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Augsburg: Müllabfuhr im Einsatz: Jeden Tag stehen 1000 Tonnen auf dem Plan

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Müllabfuhr im Einsatz: Jeden Tag stehen 1000 Tonnen auf dem Plan

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    Rüdiger Kießling ist seit 30 Jahren mit dem Müllfahrzeug unterwegs.
    Rüdiger Kießling ist seit 30 Jahren mit dem Müllfahrzeug unterwegs. Foto: Silvio Wyszengrad

    Wie sieht der Arbeitstag für einen Müllfahrer aus?
    RÜDIGER KIESSLING: Um 6.30 Uhr ist Arbeitsbeginn. Die Partie besteht aus einem Fahrer und zwei Ladern, davon ist einer der Vorarbeiter. Der Vorarbeiter sagt mir, wo ich hinfahren soll, und da geht es dann los. Es kommt drauf an, was man fährt – ob Braun, Grün oder Schwarz. Dann lädt man in der Stadt gut zehn Gewichtstonnen an Abfall – und hat ein Gesamtgewicht von bis zu 26 Tonnen, je nach Auto. Dann geht’s erst mal zum Ausleeren. Papier ist schneller voll als die schwarze Tonne oder die Biotonne, weil Papier ein größeres Volumen hat.

    Wo geht es zum Ausleeren hin?
    KIESSLING: Grundsätzlich geht alles zur AVA – aber nicht alles zum Verbrennen. Schwarze Tonnen gehen rauf zum Bunker (die Müllverbrennung; Anm. d. Red.), die Grünen zum Sammelplatz Papier, die Braunen zum Kompostieren und die Wertstofftonne wird gesammelt und von dort zum Sortierer gefahren. Die Leute glauben immer, alles wird verbrannt, weil alle Autos in die AVA fahren, aber das stimmt nicht.

    Wie viele solche Fuhren fahren Sie dann am Tag?
    KIESSLING: Zwei bis drei, es können auch vier sein.


    ARMIN KOHLBERGER: In Ballungsgebieten, zum Beispiel dem Univiertel, Lechhausen oder auch Oberhausen, wo viele Großbehälter mit vier Rädern stehen, sind es vier Fuhren.


    KIESSLING: Eine Fuhre dauert zwei bis drei Stunden. Die Biotonne dauert länger, weil es da keine großen 1100-Liter-Tonnen gibt.

    Und wenn man mit dem Fahrzeug wieder im Depot ist?
    KIESSLING: Dann heißt es Wagenpflege, Waschen, vielleicht kleinere Reparaturen. Es muss mal ein Blinkerbirnle ausgetauscht werden, oder ein defektes Bremslicht. Und dann kommt natürlich noch der ganze Papierkram: Was man gefahren ist, Wiegescheine, Fahrerkarte auslesen.

    Haben Fahrer üblicherweise ein Stammgebiet?
    KIESSLING: Kein Stammgebiet, sondern bekannte Stammstrecken. Ich bin als Springer dort unterwegs, wo ich gebraucht werde – die Kollegen haben feste Strecken und sind dann auch mit festen Ladern unterwegs.


    KOHLBERGER: Früher hat man pro Stadtgebiet ein bis zwei Fahrzeuge gehabt, jetzt räumt man ein Stadtgebiet mit allen Autos ab. Das heißt, am Montag beispielsweise ist Bärenkeller, Kriegshaber und Oberhausen erledigt. Dienstag geht’s weiter Inningen, Bergheim, Göggingen. Dann geht’s nach Pfersee. Die Philosophie für die Umstellung 2003 war, wenn ich an einem Tag alle Fahrzeuge beieinanderhabe, und eines ist defekt, dann kann ich mit anderen Fahrzeugen aushelfen. Wenn beispielsweise am Montag etwas stehen geblieben ist, oder etwas nicht passt, können wir am übernächsten Tag mit kurzen Wegstrecken wieder hinfahren.

    Armin Kohlberger ist Dispositionsleiter des AWS.
    Armin Kohlberger ist Dispositionsleiter des AWS. Foto: Silvio Wyszengrad

    Wie gut muss man als Müllfahrer die Stadt kennen?
    KIESSLING: Normalerweise fährt man einfach sein Viertel ab. Du beginnst beispielsweise in der Steinernen Furt und dann kommen die Straßen links und rechts. Etwas anderes ist es beim Sperrmüll. Da bist du in der Steinernen Furt und dann gleich darauf etwa in der Klausstraße. Da lernt man die Straßen in Augsburg schon etwas genauer kennen. Wenn es kleine Straßen sind, die man nicht so oft anfährt, nutzt man schon mal das Navi.


