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Augsburg: Mitgründer der Anti-Corona-Bewegung: "Unser Protest verhallt ungehört"

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Mitgründer der Anti-Corona-Bewegung: "Unser Protest verhallt ungehört"

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    Alexander Linder ist Sprecher der Augsburger Bewegung "Grundrechte wahren".
    Alexander Linder ist Sprecher der Augsburger Bewegung "Grundrechte wahren". Foto: Klaus Rainer Krieger

    Herr Linder, seit dem Frühjahr gibt es die Bewegung "Grundrechte wahren" in Augsburg, die immer wieder Proteste gegen die Corona-Maßnahmen organisiert. Was haben Sie mit der Gruppierung bislang erreicht?

    Alexander Linder: Eine unserer Intentionen war, dass sich die Menschen über das Thema Virus breiter informieren und Dinge selbst hinterfragen, anstatt alles einfach zu glauben. Das ist uns wohl ganz gut gelungen. Der einzige Kanal, auf dem wir kommunizieren, ist Telegram - da folgen uns über 1200 Menschen. Zudem wollten wir auch die hiesige Politik erreichen. Demokratie geht von den Menschen aus, als Bürger können wir nur von unten nach oben kommunizieren.

    Und, fühlen Sie sich von der Politik gehört?

    Linder: Leider nein, alles was von unten nach oben geht, verhallt ungehört. Mit der letzten Reform des Infektionsschutzgesetzes wurden die Grundrechte nun tatsächlich faktisch eingeschränkt.

    Sprechen Sie der Politik ab, das Beste für die Menschen zu wollen?

    Linder: Politiker sind auch Menschen. Ich bin überzeugt, dass deren Handlungen auch auf Angst basieren. Um welche Angst auch immer es sich da handelt. Und wo Angst ist, gibt es keine Liebe.

    Die Mehrheit der Bürger steht hinter den Infektionsschutzmaßnahmen. Wie kann es sein, dass sie alle in Ihren Augen falsch liegen?

    Linder: Die Masse merkt nicht, was gerade alles passiert, weil sie sich nicht dafür interessiert und weil sie auch Ängste hat. Die Menschen sind nicht dumm, sie wenden ihre Intelligenz nur eher einseitig an. Der Trend ist doch, dass jeder auf sein Fachgebiet spezialisiert ist, aber keine breite allgemeine Bildung mehr hat.

    Sie und die Bewegung werden immer wieder als "Corona-Leugner" bezeichnet. Bestreiten Sie die Existenz von Covid-19?

    Linder: Natürlich leugnen wir Corona nicht, doch ich glaube an Immunität, wie es sie etwa Ayurveda beschreibt. Dafür muss man am Wirt arbeiten. Wir wissen, dass Diabetiker zu den vulnerablen Menschen gehören, da sie einen niedrigen Vitamin D3-Spiegel haben. Statt Milliarden in die Wirtschaft zu schießen, könnte man Risikopatienten etwa mit Vitamin D3 kontrolliert versorgen. Es gebe noch weitere Beispiele, wo man an der Immunität ansetzen könnte.

    Alexander Linder ist Friseur und Ayurveda-Experte – und einer der Initiatoren der Proteste gegen die Corona-Regeln in Augsburg.
    Alexander Linder ist Friseur und Ayurveda-Experte – und einer der Initiatoren der Proteste gegen die Corona-Regeln in Augsburg. Foto: Ulrich Wagner

    Ihre Lichtermärsche neulich zu Augsburger Seniorenheimen wurden von Bürgern, Kommunalpolitikern und auch von der Kirche stark kritisiert ...

    Linder: Wir wollten damit ein Zeichen für Senioren und Kinder setzen, die am meisten unter den Einschränkungen leiden. Aber wenn uns die Menschen so etwas wie die Lichtermärsche ankreiden, suggerieren sie, wir seien rücksichtslos und sogar schuld an der Verbreitung des Virus. Dabei gibt es keine Beweise, dass sich Menschen bei Kundgebungen, wo wir die Abstände halten, anstecken.

    Ein Augsburger Pfarrer warf Ihnen und der Gruppierung vor, nach rechtsaußen sehr offen zu sein. Was sagen Sie dazu?

    Linder: Wenn uns der Pfarrer beschuldigt, rechts zu sein, will ich von ihm wissen, ob er bei seinen Kirchenbesuchern kontrolliert, wer von ihnen die AfD wählt. Ich persönlich grenze mich von den Rechten ab. Aber es ist nicht meine Aufgabe, bei jedem Teilnehmer unserer Kundgebungen die Gesinnung zu überprüfen. Wir wurden auch darauf angesprochen, dass wir zu sanft seien und politischer werden sollten. Aber das wollen wir gar nicht. Denjenigen sagen wir, sie sollen doch eine eigene Demo anmelden. Ich wünsche mir einen demokratischen Dialog und dass Menschen nicht vorab verurteilt und grob in Schubladen gesteckt werden.

    Demnach dürften Demonstranten in Deutschland, die sich mit Sophie Scholl und Anne Frank vergleichen und mit ihrer Geschmacklosigkeit den Volkszorn auf sich ziehen, Ihnen und Ihrer Bewegung einen Bärendienst erweisen ...

    Linder: Absolut. Denn schon wird nicht mehr auf den eigentlichen Inhalt des Protests gehört. Und es besteht die Gefahr, dass Dinge wie Kontaktschuld und Sippenhaft hergenommen werden. Das ist ungut und undemokratisch.

    Wie wollen Sie mit der Augsburger Bewegung weitermachen?

    Linder: Wir wollten immer auf der lokalen Ebene etwas bewirken. Aber wir wissen nicht mehr, wer der eigentliche Adressat unserer Forderungen ist. Eva Weber ist es nicht mehr. Uns bläst der Wind der Großwetterlage jeden Tag aus einer anderen Richtung ins Gesicht. Wir werden unsere Kundgebungen in der Form verändern, reduzieren. Seit Ende April setzen wir uns nun für unsere Grundrechte ein und das neben unseren Berufen und Familien. Manche von uns sind inzwischen müde.

    Warum ist die Oberbürgermeisterin nicht mehr Ihre Adressatin?

    Linder: Der Wind bläst stürmisch aus München, da soll anscheinend echtes Interesse zum Finden von Lösungen im Ansatz vermieden werden. Das zeigt mir, dass der Kurs in Augsburg festgelegt ist. Ähnlich wohl bei der Klimadebatte und dem seit Monaten bestehenden Klimacamp neben dem Rathaus.

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