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Augsburg: Nach jahrelanger Einbruchsserie steht der "Wellentäter" vor Gericht

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Nach jahrelanger Einbruchsserie steht der "Wellentäter" vor Gericht

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    Wegen einer jahrelangen Einbruchsserie in der Stadt Augsburg und im Umland wurde nun ein 49-Jähriger aus Moldawien verurteilt.
    Wegen einer jahrelangen Einbruchsserie in der Stadt Augsburg und im Umland wurde nun ein 49-Jähriger aus Moldawien verurteilt. Foto: A. Gebert, dpa (Symbol)

    "Wellentäter" nannten ihn die Ermittler der Kriminalpolizei. Denn wenn er auf Beutezug ging, hinterließ er Schuhabdrücke mit einem auffälligen Wellenabdruck. Fast drei Jahre lang hatte ein Unbekannter in der Stadt, im Augsburger Land sowie im Landkreis Aichach-Friedberg Einbrüche verübt. Der Polizei bereitete diese Serie viel Ermittlungsarbeit, bei den Fahndungen wurde ein Hubschrauber eingesetzt. Doch der Unbekannte entwischte immer wieder. Bis die

    Fast 40 Minuten dauert die Verlesung der Anklage gegen den 49-Jährigen. Die Schrift umfasst 21 Seiten, 61 Einbrüche sind darauf akribisch aufgelistet. Staatsanwältin Katrin Wegele nimmt danach einen großen Schluck Wasser. Der Angeklagte hatte sich demnach als Arbeiter seit Juli 2019 im Raum Augsburg aufgehalten. Mit Einbrüchen wollte er sich zusätzliches Geld "verdienen". Dabei hatte er es auf Geschäftsräume, Vereinsheime und Gartenhäuser abgesehen. Meist mit einem Schraubenzieher hebelte er Fenster und Türen auf. Manchmal wurde er von Überwachungskameras aufgezeichnet. In 15 Fällen gab es Videoaufnahmen. Doch er schaffte es immer wieder zu entkommen. Susanne Scheiwiller, Vorsitzende Richterin des Schöffengerichts, wendet sich an den Angeklagten, der seit sechs Monaten in Untersuchungshaft in der JVA Gablingen sitzt: "Warum?"

    Eine Autopanne führte den Angeklagten aus Moldawien in den Augsburger Raum

    Seine Frau habe ein Kind bekommen und er keine Arbeit mehr gehabt, erklärt der einstige Lkw-Fahrer, der im Lauf des Prozesses von einer wirtschaftlich brisanten Lage seiner Familie in Moldawien erzählt. Seine Frau verdiene als Krankenschwester lediglich 100 Euro im Monat, er habe auch nicht viel mehr bekommen. Im Augsburger Raum landete er einst aufgrund einer Autopanne. Das

    Aus einem Gartenhaus in Augsburg stahl der Einbrecher eine Winterjacke und ein Wurststück. In Buden des Stadtberger Herbstfestes ergatterte er geringe Bargeldbeträge, aus einem Friedberger Autohaus vier Modellautos und eine Baseballkappe, mal fand er ein Stück Kuchen, mal einen Schokoriegel. Er plünderte Sparschweine und Geldkassetten. Manchmal ging er auch leer aus. Oft waren die Sachschäden weitaus höher als der Diebstahlschaden. Doch es gab auch fettere Beute. Bei einem Einbruch etwa stieß der Mann auf 9500 Euro. Insgesamt kam er auf eine beträchtliche Summe. Die Staatsanwältin wirft ihm in der Anklage einen Beuteschaden von rund 24.000 Euro und einen Gesamtsachschaden von circa 66.000 Euro vor. Über seinen Verteidiger Wolfgang Polster räumt der Angeklagte alle Taten ein, die ihm nachgewiesen werden konnten. Wie, das erklärt ein Polizist der Kripo im Zeugenstand.

    49-Jähriger lebte in einem verfallenen Stall auf einem Feld bei Stätzling

    Man habe an Tatorten DNA-Spuren gefunden, die identisch mit den Spuren anderer Einbrüche waren, so der Zeuge. Es gab die Schuhabdrücke mit Wellenprofil, auf den Videoaufnahmen war die Kleidung zu erkennen. Man habe vermutet, dass sich der Einbrecher hauptsächlich im Osten seines "Tatgebietes" aufhalte. "Gerade die Essensdiebstähle waren dort sehr konzentriert", berichtet der Polizist. Irgendwann habe man auf einem Feld bei Stätzling einen verfallenen Hühnerstall entdeckt, der sich als Versteck entpuppte. Die Beamten fanden darin nicht nur einen Lattenrost und eine Matratze, sondern auch Kleidungsstücke. "Wir haben sie als Tatkleidung des Wellentäters von den Videoaufnahmen wiedererkannt." Bei einer Observation der Holzhütte kam es zur Festnahme. Der Mann habe bei den Vernehmungen nur die Taten gestanden, die ihm nachgewiesen werden konnten. Man könne von einer Dunkelziffer an weiteren Taten ausgehen.

    Richterin Susanne Scheiwiller verurteilt den 49-Jährigen zu einer Gesamt-Haftstrafe von vier Jahren Haft. Zudem muss der Familienvater einen Wertersatz von rund 24.000 Euro leisten. Das Urteil ist rechtskräftig. "Die wirtschaftliche Lage in Moldawien ist bestimmt nicht rosig", sagt die Richterin zu dem Verurteilten. "Aber das ist kein Grund, andere Länder mit Straftaten zu überziehen."

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