Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) hat ein Drei-Säulen-Konzept der Stadt für die Maximilianstraße angekündigt, nachdem es dort am vergangenen Wochenende Krawalle gegeben hatte und Feiernde den Rettungsdienst und Polizei angegriffen hatten. Neben den am Montag angekündigten ordnungsrechtlichen Maßnahmen wie dem Innenstadt-Alkoholverbot ab 20 Uhr oder der Abriegelung des Herkulesbrunnens, die am Donnerstagabend erstmals angewendet wurden, gehe es auch um Vorbeugung und ein grundsätzliches Konzept zum Umgang mit der Maximilianstraße.
Augsburger Innenstadt: „Harte Kante“ auf der Verbotsschiene
Weber sagte, man müsse auf der Verbotsschiene jetzt eine „harte Kante zeigen“ und habe schnell reagiert, um ein klares Signal zu setzen. „Es gab ein großes Erschrecken in der Stadt über diesen Vorfall“, so Weber. Gleichwohl werde man die Lage nicht allein über Verbote in den Griff bekommen, auch wenn sie, genauso wie die strafrechtliche Verfolgung, unabdingbar sind. „Es geht hier nicht darum, Dinge zu verharmlosen“, betonte Weber. „Aber die Maximilianstraße einfach zu verrammeln und Gitter hinzustellen, wird nur kurzfristig für Entspannung sorgen, kann aber nicht die Lösung auf Dauer sein“, so Weber.
Ein weiterer Baustein werde Prävention sein müssen. Die Stadt sei schon seit vielen Jahren am Thema Prävention dran, sei es durch Angebote wie Jugendsozialarbeit an Schulen, Jugendzentren oder diverse Einzelprojekte. Auch neue Angebote wie Bildungsmittelpunkte in den Stadtteilen könnten etwas bewirken. „Corona hatte aber auf das Thema Prävention einen Einfluss: Die Arbeit konnte nicht weitergeführt werden“, so Weber, etwa weil Jugendzentren geschlossen waren.
Nach Randale-Nacht: „Verstehen, was da genau passiert ist“
Allerdings ist momentan noch unklar, wer die Täter und Rädelsführer waren und ob sie mit solchen Maßnahmen altersmäßig überhaupt noch erreichbar sind. Weber sagte, man befinde sich noch am Anfang eines Prozesses. „Wir müssen erst verstehen, was da genau passiert ist, denn nur dann kann man an dem Problem arbeiten.“ Dass die Polizei Zielscheibe von Aggressionen und Gewalt wurde, sei nicht hinnehmbar, mit den Ursachen müsse man sich aber gleichwohl befassen. Ein Erklärungsansatz sei, dass Polizisten in den vergangenen Monaten auch diejenigen waren, die Corona-Regeln durchgesetzt haben. „Die Polizei hat Sachen geahndet, die sonst erlaubt sind, etwa sich mit Freunden draußen zu treffen", so Weber. Mancher Jugendliche oder junge Erwachsene habe das womöglich als Gängelung empfunden.
Zuletzt werde es darum gehen müssen, wie man mit der Maximilianstraße insgesamt weiter vorgehen will. „Da haben sich schon Generationen von Stadtregierungen die Zähne ausgebissen, aber das ist kein Grund, das Thema nicht anzugehen“, so Weber. Es werde Gespräche mit Anwohnern, Polizei, Jugendamt, Kriminologen, Psychologen und Geschäftsleuten geben. „Denn welche Qualität in einer Straße zu finden ist, kann die Stadt nicht alleine lösen. Das ist auch abhängig davon, wem Läden, Lokale und Immobilien gehören und wer sich dort bewegt.“ Wie berichtet denkt die Stadt darüber nach, einen „Nachtmanager“ für die Maximilianstraße zu installieren, der dort deeskalieren soll. Das Thema Müll und Toiletten werde man kurzfristig angehen, kündigte Weber an.
Maxstraße: Augsburger Sommernächte sollen weiter stattfinden
Man werde das Feiern in der Maximilianstraße nicht in alle Ewigkeit verbieten können, so Weber, und müsse dann vorbereitet sein. Am vergangenen Wochenende sei es nicht das übliche Partyvolk gewesen, das die Gewalt anzettelte. Auf die Frage, ob künftig noch „Sommernächte“ in der Maximilianstraße möglich seien, wenn man das Image der Straße ändern wolle, sagte Weber, dass ein Innenstadtfest in einer Großstadt möglich sein müsse. Sie sei auch nicht der Auffassung, dass ein Wochenende im Jahr das Grundimage einer Straße präge. „Allerdings muss man sicher an Schrauben drehen, wie die Sommernächte weiterentwickelt werden können“, so Weber. Dies sei in der Vergangenheit mit dem Übergang von den alten Maxstraßenfesten zu den Sommernächten mit mehr Kultur auch gelungen.
Grüne fordern Freiluft-Clubs in Augsburg
Im Stadtrat gab es am Donnerstag eine mehrstündige differenzierte Debatte zum Thema. Die CSU forderte unter anderem schnelle Verfahren gegen Tatverdächtige. Dies sei wichtig, um eine Wirkung zu erzielen und ein Signal an andere mögliche Täter zu setzen. Die Fraktion Bürgerliche Mitte forderte ein klares Vorgehen. Prävention sei wichtig, der Fokus müsse zunächst aber auf Strafverfolgung und Betretungsverboten liegen. Grüne und Sozialfraktion forderten, auf die Ursachen des Gewaltausbruchs zu schauen, ohne diesen zu relativieren. Die Grünen regten an, dass die Stadt sich dafür einsetzen solle, dass Club-Geschehen im Freien, etwa auf Parkplätzen, wieder möglich werde. Dies sei ein Baustein, um die Situation in der Innenstadt zu entzerren.
Der Stadtjugendring zeigte am Donnerstag Verständnis für die repressiven Maßnahmen, sagte aber auch, dass diese nur ein erster Schritt sein könnten. Es werde auch darum gehen, Angebote für friedliebende Besucher zu machen. Dies könnten auch Basketballkörbe am Königsplatz oder eine kleine Skateboardrampe sein.
Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast über Aggressionen und Gewalt im Augsburger Nachtleben an: