Die lange Einkaufsnacht am Freitagabend in der Augsburger Innenstadt hat im Handel teils für lange Gesichter gesorgt. "Die Umsätze hätten besser sein können", sagte Axel Haug, Centermanager der City-Galerie. Der bisherige Termin an einem Freitag in der Vorweihnachtszeit sei profitabler gewesen. Mehrere Händler öffneten vergangene Woche lediglich wie gewohnt oder schlossen, noch bevor die lange Einkaufsnacht vorbei war. Es gibt aber auch Zuspruch. Andreas Gärtner, Chef des Einzelhandelsverbands, sagt: "Nach Rücksprache mit größeren Mitgliedsbetrieben gab es ordentliche Umsätze." Die Stimmung sei hervorragend gewesen. Viele Besucherinnen und Besucher aus dem Umland hätten sich auf den Weg nach Augsburg gemacht: "Die Light Nights haben viel Publikum angezogen."
Für die lange Einkaufsnacht braucht es eine Genehmigung
Wer wollte, vergnügte sich am Freitagabend bei der Shopping-Night, die Händler durften bis 23 Uhr öffnen - drei Stunden länger als üblich. Die Teilnahme ist kein Muss, anders sieht es mit der Genehmigung aus. Händler können nicht grundsätzlich sagen, dass sie gerne mal an einem Abend länger öffnen wollen würden, es bedarf dazu eines konkreten Anlasses - so wie eben die Light Nights. Bei der dreitägigen Aktion wurden auch am Wochenende mehrere Gebäude in der Innenstadt beleuchtet, Organisator war die Stadtmarketinggesellschaft Augsburg Marketing. Sie hatte die lange Einkaufsnacht in Verbindung mit den Light Nights bei der Regierung von Schwaben beantragt.
Das Verfahren ist vergleichbar mit den beiden Marktsonntagen in Augsburg. Der in Oberhausen findet stets zum Herbstplärrer statt. Für die Geschäftsleute im Stadtteil sei er ein wichtiger Tag, heißt es. Der Lechhauser Marktsonntag läuft parallel zur Kirchweih im Stadtteil, in diesem Jahr war dies Mitte Oktober. Lechhausen erlebte einen Ansturm an Gästen. Die Händler waren mit dem Verlauf und den Umsätzen sehr zufrieden. Dies galt in früheren Jahren auch für die lange Einkaufsnacht im Zentrum, einst war der Termin aber der Freitag vor dem ersten Adventswochenende. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Christkindlesmarkt bereits geöffnet, in der Stadt waren schon dadurch viele Menschen unterwegs. Anlass für die lange Einkaufsnacht war die Aktion "Nacht der 1000 Lichter" in der Altstadt.
Manche Geschäfte ließen sich besondere Aktionen einfallen
Der vorgezogene Termin in diesem Jahr sei ein Versuch, hieß es. Citymanager Heinz Stinglwagner: "Die Stadt war an allen drei Abenden extrem gut besucht, auch in der Shopping Night." Das Kaufverhalten der Gäste und Kunden sei eher zurückhaltend, bestätigt aber auch Stinglwagner. "Gründe dafür konnten wir nicht wirklich ausmachen, vielleicht ist grundsätzlich in diesen Zeiten eine Kaufzurückhaltung festzustellen." An mangelnder Frequenz in der City habe es nicht gelegen. So hatte das Modehaus Eckerle laut Stinglwagner seine Kunden mit rotem Teppich und Getränken eingeladen. "In diesem Fall wurde die Shopping Night genutzt, um Kunden direkt anzusprechen und einzuladen."
Im Einkaufscenter City-Galerie waren zwar viele Menschen unterwegs, einen übergroßen Andrang gab es aber nicht. Centermanager Axel Haug spricht von "deutlich schwächeren Umsätzen" als in der Vorweihnachtszeit. Es mag sein, spekuliert Haug, dass der Termin am 21. Oktober auch deshalb nicht ideal ist, "weil Kunden schon etwas Geld fehlt". Es gehe auf das Monatsende zu. Am Freitag in der Vorweihnachtszeit hingegen sei kurz zuvor das Gehalt aufs Bankkonto überwiesen worden.
Und was sagen die Händler? Für den "Into the wild"-Concept-Store sei die Shopping-Night ein großer Erfolg gewesen, sagt Verkäufer Daniel Bolkart. "Ich hätte es mir nicht besser vorstellen können." Bis zur Schließung um 23 Uhr sei der Laden gut besucht gewesen. Bolkart hofft darauf, dass es in Zukunft mehr Events wie die Light Nights gibt, damit noch mehr Menschen in die Innenstadt kommen. Stefani Anan, Filialleiterin der Schlosser'schen Buchhandlung, zieht ebenfalls ein positives Fazit: "Es war genauso gut wie die vergangenen Jahre."
So beurteilen Beschäftigte die lange Einkaufsnacht in Augsburg
Der Feinkostladen Kolonial dagegen machte um 20 Uhr zu. Verkäufer Kurt Sauerlacher: "Es hätte sich nicht gelohnt, bis 23 Uhr aufzuhaben." Er wünscht sich, dass die Shopping-Night wieder während des Christkindlesmarkts stattfindet. Katharina Kautzok übt ebenfalls Kritik. Die Verkäuferin der Parfümerie Haberstock sagt, dass man eine halbe Stunde früher als geplant geschlossen habe: "Viele Passanten haben nicht gewusst, dass Shopping-Night ist." Auch der Zeitpunkt sei zu früh gewesen, da jetzt noch niemand nach Weihnachtsgeschenken schaue. Ähnlicher Meinung ist Petra Kahn vom Modegeschäft Kaufrausch. Sie würde sich wünschen, dass eine reine Shopping-Night ohne Anlass möglich wäre. Während der Light Nights seien die Straßen zu voll, sodass viele ihrer Kunden fernbleiben, sagt Kahn. Deswegen hat das Geschäft diesmal wie immer um 18 Uhr zugemacht.
Andreas Gärtner vom Einzelhandelsverband weiß um die unterschiedlichen Einschätzungen nach der langen Einkaufsnacht. Er selbst nennt sie "einen vollen Erfolg". Die Frequenz im Zentrum sei hoch gewesen, die Menschen drängten sich durch die Straßen, was an den Light Nights gelegen habe: "Es wurde aber auch gekauft."