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Augsburg: Mit diesen Schritten rüstet sich die Stadt für den Klimawandel

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Mit diesen Schritten rüstet sich die Stadt für den Klimawandel

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    Von der Trockenheit geschädigte Straßenbäume in der Amagasaki-Allee in Augsburg. Experten sind sich einig: Die Probleme mit dem Klimawandel werden in der Stadt stark zunehmen.
    Von der Trockenheit geschädigte Straßenbäume in der Amagasaki-Allee in Augsburg. Experten sind sich einig: Die Probleme mit dem Klimawandel werden in der Stadt stark zunehmen. Foto: Bernd Hohlen (Archivbild)

    Die Stadt Augsburg möchte sich in den kommenden Jahren auf den Klimawandel mit heißeren Sommern, mehr Trockenheit und Starkregen vorbereiten. Aktuell wurden in zwei Studien die Grundlagen für eine" Klimaanpassungsstrategie" (Kasa) erarbeitet. Der Umweltausschuss empfahl am Montag mit breiter Mehrheit, im nächsten Schritt die Umsetzung vorzubereiten. Eine besondere Rolle sollen dabei die beiden Gebiete Oberhausen-Mitte und Rechts der Wertach spielen.

    Die globale Erwärmung und die damit verbundenen Klimafolgen sind bereits in Augsburg zu spüren und werden künftig weiter zunehmen. "Das größte Problem ist die Zunahme der Hitzetage über 30 Grad", sagte Experte Fritz Reusswig von der Gesellschaft für sozioökonomische Forschung (GSF). Auch Starkregenereignisse und Trockenphasen werden laut den Szenarien zunehmen. Basierend auf diesen Ergebnissen haben die Kasa-Experten in einem breiten Beteiligungsprozess mit Bürgern und Akteuren der Stadtgesellschaft ein Bündel von 47 Vorschlägen erarbeitet, die für mehr Klimaresilienz sorgen sollen - allen voran zum Schutz für den Menschen, aber auch für wichtige Bereiche wie Gesundheit, Katastrophenschutz, Wirtschaft, Versorgungseinrichtungen, Wasser, Verkehr, Gebäude, Stadtgrün, Natur, Land- und Forstwirtschaft.

    Augsburg braucht "Katastrophenschutz-Leuchttürme"

    Reusswig nannte beispielhaft einige Vorschläge: Danach sollten in Augsburg sogenannte "Katastrophenschutz-Leuchttürme" aufgebaut werden, die etwa mit Notstrom, Wasservorräten und Übernachtungsmöglichkeiten ausgestattet sind. Dies werde auch in anderen Städten angedacht und eigne sich für verschiedene Notfälle. Weiter regte der Experte dem Klima angepasste neue Gewerbeflächen mit Hitzeschutz und Begrünung an. Mit einer "wassersensiblen" Siedlungs- und Freiraumplanung sollten Flächen entsiegelt und oberflächennahe Zwischenspeicher eingerichtet werden, um größere Regenmengen zu bewältigen. Weitere Vorschläge sind kühle Zonen entlang von Fuß- und Radwegen, damit sie auch bei hohen Temperaturen weiter genützt werden können, außerdem mehr Dach- und Fassadenbegrünungen in der Innenstadt, wo große Bäume oft keinen Platz mehr haben.

    Das Klimawandel-Anpassungskonzept für die Stadt Augsburg besteht generell aus zwei Teilen: Im ersten Teil wurde die klimatologische Entwicklung in Augsburg in Vergangenheit und Zukunft untersucht und eine Verwundbarkeitsanalyse durchgeführt. Im zweiten Teil geht es um eine kommunale Gesamtstrategie mit dem genannten Paket von Vorschlägen. Zudem wurden zwei übergreifende Leitprojekte entwickelt: Geplant ist ein "Klimaresilientes Modellquartier“ in Oberhausen-Mitte und Rechts der Wertach. Dort soll erprobt werden, wie sich verschiedene Klimaanpassungsmaßnahmen im Bestand umsetzen lassen. Das Leitprojekt wird unter gemeinsamer Federführung von Stadtplanungsamt und Umweltamt laufen, zusammen mit zahlreichen weiteren Dienststellen und externen Akteuren. Oberhausen-Mitte und Rechts der Wertach zählen wegen der hohen Flächenversiegelung und relativ wenig Grün zu den Hitze-Hotspots in der Stadt.

