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Augsburg: Nach Bluttat von Hanau: Wie sicher fühlen sich Muslime in Augsburg?

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Nach Bluttat von Hanau: Wie sicher fühlen sich Muslime in Augsburg?

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    Nach den tödlichen Schüssen auf Menschen mit Migrationshintergrund in Hanau stellt sich auch in Augsburg die Frage, wie sicher sich Muslime in der Stadt fühlen. Mehr als 200 Menschen versammelten sich am Abend zu einer Mahnwache und demonstrierten ihre Anteilnahme.
    Nach den tödlichen Schüssen auf Menschen mit Migrationshintergrund in Hanau stellt sich auch in Augsburg die Frage, wie sicher sich Muslime in der Stadt fühlen. Mehr als 200 Menschen versammelten sich am Abend zu einer Mahnwache und demonstrierten ihre Anteilnahme. Foto: Bernd Hohlen

    Die Bluttat in Hanau macht die Menschen betroffen – auch in Augsburg. Neun der Opfer hatten Migrationshintergrund. Wie fühlen sich Muslime in Augsburg bei solchen Nachrichten? Müssen Migranten in der Friedensstadt Angst vor rechten Angriffen haben?

    Didem Laçin Karabulut ist Vorsitzende des Integrationsbeirates von Augsburg. Die 30-jährige Studentin sieht in den Vorfällen in Hanau mehr "als bloß einen Anschlag auf eine Völkergruppe". Der Anschlag ziele vielmehr auf die freiheitliche Gesellschaft, "in der wir leben". Sie hat die Nachrichten am Donnerstag aufmerksam verfolgt. Sie sagt: "In einer Shisha-Bar treffen sich alle Nationalitäten. Es ist ein Begegnungs- und Freizeitort, vor allem für junge Menschen." Das Geschehen als Einzeltat abzuhandeln wäre aus ihrer Sicht ein Fehler.

    Karabulut kann nicht für alle Muslime sprechen. Dies betont sie. Sie schätze die Situation so ein, "dass das Gefühl der Sicherheit dann verloren geht, wenn die Gesellschaft und Politik nicht endlich anfangen, Ereignisse wie in Hanau und Halle oder den Lübcke-Mord als gesamtes Problem anzugehen". In Halle gab es einen Anschlag auf eine Synagoge mit zwei Toten. Der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke war im Juni 2019 erschossen worden. Rechtsextremen wird die Tat zur Last gelegt.

    Integrationsbeirat: Vorsitzende fühlt sich in Augsburg sicher

    In Augsburg fühlt sich Didem Karabulut eigentlich sehr sicher und sie schätzt den hohen Grad an Solidarität, den man in der Stadt erfährt. "Augsburg lebt die Vielfalt, auch wenn es Ecken und Kanten gibt, an denen man etwas verbessern könnte, fühle ich mich hier wohl." Auch für andere Muslime ist Augsburg aus Karabuluts Sicht sehr lebenswert. Sie glaubt daher, dass die Vorkommnisse vorerst nichts an dem Gefühl der Sicherheit ändern, das Augsburger Muslime haben.

    Die Begegnung zwischen Menschen aufrechterhalten, will auch Luqman Shahid. Er ist Imam in der Bait-un-Naseer-Moschee, in Oberhausen. Die Vorfälle von politischen rechtem Terrorismus hätten keine Auswirkungen auf seine tägliche Arbeit. Er findet es traurig, dass sich die Frage von Sicherheit, besonders für Gotteshäuser, überhaupt stellt. In Angst verharren möchte er aber deshalb nicht. "Klar, die jüngsten Nachrichten haben uns erschreckt, aber es wird uns trotzdem nicht davon abhalten, dass wir mit anderen Menschen den Kontakt suchen werden", erklärt Shahid.

    Muslime in Augsburg: Es gibt Besorgnis und auch Angst

    Die Stimmung in Augsburg unter den Muslimen sei geteilt. Statt Unsicherheit sei es eher eine Besorgnis, die viele Muslime teilen, und manchmal sei es auch Angst. Aber durch einen konstanten Dialog möchten Muslime wie Shahid sich der Angst entgegensetzen, die Rechte-Terroristen über die Religionen zu verbreiten versuchen. "Es ist wichtig, positiv zu bleiben", sagt der Imam. In solchen Zeiten sei der Glaube eine Quelle der Stärke. "Wir sind optimistisch, dass die Friedensstadt friedlich ist und auch bleiben wird", stellt der Imam klar.

    Noch am Donnerstagabend fand am Kö eine Mahnwache statt. Aufgerufen hatte das "Bündnis für Menschenwürde Augsburg und Schwaben" – mehr als 200 Teilnehmer kamen. Darunter waren jüngere und ältere Menschen verschiedener Herkünfte, sie gedachten schweigend den Opfern von Hanau. Einige der Initiatoren trugen mehrsprachige Schilder, andere Kerzen. Mehr als eine Viertelstunde war der Versammlungsort am nördlichen Ende des Kös eine Insel der Stille inmitten derjenigen, die in den Feierabend eilten. Nach Ansprachen auf deutsch, kurdisch und türkisch verharrten die Menschen im stillen Gebet.

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