Die Letzte Generation kann in Augsburg also auch moderat. Sicher, die vergangenen Aktionen verfehlten ihr Ziel nicht, sie erzeugten Störmomente und damit Aufmerksamkeit für Klimaschutz. Und doch hatten die „ungehorsamen Versammlungen“ Mitte Juli und Anfang August in der Karlstraße weitaus weniger Auswirkungen auf den Verkehr als frühere Aktionen – etwa die Klebe-Blockade Ende Juni 2023, die die Schaezlerstraße in der Innenstadt stundenlang lahmgelegt hatte. Die Wucht der Aktivitäten hat offenbar nachgelassen, trotzdem beschäftigen einige von ihnen Polizei, Stadt und Uni bis heute.
Auch nach Ende des Klimacamps wird Augsburg regelmäßig zum Schauplatz von Klima-Demos. Die Anmelder der Klimacamps nutzten „immer wieder andere Anlässe zur Kundgabe ihrer Themen“, teilt die Polizei mit. Dazu zählten etwa die 15-Minuten-Demos, in deren Rahmen die Aktivistinnen und -aktivisten an bestimmten Verkehrsstellen auf Missstände hinweisen. „Im Vergleich zu den Vormonaten sind die Versammlungen im Zusammenhang mit dem Klimaschutz leicht gesunken“, so die Polizei. Im Vergleich zum Vorjahr seien diese aber „gleichbleibend“. In der Regel verlaufen diese Demos ohne Zwischenfälle und sind vorab angemeldet.
Letzte Generation hat nach Aktionen noch offene Rechnungen in Augsburg
Dies war beim Großteil der Aktionen der Letzten Generation in Augsburg anders – teils auch mit strafrechtlichen Folgen. Die Polizei spricht auf Anfrage von „mindestens acht Aktionen“, bei denen sie in Form von Ermittlungen „tätig werden musste“. Dabei ging es etwa um Blockaden – neben der Aktion in der Schaezlerstraße auch an Theodor-Heuss-Platz und Annastraße –, aber auch um Plakat- und Farbaktionen. Hier rief vor allem die Farbattacke auf den Eingangsbereich der Uni Ende 2023 größeres Aufsehen hervor, weitere Aktionen fanden an Hochschule und Pilgerhausstraße statt. Durch all dies gab es laut Polizei „zumindest den Anfangsverdacht unterschiedlicher Straftaten“, die Kripo habe unter anderem wegen Nötigung, Sachbeschädigung oder Verstößen gegen das Versammlungsgesetz ermittelt. Die Ergebnisse seien an die Staatsanwaltschaft übergeben worden, in einzelnen Fällen liefen die Ermittlungen auch noch.
Nicht nur in puncto Ermittlungen beschäftigen die Aktionen die Polizei bis heute. Es geht auch um offene Rechnungen. Die „Klima-Kleber“ im Juni 2023 von der Fahrbahn zu entfernen, teils per Fräse, verursachte der Polizei Kosten – je nach Fall zwischen 59 und 500 Euro pro Person. Manche dieser Rechnungen wurden inzwischen bezahlt, wie ein Sprecher mitteilt – allerdings seien im Nachgang teils Klagen gegen diese Forderungen eingegangen. Andere Rechnungen wiederum seien noch gar nicht bezahlt, „weshalb nach wie vor mehrere Mahnverfahren laufen“. Durch die Schäden an der Fahrbahn entstanden auch der Stadt Kosten von rund 5000 Euro, auch sie stellte Rechnungen aus. Ob sie inzwischen bezahlt sind, teilt sie mit Verweis auf „Datenschutzgründe“ nicht mit.
Polizei ermittelte in mehreren Fällen gegen „Klima-Kleber“
Am teuersten dürfte die Sprühaktion an der Uni werden. Der betroffene Teil der Fassade musste komplett saniert werden, bis auf die irreparabel beschädigte Beleuchtung sind die Arbeiten inzwischen abgeschlossen. Aktuelle Kostenschätzungen liegen bei rund 40.000 Euro. Sobald die Gesamtkosten feststünden, so eine Uni-Sprecherin, werde man Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft beantragen, um unter anderem die Daten der Verantwortlichen zu erhalten. Anschließend werde man „wohl den Schaden von den Schädigern fordern und gegebenenfalls ein Gerichtsverfahren anstrengen“. Bis dahin könne es „noch etwa drei Monate dauern.“
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