Nach dem Preisschock für mehrere tausend Stadtwerke-Neukunden, denen in den vergangenen Wochen angesichts massiv gestiegener Energie-Beschaffungspreise von ihren alten Anbietern gekündigt wurde, gibt es bei den Stadtwerken nun günstigere Tarife für Strom und Gas für diese Gruppe. Wie berichtet mussten die Stadtwerke aufgrund gesetzlicher Vorgaben in den vergangenen Wochen rund 5000 neue Kunden und Kundinnen von Billig-Anbietern übernehmen, gerechnet wird in den kommenden Wochen mit weiteren 2000 bis 3000 Haushalten.
Preise bei Stadtwerken: "Wie sollen Normalverdiener das aufbringen?"
Sie landeten in einem teuren Extra-Basistarif, der teils mehr als eine Verdreifachung gegenüber alten Preisen bedeutete. Entsprechend groß ist der Unmut bei den Betroffenen. "Wie sollen Normalverdiener das noch aufbringen?", äußerte eine Betroffene gegenüber unserer Redaktion. Die Stadtwerke begründeten ihre Preispolitik damit, für die unerwartete Neukundschaft auf die Schnelle zusätzlich Energie zu den aktuell durch die Decke gegangenen Preisen an den Tagesmärkten beschaffen zu müssen. Auch andere Stadtwerke in Deutschland reagierten mit ähnlichen Preismodellen.
Inzwischen haben die Augsburger Stadtwerke für diese Kundengruppe eine Tür in einen dauerhaften und günstigeren Vertrag geöffnet. Sie können in die Verträge "Strom Augsburg natur" oder "Gas Augsburg" wechseln. Für den Gastarif waren am Freitag noch keine Zahlen veröffentlicht. Beim Strom ist der Kilowattstundenpreis mit 44 Cent beim neuen Ökostrom-Angebot deutlich günstiger als der teure Auffang-Tarif (75 Cent), liegt aber immer noch über dem "normalen" Basispreis der Stadtwerke für Bestandskunden (32 Cent).
Für die Alternativangebote muss man sich zwei Jahre an die Stadtwerke binden und bekommt dafür eine Preisgarantie. Stadtwerkesprecher Jürgen Fergg spricht von "Preisen, die durchaus verträglich sind". In der Tat, das zeigt ein Blick in Internet-Vergleichsportale, sind die 44 Cent aktuell kein Mondpreis für Neuverträge, auch wenn es günstigere Angebote gibt. Allerdings gibt es auch teurere Anbieter.
Stadtwerke Augsburg: Einkaufspreise für Strom und Gas vervielfachten sich
Inwieweit die neuen Tarife ein Blick in die Zukunft für die Bestandskunden (bei älteren Verträgen sind Kilowattstundenpreise von unter 30 Cent üblich) sind, lassen die Stadtwerke offen. Für diese Kundengruppe laufen die Lieferungen vertragsgemäß weiter. Allerdings sind Preiserhöhungen nach Ablauf von Bindungsfristen (in den vergangenen Jahren setzten die Stadtwerke verstärkt auf Verträge mit zweijähriger Preisgarantie) oder klassischerweise zum Jahreswechsel absehbar. Kunden, bei denen die Preisbindung ausläuft, bekommen ein Verlängerungsangebot zu einem neuen Preis oder können in die Grundversorgung für Bestandskundschaft wechseln. Dieses Angebot gilt übrigens auch für Neukunden, die frisch nach Augsburg gezogen sind.
Es sei aktuell aber "Kaffeesatzleserei", die künftige Entwicklung bei den Einkaufspreisen am Strom- und Gasmarkt vorhersagen zu wollen, so Stadtwerkesprecher Fergg. Seit dem Sommer vervielfachten sich die kurzfristigen Einkaufspreise an den Energiebörsen für Strom und Gas, sanken nach Weihnachten aber wieder leicht.