aboangebote zu verringern. So soll mehr Übersichtlichkeit her. Sieht man davon ab, dass einige Angebote wie die Wochenkarte oder das Seniorenabo (siehe Artikel links) wegfallen, ändert sich im Stadtgebiet Augsburg – im Gegensatz zum Umland – für Abonnenten nicht sehr viel.

    Das kommt: Monatskarten und Abos sind von der Zonenzusammenlegung (Artikel oben links) im Augsburger Stadtgebiet nicht betroffen. Ein nicht-übertragbares Abo kostet für ein Jahr 35 Euro für eine Preisstufe, 50 Euro für zwei Stufen (44 bzw. 59 Euro beim übertragbaren Abo mit zeitlich eingeschränkten Mitnahmemöglichkeiten). Die Monatskarte gibt es für 45 Euro (Stufe 1) und 65,70 Euro (Stufe 2). Eine Neuerung ist das Mobil-Abo ab 9 Uhr. Es gilt für Zonen 10 und 20 und ist zum „Kampfpreis“ von 30 Euro monatlich erhältlich.

    Fazit: Ein Ziel des AVV ist es, mehr Abonnenten zu bekommen. In Relation zu den Einzelfahrausweisen sind die Abos attraktiver geworden, was vor allem daran liegt, dass der AVV bei den Einzelfahrausweisen stärker hinlangt. Das 9-Uhr-Abo ist günstig, wird aber nur einer kleinen Zielgruppe nutzen. Aus der Politik gab es die Aufforderung, zu berechnen, was eine Freigabe ab 8 Uhr gekostet hätte. Ergebnis: zwei bis fünf Millionen Euro jährlich. Dieses Geld wollte niemand aufbringen, sodass die Diskussion sofort vorbei war. Aus Verkehrsbetriebe-Sicht ist ein 9-Uhr-Abo natürlich interessant. Kunden werden vom ohnehin vollen Frühverkehr ferngehalten und auf den Vormittag gelenkt, wenn Busse und Trams leerer sind.

    Mehr zur Preisreform lesen Sie hier: In einem Monat gelten im Nahverkehr andere Preise

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