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Augsburg: Mit vereinten Kräften: Die Christuskirche bekommt eine neue Orgel

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Mit vereinten Kräften: Die Christuskirche bekommt eine neue Orgel

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    Pfarrer Dirk Dempewolf steht vor der neuen Orgel der Haunstetter Christuskirche.
    Pfarrer Dirk Dempewolf steht vor der neuen Orgel der Haunstetter Christuskirche. Foto: Annette Zoepf

    Die neue Orgel ist ein Großprojekt, im Wortsinn: Ein Mann kann bequem darin stehen, doppelt mannshoch bis zum Bogen der Orgelempore ragt zur Nordseite der Haunstetter Christuskirche bereits der Rahmen für das neue Instrument empor. Er ist aus Fichtenholz gefertigt, auch die sogenannten Windladen sind schon eingebaut, sie sind aus der temperaturstabileren Eiche gefertigt. Durch die Windladen wird später einmal die Luft vom Gebläse der Orgel auf die einzelnen Pfeifen verteilt werden. Es riecht zart nach Holz. Noch fehlt einiges an Geld, doch der Termin, an dem die Orgel erstmals erklingen soll, steht bereits fest.

    Pfarrer Dirk Dempewolf blickt durch die Balken des Orgelrahmens Richtung Nordfenster auf der Orgelempore der Christuskirche und weist auf den viel breiter angelegten Gang um die neu geplante Orgel. „Der Zugang zur Wartung und Einstellung des alten Instrumentes war teils sehr beengt“, erklärt er. Man habe kaum hineingelangen können. Der Standort des neuen Instrumentes bleibt wie gehabt auf der Nordempore, denn dort sind die gleichmäßigsten klimatischen Bedingungen, sanftes Licht, keine direkte Sonne. Temperaturschwankungen mag eine Orgel nicht. Es gab Überlegungen, sie aus Gründen der optischen Symmetrie im Kirchenraum auf die Ostempore zu verlegen, diese wurden aber nicht weiter verfolgt. Das Podest auf der Nordempore wurde etwas vergrößert und nach unten zur Sakristeidecke hin energetisch und auch schallisoliert. „Mit dem gewonnenen Platz haben es auch Sänger und Musiker zukünftig räumlich komfortabler“, freut sich Dempewolf. 

    Eine neue Orgel wird in aller Regel nicht direkt in einer Kirche gebaut. Der Rahmen wird in der Orgelbauwerkstatt baugleich nach dem Rahmen in der Kirche errichtet, in diesen Rahmen hinein baut der Orgelbauer dann das Instrument auf. Er verlegt es erst nach Fertigstellung in die Kirche, um dann vor Ort alles Vormontierte zu komplettieren und zuletzt zu stimmen. Das neue Instrument soll durch kürzere mechanische Gelenkverbindungen, den sogenannten Abstrakten, zwischen Spieltisch und Pfeifenventilen weniger fehleranfällig konstruiert werden als sein Vorgänger. Zwanzig Register wird es haben.

    Die neue Orgel der Christuskirche soll 200 Jahre halten

    Eine neue Orgel ist etwas für Jahrhunderte, für kommende Generationen. Sie soll gut und gerne 200 Jahre halten. Lange und geduldige Planung ist dafür eine gute Grundlage. Bereits im Jahr 2004, so erzählt Pfarrer Dempewolf, gab es nach einem ersten Gutachten zum Zustand der alten Orgel, die aus dem Jahr 1982 stammte, Ideen für ein neues Instrument. Ein zweites Gutachten 2010 bekräftigte die Entscheidung, das alte Instrument sei nur unverhältnismäßig kostspielig zu sanieren. „Ab 2016 haben wir dann tatsächlich geplant, Vorgespräche mit Orgelbaufirmen geführt, den Ingolstädter Orgelbausachverständigen Oliver Scheffler mit einbezogen,“ so Dempewolf. Man entschied sich im Orgelbauausschuss der Gemeinde für den Orgelbauer Link aus Giengen/Brenz, der auch schon die Orgel für das evangelische Gemeindezentrum Maria und Martha in Haunstetten baute. 

    Klang und Tonalität einer Orgel müssen zu ihrem Hauptzweck in einer Gemeinde passen. Soll sie eher für Konzerte genutzt werden, oder die Gemeinde begleiten? Soll ihr Klang romantisch-bassig sein, oder doch barock? Die neue Orgel wird für die klassische Kirchenmusik konzipiert sein. Auf den Kirchenraum abgestimmt in der Zahl der Register, und in ihrer Klangfarbe soll sie sein. Natürlich hätten sie auch ihren langjährigen Kirchenmusiker und Organisten Hartmut Sirch miteinbezogen. Die Firma Link fertigt die Holzpfeifen in eigener Werkstatt, ebenso wie den geplanten hellklingenden Zimbelstern, die Metallpfeifen kommen aus einer anderen Werkstatt. 

    Verglichen mit dem Vorgänger-Modell wird die neue Orgel in der Christuskirche Haunstetten einige Verbesserungen bieten.
    Verglichen mit dem Vorgänger-Modell wird die neue Orgel in der Christuskirche Haunstetten einige Verbesserungen bieten. Foto: Annette Zoepf

    Eine neue Orgel soll schön aussehen. Außen wird man keine Register sehen, alles wird im Gehäuse verbaut. Wo vorher das alte Instrument graugrün an die Apsis angepasst war, wird nun ein abgetöntes Weiß, gebrochenes Grau verwendet werden. Die Schauseite der Orgel, den Orgelprospekt, gestaltet man entweder nach kunsthistorischem Vorbild, wie er war, oder aber man setzt moderne Gestaltungsakzente unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes. Kirchenraumgestalterin Anne Hitzker-Lubin verantwortet die Orgel-Außengestaltung. 

    Eine neue Orgel kostet Geld. Mit allen Gewerken, Orgelbau, Elektroarbeiten, Malertätigkeiten werden es um die 400.000 Euro sein, die aufgebracht werden müssen. Knapp 200.000 Euro hat die Gemeinde schon aufgebracht. Regelmäßig gibt Pfarrer Dempewolf auf der Internetseite und im Gemeindebrief der Christuskirche Auskunft über den Fortgang der Arbeiten, um die Gemeinde zu informieren, und natürlich auch weitere Geldspenden zu akquirieren. Eine Großspende aus der Gemeinde ist da, der Verkauf des alten Instrumentes in eine polnische Gemeinde nahe Krakau brachte Geld, auch einen staatlichen Orgelzuschuß gibt es. Spendenkonzerte sind angedacht, denn natürlich fehlt noch Geld. Kreativ ist die Idee, sich zum Geburtstag eine Spende zugunsten der neuen Orgel zu wünschen, wie es manche gemacht hätten, freut sich Dempewolf. 

    Der Kraftakt, eine neue Orgel zu bauen, ist nur gemeinsam zu schaffen. Die beteiligten Firmen, die Künstlerin, der Orgelausschuss mit Mitgliedern des Kirchenvorstandes, Pfarrer und Organist, der Orgelsachverständige, Bau- und Finanzabteilungen der evangelischen Landeskirche, Denkmalschützer der Stadt Augsburg – sie alle werden bis Erntedank dazu beigetragen haben, dass in der Haunstetter Christuskirche die neue Link-Orgel erklingen wird. Denn an Erntedank zum Sonntag soll die neue Orgel eingeweiht werden.

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