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Augsburg: Münchner suchen Wohnraum in Augsburg - gerne auch teuren

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Münchner suchen Wohnraum in Augsburg - gerne auch teuren

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    Münchner Investoren drängen auf den Augsburger Wohnungsmarkt.
    Münchner Investoren drängen auf den Augsburger Wohnungsmarkt. Foto: Ruth Plössel

    Das Objekt der Woche beim noblen Immobilienmakler Engel & Völkers ist eine Villa in Leitershofen: Marmorböden, Schwimmbad, großer Garten, 500 Quadratmeter Wohnfläche. Preis: Knapp unter 1,4 Millionen Euro. Nicht für Jedermanns Geldbeutel, aber das Haus dürfte bald einen Käufer finden. Wolfgang Höpker, Geschäftsführender Gesellschafter von Engel & Völkers Commercial in Augsburg, sagt, das Angebot könne die Nachfrage nicht mehr decken. 2014 seien weniger Objekte verkauft worden, doch deren durchschnittlicher Wert sei von 1,03 auf 1,08 Millionen Euro gestiegen.

    Weit vom Münchner Niveau entfernt

    Käufer seien vor allem Investoren, die schon Anlageimmobilien besitzen. Immer mehr kämen aus München, wo der Markt völlig abgegrast ist. „Insgesamt haben die Preise und Faktoren in Augsburg während der vergangenen Jahre angezogen, sind aber weit vom

    Engel & Völkers decken das obere Marktsegment ab, sie handelten 2014 rund 150 Wohn- und Geschäftshäuser. Doch was sich bei ihnen abzeichnet, bestätigen andere Branchenkenner, darunter Jürgen Fuchs, Abteilungsdirektor Immobilien und Baufinanzierung bei der Stadtsparkasse: „Ich kann das nur unterstreichen. Die Preise explodieren nach wie vor. Und ein gewaltiger Anteil der Investoren kommt aus München. Dort lacht man über die Preise in Augsburg.“

    30 Anfragen pro Immobilie

    Der Stadt am Lech, die ohnehin gewaltig wächst, wird die gute Verkehrsanbindung nach München zum Verhängnis, denn Kapitalanleger machen die Preise kaputt. 350 bis 380 Immobilien handelt die Stadtsparkasse im Jahr, laut Fuchs könnte sie gerade das Dreifache verkaufen. Die Bieterschlacht ist so heftig, dass Objekte teilweise über dem Angebotspreis weggehen. Steht eine Immobilie online, kommen binnen kurzer Zeit bis zu 30 Anfragen.

    Man sollte meinen, dass das Hausbesitzer in Augsburg und Umgebung freut. Doch vielfach herrscht Verunsicherung. Gabriele Seidenspinner, Geschäftsführerin von Haus & Grund, sagt: „Der Markt ist verrückt.“ Dementsprechend groß ist der Andrang bei der wöchentlichen Beratung des Vereins. Eigentümer wissen nicht, wie viel sie bei einem Verkauf verlangen können oder ob sie abwarten sollen.

    Dynamische Marktlage

     Experte hierfür ist Florian Schreck, Sachverständiger für Immobilienbewertung und Ansprechpartner beim Immobilienverband Deutschland Süd. Der IVD hat eine relativ aktuelle Erhebung über die Preissteigerung doch auch sie dürfte bereits überholt sein. „Seit 2010 haben wir eine sehr dynamische Marktlage.“

    Wie Fuchs sieht Schreck angesichts des Potenzials der Stadt Augsburg, der Arbeitsmarktbedingungen und der fehlenden Baugebiete eine anhaltende Entwicklung nach oben. „Die Rahmenbedingungen zum Kauf sind außerdem günstig, wenn man Mietniveau und Zinsniveau betrachtet“, sagte er. Momenten erkennt er keine Anzeichen, dass der Markt kippen könnte. „Doch die Intensität der Veränderung wird abnehmen.“

    Seidenspinner berichtet, dass Objekte mit mehreren Wohnungen nur noch von Investoren erworben würden. Dadurch habe Otto Normalverbraucher keine Chance, dort eine eigene Wohnung zu kaufen. Der Münchner Markt drücke nach Augsburg – und mit ihm womöglich eine Verschlechterung des guten Augsburger Klimas, was das Verhältnis zwischen Vermieter und Mieter anbelangt. „Ein Privatmann vermietet anders als ein Investor, der nur auf Rendite aus ist.“

    Hier sieht sie sich einig mit Thomas Weiand, Geschäftsführer des Mietervereins. Er berichtet seit Längerem von einer Verschärfung des Verhältnisses, unter anderem davon, dass Vermieter extreme Preiserhöhungen durchdrücken wollen und vermehrt Mietern gekündigt wird.

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