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Augsburg: Mehr Menschen kommen in die Innenstadt – aber bleiben sie dauerhaft?

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Mehr Menschen kommen in die Innenstadt – aber bleiben sie dauerhaft?

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    Die Menschen zieht es wieder verstärkt nach Augsburg. In der Innenstadt ist einiges los.
    Die Menschen zieht es wieder verstärkt nach Augsburg. In der Innenstadt ist einiges los. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Zwei Wochen Osterferien, danach eine weitere Woche mit Osterplärrer und Dult - nicht nur für Schausteller und Marktkaufleute war es ein umsatzstarker Monat, auch im Handel ziehen die Umsätze an. Die Menschen haben wieder mehr Spaß daran, Einkäufe zu tätigen. Die Innenstadt in Augsburg erlebt einen stärkeren Andrang als in den Monaten zuvor. Gut besucht sind bei schönem Wetter Straßencafés und Lokale. Herrscht folglich eitel Sonnenschein in

    Andreas Gärtner ist Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes. Er weiß aus vielen Gesprächen mit Geschäftsleuten, dass die Situation im Handel nach wie vor schwierig ist: "Aktuell stellen wir fest, dass noch immer viele Menschen sehr zielgerichtet und auch vermehrt preisorientiert ihren Bedarf decken." Die große Lust auf eine Einkaufstour gebe es für viele noch nicht, so Gärtner: "Die damit verbundenen Spontankäufe sind noch nicht die Regel."

    Handel in Augsburg: Leben ohne Corona-Einschränkungen

    Für Ekkehard Schmölz, Leiter von Augsburg Marketing, ist dies keine Überraschung. "Man muss immer im Hinterkopf haben, dass die Einschränkungen erst seit kurzer Zeit wieder weitestgehend weggefallen sind und sich die Lage nur langsam wieder normalisiert." Im Vergleich zum Vorjahr, als die Corona-Pandemie viel stärker in das öffentliche Leben eingegriffen habe, seien die Umsätze im Handel deutlich gestiegen. Sie lägen noch immer unter den 2019er-Zahlen, als Corona noch kein Thema gewesen sei.

    Es gibt andererseits Tage, die dem Handel Hoffnung machen, dass es aufwärtsgehen könnte. "Bei uns in der City-Galerie war Karsamstag der stärkste Tag im Jahr 2022", berichtet Centermanager Axel Haug. Die Umsätze erreichten an diesem Tag das Niveau, wie es vor Corona gewesen sei: "In den Osterferien haben wir zudem eine deutliche Belebung festgestellt", sagt Haug.

    Handel in Augsburg: So läuft es in der City-Galerie

    Die wirtschaftliche Entwicklung im Einkaufscenter mit seinen 100 Fachgeschäften gilt allerdings nicht für alle Branchen im Handel. Gärtner verweist auf die Textilhändler: "Auch der April und die Osterferien konnten die Hoffnungen vieler Einzelhändler nicht erfüllen. Trotz etwas ansteigender Frequenzen lagen die Umsatzergebnisse, gerade im textilen Einzelhandel, immer noch 15 bis 25 Prozent unter den Vergleichswerten 2019." Zumindest im Textilhaus Rübsamen gibt es kleine Klagen. Geschäftsführer Marcus Vorwohlt sagt: "Die Osterferien waren zwei gute Wochen für den Handel." Frequenzen hätten angezogen, Umsätze seien gut gewesen: "Viele Kunden haben erzählt, sie seien das erste Mal seit langer Zeit wieder in die Stadt gegangen."

    Schmölz spricht bereits davon, der Drang der Menschen, wieder in die Stadt zu kommen, sei deutlich zu erkennen: "Die Weichen, die während der Pandemie gestellt worden sind, waren genau die richtigen." Die Gäste kämen nicht allein zum Einkaufen in die Stadt, sie möchten sie erleben und wieder für sich entdecken. "Geselligkeit und Miteinander sind dabei wichtige Faktoren", so Schmölz. Es sei richtig, die Stadt "als Erlebnis- und Kulturraum" zu vermarkten.

    Handel in Augsburg: Energiekosten machen Verbrauchern zu schaffen

    Centermanager Haug hofft, dass das Stimmungshoch bei Kundinnen und Kunden anhalte. Es habe aus seiner Sicht einige Zeit gedauert, bis die Menschen wieder ungezwungen nach draußen gingen. Die pure Lebensfreude sei dennoch nicht zu erkennen: "Inflation und der Krieg in der Ukraine trüben die Stimmung." Man müsse konstatieren, dass ein Teil der Kunden "anfangen müsse zu rechnen". Verbandsvertreter Gärtner teilt die Einschätzung: "Massiv gestiegene Energiekosten, aber auch die zum Teil deutlichen Preissteigerungen im Lebensmittelbereich, sind bereits für die meisten Verbraucher deutlich spürbar." Davon werde der verfügbare finanzielle Rahmen für einen Besuch der Stadt beeinflusst.

    Es geht nicht ausschließlich ums Geld. Für Textilhändler Vorwohlt ist der Faktor Wetter ein nicht zu unterschätzender Punkt. Seine Erfahrung zeige, dass höhere Temperaturen Menschen in Kauflaune versetzen: "Kundinnen und Kunden genießen das schöne Wetter und wollen sich auch etwas Neues gönnen." Allein auf das Wetter zu schauen, ist für Marketing-Mann Schmölz zu kurz gesprungen, wie er ausführt: "Sowohl das Nachtleben als auch das Erlebnis Innenstadt als Ganzes sind wieder zurück."

    Augsburg habe sehr viel zu bieten. Stadtführungen wie die Stadtspaziergänge, anstehende Festivals wie das Modular oder auch zuletzt ein Abend im Bierzelt auf dem Plärrer waren und sind endlich wieder uneingeschränkt möglich. Die zurückliegenden zwei Jahre hätten gezeigt, "dass unsere Innenstadt nicht nur für die Wirtschaft wichtig ist, sondern vor allem auch für das soziale Miteinander und eine gelebte Gemeinschaft".

    Handel in Augsburg: Nicht die Zeit für Events

    Jedoch zu stark auf Events zu setzen, sei momentan verkehrt, sagt Centermanager Haug. Zumindest dann, wenn es um Interessen der Geschäftsleute in der City-Galerie gehe. Man habe einige Aktionen gestartet, in erster Linie sollen die Menschen aber zum Einkauf kommen. Showauftritte in der Ladenstraße, bei denen die Menschen eng beieinander stehen, seien nicht passend. Schmölz spricht von einer "Kopfsache", die einem möglichen Aufschwung entgegenstehen könnte: "Man darf die Innenstadt nicht permanent schlechtreden." Augsburg habe als eine der wenigen Großstädte die Pandemie relativ unbeschadet überstanden: "Im Gegensatz zu anderen Städten haben sich neue Läden und neue Gastronomie angesiedelt." Zudem sei die Leerstandsquote vergleichsweise niedrig.

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