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Augsburg: Millionenprojekt: Sanierung macht Synagoge moderner und sicherer

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Millionenprojekt: Sanierung macht Synagoge moderner und sicherer

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    Die Generalsanierung der Augsburger Synagoge an der Halderstraße hat am Sonntag mit einer Feier zum Auftakt offiziell begonnen.
    Die Generalsanierung der Augsburger Synagoge an der Halderstraße hat am Sonntag mit einer Feier zum Auftakt offiziell begonnen. Foto: Bernd Hohlen

    Alexander Mazo ist stolz und erleichtert. "Es ist gut, dass es jetzt losgeht", sagt der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Schwaben-Augsburg. Nach langer Vorbereitung startet die Generalsanierung der über hundert Jahre alten Augsburger Synagoge mitten im Herzen der Stadt. Das jüdische Gotteshaus steht an der Halderstraße, nicht weit weg vom Königsplatz. Es gilt als etwas Besonderes. Doch die Bausubstanz ist erneuerungsbedürftig. Die Sicherheit wird verbessert. Bei der Auftaktfeier mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth und vielen anderen Gästen am Sonntag wurde deutlich, um welche Dimensionen es geht.

    In Augsburg steht die einzige Großstadt-Synagoge in Bayern, die nicht im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Nun steht eine Generalsanierung an. "Es geht darum, die Bausubstanz auf die Höhe der Zeit zu bringen", sagt Architekt Martin Spaenle: Das große Westfenster muss dringend repariert werden. Haustechnik und Brandschutz werden erneuert. Gemeindemitglieder und Besucher sollen das Gebäude und seine Einrichtungen künftig barrierefrei nutzen können. Das Jüdische Museum erhält einen neuen klimatisierten Funktionsraum. Besonders wichtig sei das Thema Sicherheit, sagt Spaenle mit Blick auf das Attentat in Halle.

    Weitere Sicherheitsmaßnahmen in der Augsburger Synagoge

    2019 versuchte ein Rechtsextremist in Halle am höchsten jüdischen Feiertag mit Waffengewalt, in die Synagoge im Paulusviertel einzudringen, um dort versammelte Personen umzubringen. Nachdem er an der massiven Tür scheiterte, tötete er zwei Menschen und verletzte bei seiner Flucht zwei weitere. Seither steht der Schutz von Synagogen in Deutschland noch stärker im Fokus. Auch in Augsburg gab es Sofortmaßnahmen. Jetzt seien die eigentlichen Arbeiten vorgesehen, so der Architekt. Geplant sind etwa voneinander getrennte, sichere Zugänge zum Museum und zum Gemeindezentrum im Komplex an der Halderstraße. Verstärkt werden auch die Überwachungseinrichtungen und die Einbruchsicherheit.
     

    Die über hundert Jahre alte Synagoge an der Halderstraße wird generalsaniert.
    Die über hundert Jahre alte Synagoge an der Halderstraße wird generalsaniert. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)


    IKG-Präsident Mazo sagt, "natürlich sind wir besorgt, weil der Antisemitismus zunimmt". In der Augsburger Synagoge hatte es vor einigen Jahren einen Vorfall gegeben, der für Aufsehen sorgte. Unbekannte ritzten zahlreiche Hakenkreuze ins Gestühl. Dennoch betont Mazo auch: "Wir fühlen uns sicher in Augsburg." Man stehe in engem Kontakt mit der Polizei und dem Verfassungsschutz.

    Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, berief sich auf den aktuellen Verfassungsschutzbericht. Danach sei das jüdische Leben in Deutschland nach wie vor bedroht. Allein die Zahl der rechtsextremistischen Straftaten sei um zwölf Prozent gestiegen. Zudem habe der Antisemitismus im Zuge der Corona-Pandemie zugenommen und sei mitten in der Gesellschaft zu finden. Umso wichtiger sei die öffentliche Debatte über Vorfälle wie kürzlich auf der Kunstausstellung documenta in Kassel, um zu einer Sensibilisierung beizutragen. Erfreulich sei nun auch, dass die Augsburger Synagoge erhalten werden kann.

    Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) betonte, "jüdisches Leben und Kultur brauchen einen festen Platz in der Stadtgesellschaft". Die Generalsanierung der Synagoge sei dafür ein klares Bekenntnis. Augsburg habe seine ehemalige jüdische Gemeinde im Nationalsozialismus verloren. Sie sei dankbar, dass Juden trotz der grausamen Geschichte Augsburg inzwischen wieder zu ihrer Heimat gemacht haben. Die Kultusgemeinde Augsburg-Schwaben hat heute rund 1400 Mitglieder.

    Bund fördert die Hälfte der Sanierungskosten

    Der Bund wird die Sanierung mit 13 Millionen Euro bezuschussen. Die andere Hälfte der vorgesehenen Baukosten von 26 Millionen Euro wollen der Freistaat Bayern und weitere Förderer tragen, einen Eigenanteil übernimmt die IKG. Die kulturelle und geschichtliche Bedeutung der Augsburger Synagoge gehe weit über Bayern hinaus, das Gebäude sei ein national bedeutsames Denkmal", sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Aufgabe sei aber nicht allein, jüdisches Leben zu fördern, sondern auch Antisemitismus vehement zu bekämpfen und die Demokratie in Deutschland zu schützen.

    Judenhass früher und heute thematisierte Ludwig Spaenle, Beauftragter der Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe. Die documenta sei ein Fall mit klarer Ansage gewesen. Antisemitismus sei latent in der Gesellschaft vorhanden. Die Generalsanierung der Augsburger Synagoge sei jedoch ein starkes Signal, um jüdisches Leben zu fördern und weiterzuentwickeln.

    Das jüdische Gotteshaus soll während der Arbeiten weiter nutzbar bleiben

    Während der Sanierung soll das Gebäude im Prinzip durchgängig nutzbar bleiben. Voraussichtlich bis 2028 werden die Arbeiten abgeschlossen sein. Die Augsburger Synagoge wurde zwischen 1913 und 1917 errichtet und weist unter anderem Elemente des Jugendstils und byzantinische Formen auf. Sie wurde in der Pogromnacht 1938 geschändet und in Brand gesteckt, doch von der Feuerwehr wegen einer benachbarten Tankstelle gelöscht.

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