    KOHLBERGER: Die Müllfahrer, die Tonnen entleeren, haben sowohl einen gezeichneten, als auch einen geschriebenen Plan dabei. In einem Ringordner sind alle Straßen mit Hausnummern verzeichnet und jede einzelne Tonne. Der Vorarbeiter hat ja auch die Aufgabe zu kontrollieren – es werden nur die Tonnen geleert, die auch gemeldet sind. Es gibt leider immer wieder Leute die versuchen, uns Tonnen unterzujubeln. Die meisten Lader kennen aber die Tonnen in ihrem Gebiet recht gut.

    Wo ist es in Augsburg besonders schwierig, mit dem großen Auto durchzukommen?
    KIESSLING: Sie können hinfahren, wo Sie wollen – die Nebenstraßen sind von Pendlern zugeparkt. Und die meisten stehen mitten auf der Straße, mit riesigem Abstand zum Rand. Dann wird es schon eng, vor allem, wenn links einer steht und rechts einer steht.


    KOHLBERGER: Leider echauffieren sich einige, wenn sie hinter dem Müllauto warten müssen. Das macht manchmal den Job für uns nicht einfach.


    KIESSLING: Man kann sich nicht vorstellen, was man da erlebt. Die fahren hinter das Auto und hupen. Die fahren direkt auf dich zu. Da wartet keiner vor der Kreuzung, bis du fertig bist und man aneinander vorbeifahren kann.

    Was würden Sie sich von den Bürgern wünschen?
    KOHLBERGER: Rücksichtnahme. Dass das Verständnis da ist, dass der Müllfahrer nicht zum Tonnenleeren in jede Lücke verschwinden kann. Dass er bei kleinen Straßen auch mitten auf der Fahrbahn stehen bleiben muss, bis er eben durch ist. Wenn es möglich ist, fährt er ja rechts hin. Er muss am Tag rund 1000 Behälter leeren, die hat er eben auf dem Plan.

    Wie anstrengend ist die Tätigkeit?
    KIESSLING: Als Fahrer musst du auf alles aufpassen. Auf Deine Lader, auf dich, auf die Autos, die nebenan vorbeizirkeln. Heutzutage hat man nicht nur zwei Spiegel, sondern fünf bis sechs, die du alle im Blick behalten musst. Und die Rückfahrkamera. Das ist wirklich anstrengend als Fahrer. Du kannst nicht nur nach vorne schauen, sondern ständig auch nach hinten.


    KOHLBERGER: Für die Lader sind vor allem die Biotonnen schwer. Wenn Apfelobstzeit ist, oder nasser Rasenschnitt. Und auch die Großbehälter sind schwer. Im Restmüllbereich, wo noch immer Blechtonnen stehen, laufen oft die Räder nicht mehr gescheit, oder du musst die Tonnen über einen Grünstreifen schieben. Das ist extrem anstrengend. Stress kommt auch auf, wenn die Straßenbahn kommt. Dann fährt man weg, dann wieder hin, die Straßenbahn bimmelt. Und das unter Umständen alle paar Minuten. Man darf auch die Wegstrecken nicht vergessen, die die Lader zurücklegen. In manchen Gebieten, beispielsweise in Bergheim, laufen sie an einem Tag zehn bis 15 Kilometer hinter dem Auto her.

    Wie gut ist das Image der Müllabfuhr in der Bevölkerung?
    KIESSLING: Die Menschen sind dankbar, aber wir dürfen nicht im Weg stehen.


    KOHLBERGER: Das Miteinander war früher anders. Jede Wohnanlage hatte ihren Hausmeister, man hat sich gekannt. Das hat sich durch die Hausmeisterdienste geändert. Aber das Image in der Bevölkerung ist trotzdem gut.

    Zur Person

    Rüdiger Kießling (58) arbeitet seit über 30 Jahren für den AWS als Kraftfahrer. Dabei fährt er „alles was Räder hat“, vom Müllfahrzeug über Kipper, Lkw und Radlader bis zur Kehrmaschine.

    Armin Kohlberger (58) hat langjährige Leitungserfahrung in der Disposition bei der Abfallwirtschaft des AWS.

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