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Augsburg: Messe Augsburg: Die Grindtec bekommt Konkurrenz aus Stuttgart

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Messe Augsburg: Die Grindtec bekommt Konkurrenz aus Stuttgart

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    Die Grindtec ist die derzeit größte Messe am Standort Augsburg.
    Die Grindtec ist die derzeit größte Messe am Standort Augsburg. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)

    Die Weltleitmesse für Schleiftechnik, die Grindtec, ist die derzeit größte Messe am Standort Augsburg. Zuletzt stand sie aber unter Beschuss: Im Frühjahr 2020 wurde sie wegen der Corona-Krise zunächst in den November verschoben, musste pandemiebedingt aber kurz vor dem Start doch abgesagt werden. Für den Veranstalter Afag, der in Augsburg auch die Aufzugmesse Interlift, die Americana und die Frühjahrsausstellung afa durchführt, war das ein herber Schlag - einerseits finanziell, aber auch weil die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für die Absage sowohl unter Ausstellern als auch Bürgern für Kritik sorgte. Nun bekommt die Fachmesse auch noch Konkurrenz aus Baden-Württemberg.

    Die Landesmesse Stuttgart hat mit dem Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) ein Konkurrenzprodukt zur Grindtec aufgelegt, die Grindinghub. Sie soll, wie die nächste Grindtec auch, im Frühjahr 2022 stattfinden - nur wenige Wochen nach der Augsburger Veranstaltung, die für 15. bis 18. März geplant ist. Insider und Branchenmedien sprechen von einer Kopie des Grindtec-Formats - zumindest im Kern der Veranstaltung. Auch die zeitliche Nähe zum "Original", wie es die Afag mittlerweile auf ihrer Homepage beschreibt, ist für einige kein Zufall. Weil die wenigsten Aussteller und Besucher beide Messen im Kalender einplanen werden, beginnt nun das Ringen um Publikum und Firmen.

    Grindtec sorgt in Augsburg und der Region für gute Umsätze

    Neben der Afag Messe- und Veranstaltungen GmbH machen sich auch Wirtschaftsvertreter Gedanken. Denn die Stuttgarter Konkurrenz könnte massive Folgen für die Augsburger Veranstaltung haben. Immerhin profitieren von der international besetzten Messe, die zuletzt jeden Quadratzentimeter des Messegeländes belegte, auch Hotels, Gastronomie, Taxifahrer und der Einzelhandel oder Messebauer der Region. Die Umsätze lagen im Millionenbereich, für viele Unternehmen war die Grindtec eine wichtige finanzielle Basis. Eine Verkleinerung oder gar das Aus des Formats wäre für sie schwierig aufzufangen. Stadträtin Margarete Heinrich hat deshalb bereits an Oberbürgermeisterin Eva Weber geschrieben. Es sei unbedingt notwendig, die Grindtec am Standort zu halten.

    Die Schleiftechnikmesse Grindtec ist in Augsburg groß geworden und hat sich internationale Anerkennung erarbeitet. Jetzt erhält sie Konkurrenz.
    Die Schleiftechnikmesse Grindtec ist in Augsburg groß geworden und hat sich internationale Anerkennung erarbeitet. Jetzt erhält sie Konkurrenz. Foto: Judith Roderfeld (Archivbild)

    Für die Afag-Geschäftsführer Henning und Thilo Könicke ist klar, dass dies auch so kommen wird. Weder die Messe selbst noch der Standort stünden infrage. Die Geschäftsführer ärgern sich weniger über die Konkurrenz: "Wettbewerb ist normal und wichtig. In normalen Zeiten hätten wir das angenommen und uns damit auseinandergesetzt, den Ausstellern schlicht die bessere Messe und gute Arbeit geboten, um sie zu halten", sagt Henning Könicke. Nur kämpften private Veranstalter in der aktuellen Situation mit schwächeren Waffen. Die Stuttgarter Grindinghub habe schlicht die besseren Rahmenbedingungen für einen Neustart nach der Krise.

    Kritik: Grindinghub wird mit öffentlichen Geldern gestemmt

    Hintergrund ist, dass die Landesmesse Stuttgart von der Stadt Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg geführt wird. Zuletzt bekam die Messe von diesen Zuschüsse in Millionenhöhe, um die Corona-Krise zu überstehen und die Zukunft planen zu können. "Wir als privat geführtes Unternehmen erhalten keine solch absichernde Unterstützung." Dass ein Industrieverband gemeinsam mit einem öffentlichen Unternehmen - und damit unterstützt durch öffentliche Gelder - eine neue Messe zu etablieren versuche, sei eine Kampfansage an die Privatwirtschaft, so Thilo Könicke.

    Die beiden Afag-Geschäftsführer Henning (links) uns Thilo Könicke.
    Die beiden Afag-Geschäftsführer Henning (links) uns Thilo Könicke. Foto: Ulrich Wagner

    Der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW), der als Fachverband die Grindinghub initiiert hat, sagt, den Anstoß zur Gründung dieser Messe hätten Mitgliedsfirmen gegeben, die bisher Aussteller auf der Augsburger Grindtec waren. "Sie haben angefragt, ob der VDW der Branche eine neue Plattform rund um das Thema Schleiftechnologie anbieten kann", so Sprecherin Sylke Becker. Gemeinsam mit der Messe Stuttgart und dem Schweizer Verband Swissmem habe man sich entschieden, dieser Bitte nachzukommen. Weshalb die Aussteller sich an den Verband gewandt hatten und ob sie in Augsburg unzufrieden waren, will man beim VDW nicht kommentieren. Die Grindinghub, heißt es aber, sei nicht als Ersatz oder Alternative zur Augsburger Veranstaltung gedacht, sondern positioniere sich als neue Leitmesse. Ob beide Veranstaltungen nebeneinander erfolgreich existieren können, werde der Markt zeigen.

    Afag betreut Impfzentrum statt Messeveranstaltung

    Den Messeveranstalter Afag trifft die Konkurrenzsituation doppelt hart: Seit 15 Monaten hat das Unternehmen nach eigenen Angaben keine Einnahmen mehr aus Messeveranstaltungen. Zuletzt musste auch die internationale Aufzugmesse Interlift auf April 2022 verschoben werden - es fehlte an der nötigen Planungssicherheit, ob zum eigentlich geplanten Termin im Herbst überhaupt Messen erlaubt sind. Aussteller aus dem Ausland hätten zudem widergespiegelt, dass der unklare und unberechenbare Corona-Kurs der Bundesregierung für Verunsicherung sorge. Immerhin: Die Messe für Freizeit- und Westernreiten, Americana ( 8. bis 12. September), bleibt zunächst im Kalender stehen.

    Um die Einnahmeausfälle zu kompensieren, unterstützt und organisiert der Messeexperte Afag inzwischen auch Impf- und Testzentren bei der Abwicklung. Diese Einnahmen minderten das Abschmelzen des Eigenkapitals. Nun hoffen die Könickes auf einen schnellen Neustart im Kerngeschäft.

    Wie trifft die Corona-Krise Veranstaltungstechniker? Hören Sie sich dazu unseren Podcast von Juli 2020 aus der Reihe "Augsburg, meine Stadt" an:

    Lesen Sie dazu den Kommentar: Messe: Eine Konkurrenzsituation, die keinem nutzt

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