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Augsburg: Mehrere Steinwürfe auf Autos: "Die B17 ist im Moment sehr gefährlich"

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Mehrere Steinwürfe auf Autos: "Die B17 ist im Moment sehr gefährlich"

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    Von dieser Brücke am Gablinger Weg warf zuletzt ein Unbekannter einen Stein auf ein Fahrzeug, das auf der B17 unterwegs war.
    Von dieser Brücke am Gablinger Weg warf zuletzt ein Unbekannter einen Stein auf ein Fahrzeug, das auf der B17 unterwegs war. Foto: Wyszengrad/Bellanova

    Es ist Mittwochvormittag, 11.45 Uhr, und Stefano Bellanova ist auf der B17 Richtung Donauwörth unterwegs. Er hat die linke Spur genommen, 65 Stundenkilometer. Kurz vor der Ausfahrt Stuttgarter Straße bemerkt er auf einer Eisenbahnbrücke auf Höhe des Gablinger Wegs zwei Personen. Er fährt weiter - dann, ein paar Sekunden später, kracht es. Ein Stein hat Bellanovas Windschutzscheibe getroffen, etwa auf Kopfhöhe. Der Innenraum, er selbst - alles voller Scherben. Bellanova schafft es noch, auf den Seitenstreifen zu fahren. Erst kommt ein Bekannter, um ihm zu helfen, dann die Polizei. Es dauert einige Momente, bis der 33-jährige Augsburger realisiert, was eben passiert ist. Er ist Ziel eines Steinewerfers geworden - und damit eines der Opfer, die eine regelrechte Steinewurf-Serie in den vergangenen Tagen hervorgebracht hat.

    Fälle von Steinwürfen haben sich an der B17 im Bereich Augsburg und an der B2 im Bereich Gersthofen zuletzt gehäuft, wie das Polizeipräsidium Schwaben-Nord auf Nachfrage bestätigt. Am selben Mittwoch in der vergangenen Woche meldete sich ein Mann, dessen Fahrzeug zu einem ähnlichen Zeitpunkt an ähnlicher Stelle getroffen worden war. Es folgten: drei Steinwürfe allein am Freitagmorgen in auf der B2 im Bereich Gersthofen. Die Zahl entsprechender Vorfälle in den vergangenen Wochen bewegt sich nach Angaben von Polizei-Sprecher Markus Trieb inzwischen im zweistelligen Bereich. Bei den jüngsten Attacken sei niemand verletzt worden - die Gefahr, die von Steinewerfern ausgehe, sei aber groß.

    So sah die Windschutzscheibe von Stefano Bellanova aus, nachdem sie ein Stein getroffen hatte.
    So sah die Windschutzscheibe von Stefano Bellanova aus, nachdem sie ein Stein getroffen hatte. Foto: Stefano Bellanova

    Polizei: Fälle von Steinewerfern auf B17 und B2 nehmen zu

    Wie der Polizeisprecher betont, laufen die Ermittlungen nach den bislang unbekannten Tätern intensiv – „auch dahingehend, ob ein Zusammenhang zwischen den Taten bestehen könnte“. Zudem würden Maßnahmen getroffen, um derartige Fälle zu verhindern. Wie genau das geschehen soll, erklärt die Polizei mit Verweis auf ermittlungstaktische Gründe nicht. Erschweren dürfte die Ermittlungen der Umstand, dass die Steine nicht nur von Überführungen und Brücken auf die Straßen geworfen wurden, sondern teilweise auch von Bereichen neben der Fahrbahn. Auch kann es für Beteiligte schwierig sein, im Vorbeifahren und -gehen zwischen „normalen“ Passanten und den potenziellen Steinewerfern zu unterscheiden. Hoffnung setzt die Polizei auf Hinweise aus der Bevölkerung zu verdächtigen Personen entlang von B17 und B2. Bei entsprechenden Beobachtungen solle man sofort die 110 wählen, so Trieb.

    Ob inzwischen auch Nachahmungs-Täter aktiv sind, lässt sich nach Einschätzung des Polizeisprechers derzeit nicht sagen. Fest stehe aber, dass es sich um "keine Kavaliersdelikte" handle. Es werde mindestens wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr ermittelt. Das Gesetz sieht dabei eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren vor. Eine lebenslange Haftstrafe - unter anderem wegen Mordes - bekam ein 31-Jähriger, der am Ostersonntag 2008 einen Holzklotz von einer Autobahnbrücke bei Oldenburg warf und so eine 33-Jährige vor den Augen ihrer Familie tötete. Nur durch Zufall blieb ein 51-Jähriger unverletzt, der im Sommer 2013 auf der A8 zwischen Augsburg-West und Augsburg-Ost unterwegs war. Sein Auto wurde von einem massiven Betonklotz getroffen.

    Nach Fällen in Augsburg und Gersthofen: Wozu der ADAC rät

    Auch Stefano Bellanova ist sich bewusst, dass der Vorfall am vergangenen Mittwoch anders hätte ausgehen können. "Ich habe in meinem Leben viel erlebt, bis jetzt hat mich nichts wirklich erschreckt. Aber das hier hätte für mich tödlich enden können." Selbst Polizisten hätten ihm gesagt, dass er einen "riesengroßen Schutzengel" gehabt habe. Er selbst fahre fortan mit einem "mulmigen Gefühl auf die Bundesstraße". Ihm sei auch wichtig, andere Autofahrer zu warnen, denn: "Diese B17 ist im Moment sehr gefährlich."

    Noch ist offen, wer hinter den jüngsten Fällen steckt. Nach Einschätzung des ADAC Südbayern handelt es sich jedoch "fast immer" um Jugendliche, "die häufig auch in Gruppen auftreten", so ein Sprecher. "Viele Attacken passieren nicht mit Tötungsabsicht, sondern aus einer Laune heraus. Dabei kann auch Alkohol eine Rolle spielen." Sich als Autofahrer wirksam zu schützen, sei schwierig. "Auf keinen Fall sollte man hektisch bremsen oder ausweichen, sobald man jemanden auf einer Brücke sieht. Das kann zu noch mehr schlimmen Unfällen führen." Wenn man unsicher sei oder Verdächtiges wahrnehme, solle man bestenfalls die Geschwindigkeit langsam reduzieren und die Spur sicher wechseln. Auch den Seitenstreifen solle man im Auge behalten, um ausweichen zu können.

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