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Augsburg: Nach Gewalttat am Kö: OB Gribl schlägt viel Hass entgegen

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Nach Gewalttat am Kö: OB Gribl schlägt viel Hass entgegen

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    Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl über den Shitstorm nach dem Tod des Feuerwehrmanns am Königsplatz
    Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl über den Shitstorm nach dem Tod des Feuerwehrmanns am Königsplatz Foto: Silvio Wyszengrad

    Zwei Wochen sind seit der Gewalttat am Königsplatz vergangen. Dort brennen Kerzen im Gedenken an den getöteten 49-jährigen Familienvater. Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) hat Respekt vor den trauernden Menschen. Ihn selbst hat der gewaltsame Tod des Feuerwehrmannes auch mitgenommen. Zusätzlich betroffen macht ihn der Hass, der ihm in den vergangenen Tagen im Internet entgegenschlug.

    Nach Attacke in Augsburg: Augsburgs Oberbürgermeister wurde angefeindet und bedroht

    Auf den Oberbürgermeister und die Stadtverwaltung hatte sich ein regelrechter Shitstorm entladen. Auslöser war die Traueranzeige, die die Stadt für den Verstorbenen veröffentlicht hatte. Der Neusäßer war Berufsfeuerwehrmann und bei der Stadt angestellt. In der

    „Da geht es um konkrete Beleidigungen und intensivste Bedrohungen, aber auch um Ausländerfeindlichkeit.“ Derzeit würden von Seiten der Stadt rechtliche Schritte vorbereitet. „Es gibt Dinge, die müssen angezeigt werden. Da gibt es keinen Spielraum“, so Gribl. Die letzten Tage haben bei ihm Spuren hinterlassen. „Die Gesamtkulisse der Beiträge auf den Social-Media-Kanälen war durch eine inakzeptable Aggressivität, Respektlosigkeit, Pietätlosigkeit und Übergriffigkeit geprägt.“ So etwas habe er zuvor noch nicht erlebt. Kritik nimmt er an. „In der Tat wäre der Begriff ,Gewalttat’ anstelle von ,tragischer Vorfall’ berechtigt gewesen“, räumt er ein. Man habe mit der Anzeige keine Gefühle der Trauer verletzen wollen.

    Mit Kerzen drücken die Menschen ihr Beileid und ihre Betroffenheit aus.
    Mit Kerzen drücken die Menschen ihr Beileid und ihre Betroffenheit aus. Foto: Michael Hochgemuth

    Für Gribl sind die sozialen Medien im Internet längst kein Medium des Dialogs mehr, sondern ein Werkzeug für gewisse Interessen. „Es gibt Menschen, die das Geschehene und Gesagte politisch instrumentalisieren.“ Verständnis habe er indes für aufrichtige Betroffenheit. Immer wieder wird Gribl auf offener Straße auf die Attacke am Königsplatz angesprochen. Er stelle bei Bürgern Verunsicherung fest.

    „Die Menschen erzählen von ihren Ängsten und hinterfragen, ob Integration bei uns gescheitert ist. Aber trotz aller Sorge sind wir miteinander im Dialog, in dem man auch Betroffenheit, Trauer und Ratlosigkeit zeigen darf.“ Die Qualität der Auseinandersetzung sei eine andere, als das, was sich im Internet abspiele.

    Was OB Gribl nach der Gewalttat am Königsplatz durch den Kopf geht 

    Als Gribl am Vormittag des 7. Dezembers die Nachricht vom Tod des Mannes erfuhr, befand er sich beruflich in München. Gribl, der 1980 zur Freiwilligen Feuerwehr Augsburg-Kriegshaber kam und mit 22 Jahren der jüngste Kommandant der Stadt wurde, fuhr zurück nach Augsburg. Sein erster Halt war die Hauptfeuerwache der Berufsfeuerwehr. Die Kulisse, die er dort vorfand, habe ihn tief bewegt. „Es wurde nicht viel gesprochen, alle waren traurig.“ Er selbst stelle sich immer wieder Fragen, wie man die Gewalttat etwa hätte verhindern können. Gribl will das Thema Jugendgruppen in der Stadt noch stärker ins Visier nehmen. „Wenn Gewalt aus einer Gruppe heraus so dynamisch entstehen kann, dann muss man einschreiten, wenn Jugendliche zusammen herumhängen, krakeelen und trinken.“

    Ein Patentrezept habe er noch nicht. „Aber ich habe beschlossen, dass man das so nicht akzeptieren kann.“ Zugleich macht sich Gribl Gedanken über die Situation in den Familien der jungen Männer, die derzeit noch in Untersuchungshaft stecken. „Das sind Personen, die hier geboren sind. Welche kulturellen Werte gibt das Elternhaus ihnen denn mit?“, fragt er sich. Kurt Gribl bewegt vieles in diesen Tagen nach dem schrecklichen Tod am Kö. Wie auch die Bürger. Das zeigen die Kerzen, die weiterhin am

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    In einer Folge unseres Podcasts erklärt Reporter Stefan Krog die Hintergründe der Tat am Königsplatz – und erzählt, wie Journalisten mit dem Fall umgehen. Den Podcast "Augsburg, meine Stadt" finden Sie auf Spotify, iTunes und überall sonst, wo es Podcasts gibt.

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