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Augsburg: Mit 44 Jahren ist er Augsburgs wohl ältester Azubi

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Mit 44 Jahren ist er Augsburgs wohl ältester Azubi

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    Oleksandr Yaskorskyi über seinen Ausbildungsbeginn im AWO-Altenheim in der Matthias-Claudius-Straße im Herrenbach mit 44 Jahren. Er stammt aus der Ukraine.
    Oleksandr Yaskorskyi über seinen Ausbildungsbeginn im AWO-Altenheim in der Matthias-Claudius-Straße im Herrenbach mit 44 Jahren. Er stammt aus der Ukraine. Foto: Silvio Wyszengrad

    Oleksandr Yaskorskiy ist wahrscheinlich Augsburgs ältester Auszubildender. Der 44-Jährige aus Lutsk in der Westukraine, ein Ort 90 Kilometer von Polen, startet nach einer langen beruflichen Odyssee noch einmal durch: Er will Altenpfleger werden. Doch bis er diese Entscheidung getroffen und in Augsburg eine Lehrstelle gefunden hatte, war es ein schwieriger Weg.

    Yaskorskiy, den Freunde und Bekannte Alex nennen, hat in seiner Heimat studiert und einen Abschluss als mechanischer Ingenieur gemacht, aber in der Ukraine hat es keine Arbeit gegeben. Der Ehemann und Vater eines 14-jährigen Sohnes suchte deshalb eine Lösung und ging zunächst zur Altenpflege ins angrenzende Ausland. Dort stellte sich bei ihm das Gefühl ein, dass "diese Arbeit zu mir passt", sagt er. Weil es in seiner Heimat aber keine Ausbildung gibt - nur die Theorie wird gelehrt, bevor praktisch gearbeitet werde -, bewarb sich der 44-Jährige bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Deutschland. Doch der Weg, um am 1. September die duale Ausbildung zur Altenpflege-Fachkraft im Seniorenheim an der Matthias-Claudius-Straße im Herrenbachzu beginnen, war steinig.

    44-Jähriger beginnt Ausbildung in der Altenpflege

    Die Ernsthaftigkeit im Auftreten des Bewerbers überzeugte den Vorstand der Arbeiterwohlfahrt Schwaben. "Herr Yaskorski machte beim Bewerbungsgespräch einen äußerst entschlossenen Eindruck", sagt Vorsitzender Dieter Egger und fügt hinzu, er sei darüber hinaus "sehr sympathisch" und spreche "ausgezeichnet" Deutsch. Und nicht nur das: Neben seiner Muttersprache und dem verwandten Russisch kann er sich auch auf Englisch und Rumänisch verständigen. Polnisch hat er ebenso im Repertoire, wobei er betont, es besser zu verstehen, als zu sprechen. Seine offensichtliche Sprachbegabung pflegt er heute wie ein Hobby.

    Ausbildung in Corona-Zeiten: Das sagt die IHK

    Christian Fischer ist Ausbildungsexperte der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben. Er sagt: "Nach anfänglichen Hürden haben die Berufsschulen einen guten Online-Modus gefunden, um die Vermittlung von Theorieinhalten sicherzustellen. Speziell für Azubis kurz vor der Abschlussprüfung bieten viele Schulen zusätzliche Vorbereitungskurse in Präsenz an."

    Besonders stark von der Corona-Krise betroffen sind laut IHK die Branchen, die von Schließungen betroffen sind: Gastronomie, Tourismus, der Veranstaltungssektor und der Einzelhandel mit Ausnahme von Lebensmitteln. Hier haben Azubis unter Umständen einen Rückstand beim Lernstoff, den es aufzuholen gilt.

    IHK-Ausbildungsexperte Christian Fischer sagt: "Die Herausforderungen sind teils immens, insbesondere wenn Ausbildung durch geschlossene Betriebe erschwert oder gar unmöglich ist. Aber auch wenn Azubis nicht in verschiedenen Abteilungen eingesetzt werden können. Für die Auszubildenden, die gerade erst ihre Ausbildung begonnen haben, ist es noch schwieriger, da ihnen teilweise wichtige Grundlagen fehlen."

    Laut IHK dürfe man trotz der Corona-Krise nicht das Problem des Fachkräftemangels aus den Augen verlieren, das auch nach Corona die größte Herausforderung bleibt. Schon zuvor ist die Zahl der Ausbildungsstellen stark gesunken – vor allem, weil sich weniger Bewerber fanden. Allein in Bayerisch-Schwaben waren 2020 hunderte Ausbildungsplätze unbesetzt. Die derzeitigen Einschränkungen machten es für das im Herbst beginnende Ausbildungsjahr nicht einfach, junge Leute für die Ausbildung zu begeistern.

    Alles miteinander bewertet Dieter Egger als "beste Voraussetzungen, eine Ausbildung erfolgreich zu absolvieren". Auch bei den Formalitäten - Anträgen, Übersetzungen, Visum - habe man ihm nicht helfen müssen. Aufgrund seiner guten Deutschkenntnisse habe er problemlos mit Ämtern und Behörden kommunizieren können. Laut Egger ist der Ukrainer der bislang erste und einzige Bewerber aus dem Ausland bei der AWO.

    25 Minuten vom Augsburger Hochfeld in den Herrenbach

    Oleksandr Yaskorskiy ist etwas nervös vor seinem Start in ein neues Leben. Der Satz "ich wollte alles richtig machen" entspricht seinem Wesen, weshalb er sich frühzeitig informierte, wie er am ersten Tag in den Herrenbach kommen wird. Obwohl er mittlerweile ein Fahrrad erstanden und sich mit einem Fahrradhelm ausgerüstet hat, will er an seinem ersten Tag zu Fuß vom Hochfeld in den Herrenbach gehen und pünktlich um 8.30 Uhr bei seiner Chefin vorsprechen.

    Und wie verkraftet die Familie seine lange Abwesenheit von zu Hause? "Meine Frau Galina hat viel Verständnis", sagt er, schließlich sei eine Arbeit im Ausland besser als gar keine Arbeit. Doch es gibt noch ein Problem: Derzeit gelte sein Visum nur sechs Monate lang. Um die dreijährige Ausbildung zu beenden, brauche er einen Aufenthaltstitel. "So sind eben die Gesetze in Deutschland, aber wenn ich in Deutschland bleiben will, muss ich das akzeptieren."

    Azubi Oleksander Yaskorskiy ist entspannt

    Hinter Oleksander Yaskorskiy liegen Wochen und Monate der Behördengänge zwischen Bürgerbüro hier und Botschaft dort, zwischen Krankenkassenbeitritt und Banktermin. Er reibt sich die Hände, wie er es hin und wieder tut, wenn er erzählt. "Wenn ich entspannt bin", erklärt er, "reibe ich mir öfters die Hände." Auch als er erzählt, dass er lieber Medizin als Ingenieurwesen studiert hätte, vermittelt er das Gefühl, im Gesundheitswesen beziehungsweise der Altenhilfe gut aufgehoben zu sein.

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