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Augsburg: Mehr Grün in der Stadt: Experten raten zu Bäumen am Rathausplatz

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Mehr Grün in der Stadt: Experten raten zu Bäumen am Rathausplatz

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    Die Alt-Augsburg-Gesellschaft würde den Rathausplatz gerne durch Bäume begrünen. Aus Sicht von Experten stünde dieser Idee wenig entgegen.
    Die Alt-Augsburg-Gesellschaft würde den Rathausplatz gerne durch Bäume begrünen. Aus Sicht von Experten stünde dieser Idee wenig entgegen. Foto: Illustration: Alt-Augsburg-Gesellschaft

    Das Fazit von Peter Gleissner nach einem knapp zweistündigen Spaziergang durch die Innenstadt ist deutlich: "Ich habe hier das Paradebeispiel einer steinernen Stadt gesehen." Der Aachener Botaniker und Grünplaner vermisst grüne Achsen und Grünflächen, die Erholung bieten könnten an Hitzetagen, wie sie es am Wochenende gab - und wie es sie künftig wohl immer öfter geben wird. Zwar überlegt die Stadt, wie man mehr Grün in die

    Um dem Klimawandel begegnen zu können, sei "ein grundlegender Umbau unserer Städte notwendig", ist Stephan Pauleit von der TU München überzeugt. Er beschäftigt sich mit städtischer Landschaftsplanung und Naturkonzepten, am Samstag ist er auf Einladung der Alt-Augsburg-Gesellschaft mit weiteren Experten hier, um die Situation zu begutachten. Zwar gibt es in der Innenstadt einiges Grün. "Doch vielen dieser Bestandsbäume geht es nicht gut", konstatiert Michael Degle von der Gärtenabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung. 

    Experten-Forderung: Bäume als Teil der Infrastruktur sehen

    Die Alt-Augsburg-Gesellschaft und deren Vorsitzender Sebastian Berz haben im Vorfeld der Expertenrunde problematische Orte ausgesucht. Im Mittelpunkt steht die Frage "Klimabäume kontra Denkmalschutz (?)", doch die Fachleute sind sich einig, dass es ein Gegeneinander nicht geben darf, wenn Städte dem Klimawandel begegnen wollen. Regelwerke für Leitungsplanung und Stellplätze müssten so angepasst werden, dass bei Baumaßnahmen der Platz für Bäume von Anfang an mitgedacht wird, fordert Pauleit. "Wir müssen Grün als Teil der Infrastruktur sehen." 

    Damit die Kommunen nicht nur Grün schaffen, sondern es auch pflegen können, müssten Bäume eine kommunale Pflichtaufgabe werden, ist Susanne Böll von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim überzeugt. Dass Augsburg eine Baumschutzverordnung hat, die bestehendes Grün schützen soll, sei ein Anfang. Die Grünverwaltungen müssten jedoch mit den Ressourcen ausgestattet werden, damit sie sich auch um die Bäume kümmern können. Möglichkeiten, die Augsburger Innenstadt zu begrünen, sehen die Experten einige.

    Rathausplatz: Fachleute sehen Begrünung als unproblematisch

    Rathausplatz und Maximilianstraße Die Alt-Augsburg-Gesellschaft regt an, auf dem Rathausplatz Bäume zu pflanzen, die Stadtverwaltung ist skeptisch: Man habe sich in früheren Planungsprozessen stets gegen eine Begrünung entschieden, diese stünde auch Veranstaltungen wie dem Christkindlesmarkt im Weg. Stefan Lindl sieht die Sache aus einer anderen Warte. Der Historiker der Universität Augsburg ist überzeugt, dass Wege und Plätze, die einst durch eine bauliche Situation gegeben waren, durch Bäume wiederhergestellt werden könnten. "Der Augustusbrunnen stand einst in der Mitte eines Platzes", so Lindl. Seit dem Entschluss, das im Krieg zerstörte Börsengebäude nicht mehr aufzubauen und den Rathausplatz freizulassen, sei der Brunnen "irgendwo" platziert. Gleiches gelte für den Herkules, der aufgrund der Mittelbebauung der Maximilianstraße einst ebenfalls auf einem Platz stand. Heute verliere er sich in der Prachtmeile. Wo historische Bauten fehlen, könnten Bäume die Blickachsen von einst wieder herstellen. 

    Fuggerstraße Die Pläne der Stadt sehen die Grünexperten skeptisch. Zwar ist auf der Straße, die vom Königsplatz zum Theater führt, eine vierreihige Lindenallee vorgesehen. Die bestehenden Bäume sollen aber gefällt und durch Neupflanzungen ersetzt werden. Michael Degle von der Bayerischen Schlösserverwaltung hält dies für fatal: "Ein neu gepflanzter Baum wird erst in 50 bis 100 Jahren den ökologischen Nutzen eines Bestandsbaumes entfalten. Ich glaube nicht, dass man eine solche Abholzaktion heutzutage politisch durchhalten könnte." Die Experten schlagen stattdessen vor, die Standortbedingungen für die bestehenden, teils angeschlagenen Bäume zu verbessern und die Allee durch die zweite Baumreihe zu ergänzen. Würde man einen zusammenhängenden Grünstreifen anlegen, könnte der Bestand profitieren. Susanne Böll rät, eine gemischte Allee anzulegen oder verschiedene Lindenarten auszuwählen, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen. Zuletzt deutete Baureferent Steffen Kercher schon an, von einer großen Fällaktion Abstand nehmen zu wollen.

    Predigerberg Hier sucht die Stadt nach einer Lösung, um Römisches Museum und Berufsschule auf einem Areal unterzubringen. Stefan Lindl hielte es für sinnvoll, auch den Baumbestand in die Planungen einzubeziehen und zu erhalten. "Er ist Teil der Nachkriegsgeschichte, die sichtbar bleiben sollte." Der Aachener Peter Gleissner rät außerdem dazu, geschlossene Kronendächer zu ermöglichen. Sie brächten Schutz und Kühle. "Dann braucht man auch keine Kälteinseln und kühle Räume."

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