    Stadtweiter Hitzeaktionsplan für Augsburg beschäftigt Experten

    Ein weiteres Leitprojekt sieht vor, in Augsburg einen stadtweiten Hitzeaktionsplan unter Federführung des Gesundheitsamts zu erstellen. Im Hitzesommer 2003 starben allein in Deutschland rund 9600 Menschen an den Folgen der hohen Temperaturen. Laut stellvertretendem Gesundheitsamtsleiter Thomas Wibmer muss Hitze nicht tödlich sein, für verschiedene Bevölkerungsgruppen könne sie jedoch zur großen Belastung werden, nicht nur für Alte, sondern etwa auch für Schwangere. "Man braucht für jede Bevölkerungsgruppe ein geeignetes Angebot und muss den Einstieg finden", so Wibmer. Nötig dafür sei eine eigene Koordinierungsstelle.

    Seit Längerem ist der Augsburger Höhgraben ausgetrocknet. Dies führen Experten auch auf den Klimawandel zurück.
    Seit Längerem ist der Augsburger Höhgraben ausgetrocknet. Dies führen Experten auch auf den Klimawandel zurück. Foto: Peter Fastl (Archivbild)

    Die Kasa-Experten sehen mit Blick auf den Hitzeaktionsplan drei wichtige Aufgaben: ein Management für sogenannte vulnerable Gruppen, die besonders unter Hitze leiden, eine entsprechende Kommunikation - etwa über Warnapps und Mitmachaktionen für die Bevölkerung - sowie langfristige Vorsorgemaßnahmen. Das komplexe Thema müsse jedoch noch weiter bearbeitet werden, hieß es im Umweltausschuss. Dort gab es gegen eine Stimme der AfD grünes Licht für weitere Schritte. Dazu zählt etwa die Suche nach Fördertöpfen für einzelne Programme und die Bereitstellung von städtischen Haushaltsmitteln und Personal.

    Studien sind laut Umweltreferent Erben Grundlage für das Handeln

    Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) sagte, die Anpassung an den Klimawandel sei kostspielig, aber Nichtstun werde noch wesentlich teurer sein, wenn entsprechende Schäden durch den Klimawandel auftreten. Nötig sei es, zweigleisig zu fahren mit mehr Klimaschutz, aber auch entsprechenden Anpassungsstrategien. Die beiden staatlich geförderten Studien, die zusammen rund 160.000 Euro gekostet haben, seien die Grundlage dafür, dass die Stadt nun strategisch handeln könne. Peter Rauscher (Grüne) meinte, die derzeitige Stadtregierung gehe beim Klimaschutz so schnell und weit vor "wie nie zuvor". Reimond Scheirich (AfD) hielt die Kosten für die Studien für Geldverschwendung. "Man fragt sich, wie die Leute in Südeuropa ohne solche Konzepte überlebt haben."

    Bei der CSU fragt man sich unterdessen, wann nach vielen Studien die Umsetzung erfolgen soll: "Wir müssen ins Tun kommen", forderte Josef Hummel. Ähnlich sah es Christian Pettinger (ÖDP). "Wir haben jetzt alles schwarz auf weiß und müssen es auch umsetzen." Dafür werde man viel Geld brauchen. Bruno Marcon (Augsburg in Bürgerhand) sieht in den Studien einen guten Ausgangspunkt. Nötig sei jedoch eine politische Priorisierung der Maßnahmen. Auch die Bevölkerung müsse mitgenommen werden.

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