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Augsburg: Nach Schüssen der Polizei auf 19-Jährigen öffnet der Netto am Kö wieder

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Nach Schüssen der Polizei auf 19-Jährigen öffnet der Netto am Kö wieder

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    Gut drei Monate nach einem Brand und einem Polizeieinsatz in einem Supermarkt am Königsplatz in Augsburg hat die Filiale wieder geöffnet.
    Gut drei Monate nach einem Brand und einem Polizeieinsatz in einem Supermarkt am Königsplatz in Augsburg hat die Filiale wieder geöffnet. Foto: Michael Hochgemuth

    Es sieht so aus, als wäre hier nichts passiert. Am Montagmorgen ist im Netto-Supermarkt am Königsplatz in Augsburg einiges los. Kunden gehen durch die Gänge der Filiale und füllen ihre Einkaufswagen, Mitarbeiter sitzen an den Kassen oder räumen Regale ein. Alltagsleben. Nichts erinnert in dem Geschäft daran, was hier vor drei Monaten geschehen ist. Damals eskalierte ein Polizeieinsatz im Supermarkt, ein 19-jähriger mutmaßlicher Ladendieb wurde durch Schüsse der Polizei schwer verletzt. Erst seit diesem Montag hat die Filiale wieder geöffnet. Die Ermittlungen gegen den jungen Mann, der in dem Geschäft ein Feuer gelegt haben soll, nähern sich derweil dem Abschluss.

    Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigt auf Anfrage, dass die Ermittlungen weit fortgeschritten seien. Sie laufen unter anderem wegen des Verdachts auf versuchten Totschlag, versuchter schwerer Brandstiftung und eines tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte. Wie berichtet, war die Polizei an dem Freitag im Juni gegen 18.45 Uhr wegen eines Ladendiebstahls gerufen worden. Offenbar hatte ein Detektiv des Supermarktes den jungen Mann dabei beobachtet, wie er Alkohol stehlen wollte. Als die Polizei eintraf, soll der 19-Jährige die Beamten mit einem Messer bedroht und sich dann in einem Raum verbarrikadiert haben. Während die Streife auf Verstärkung wartete, legte er dann offenbar ein Feuer. Als die Polizei den Rauch bemerkte, entschlossen sich die Einsatzkräfte zur Festnahme. Im Zuge des Zugriffs sei dann auf den Mann geschossen worden, hieß es von der Augsburger Polizei später. Kunden und Personal waren zu diesem Zeitpunkt wohl nicht mehr im Supermarkt.

    Der Schaden im Supermarkt dürfte angesichts der dreimonatigen Arbeiten daran nicht unbedingt gering sein, auch wenn Netto auf Anfrage mitteilt, man habe die Schließungszeit "für eine grundlegende Renovierung der Filiale genutzt" und etwa die Elektronik erneuert. Alle Mitarbeiter der Filiale seien während der Renovierungsarbeiten in den umliegenden Filialen beschäftigt worden.

    Polizeieinsatz in Augsburg eskaliert: Polizisten schießen auf Mann

    Zwei Beamte schossen insgesamt sechsmal auf den Mann, drei der Kugeln trafen ihn nach Informationen unserer Redaktion in den Oberkörperbereich, in Rumpf und Arm. Der 19-Jährige hat die Schüsse überlebt, aber offenbar gravierende Verletzungen erlitten. Erst nach einigen Wochenkonnte er das Krankenhaus verlassen, seither sitzt er in Untersuchungshaft. Er soll in der Alkohol- und Drogenszene am Königsplatz verkehrt haben; nach Informationen unserer Redaktion soll er nicht lange vor der Tat aus dem Raum Günzburg nach Augsburg gezogen sein. Er war zum Zeitpunkt der Tat wohl alkoholisiert.

    Inwieweit sich die Beamten durch den 19-Jährigen beim Zugriff konkret bedroht sahen, ist weiterhin unklar. Wie in solchen Fällen üblich, überprüft das Landeskriminalamt den Schusswaffengebrauch der Polizisten. Abschlossen ist diese Überprüfung offenbar noch nicht. Die Staatsanwaltschaft teilte aber bereits im Juni mit, dass es keine Hinweise darauf gebe, dass der Schusswaffeneinsatz nicht rechtmäßig erfolgt sein könnte.

    Nach Schüssen auf Mann: Polizisten teilweise arbeitsunfähig

    Dass die Polizei in Augsburg auf Menschen schießt oder Warnschüsse abgibt, kommt sehr selten vor. Im Stadtgebiet war es zuvor das letzte Mal beim Polizistenmord 2011 im Siebentischwald der Fall gewesen, als Polizisten in Notwehr schossen. Sie waren auf einer Verfolgungsjagd nachts in einen Hinterhalt geraten - ein 41-jähriger Beamter starb, die beiden später verurteilten Täter wurden bei dem Schusswechsel wohl nicht getroffen.

    Die beiden jetzigen Beamten, die auf den mutmaßlichen Ladendieb schossen, machte der Einsatz offenbar zu schaffen. Sie sollen unmittelbar danach vorübergehend dienstunfähig gewesen sein, konnten aber wohl nach wenigen Tagen bereits wieder in den Dienst zurückkehren.

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