Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Mehr Einwohner, mehr Stau: Wie kann Augsburg dem Verkehr Herr werden?

Augsburg

Mehr Einwohner, mehr Stau: Wie kann Augsburg dem Verkehr Herr werden?

    • |
    Die Autos dominieren nach wie vor Augsburgs Straßen - und die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge nimmt immer weiter zu.
    Die Autos dominieren nach wie vor Augsburgs Straßen - und die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge nimmt immer weiter zu. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Zahl ist schwindelerregend: Knapp 7000 Kilometer ist jeder Augsburger pro Jahr an den Werktagen im Durchschnitt unterwegs, rechnet man Arbeitswege, Wege zum Supermarkt oder den Gang zum Postkasten mit ein. Auf 300.000 Einwohner gerechnet sind das rund zwei Milliarden Kilometer pro Jahr, die auf Straßen, Gleisen, Radwegen und Fußwegen in und um Augsburg zurückgelegt werden. Zum Vergleich: Der Saturn ist von der Sonne 1,4 Milliarden Kilometer entfernt.

    Die tägliche Völkerwanderung, bei der die Wege der Umlandbevölkerung nach Augsburg noch gar nicht mitgezählt sind, hat sich inzwischen zum Problem entwickelt. In den städtischen Bürgerumfragen wird der Verkehr als eines der größten Probleme von Augsburg bezeichnet. Die Zahl der Autos steigt seit Jahren, das Wachsen des Großraums Augsburg macht die Wege länger. Deshalb eine Standortbestimmung, wie der Verkehr in Augsburg läuft und wie er in Zukunft laufen könnte.

    Ein Experte sagt: Augsburg macht beim Verkehr viel richtig

    Vor zwei Jahren, als die Stickoxidbelastung bundesweit in den Schlagzeilen war und auch in Augsburg noch zu hoch war, arbeitete die Stadt wie viele andere deutsche Städte auch einen Masterplan für nachhaltige Mobilität aus. „Die Kommunen und die Gesellschaft sind einerseits weit gekommen: Es ist das Bewusstsein gewachsen, dass das Auto nicht die Zukunft ist“, sagt der Berliner Mobilitätsforscher Professor Andreas Knie. Gleichwohl seien die Alternativen noch nicht so weit, dass sie überzeugen.

    „Der Nahverkehr hat noch nicht die nötige Bedienqualität und ergänzende Dienste wie Sharing oder die Roller sind für Gelegenheitsnutzer zu kompliziert. Zudem stellt sich die Frage, wie man das alles finanziert. Da muss der Staat etwas tun.“ Augsburg mache aber vieles richtig, sagt Knie. Die Mobil-Flat der Stadtwerke (ÖPNV, Carsharing und Leihrad zum Festpreis) binde verschiedene Systeme zu einer Dienstleistung zusammen. „Bei Licht betrachtet ist das gutes Marketing, aber es geht in die richtige Richtung. Der Ansatz stimmt und muss künftig noch konsequenter verfolgt werden.“

    Auch die Cityzone, der kostenfreie Nahverkehr in der Kerninnenstadt, sei ähnlich zu bewerten. „Es ist schon klar, dass das nicht wirklich hilft, aber es ist ein richtiges Zeichen der Zeit. Es ist Symbolpolitik im positiven Sinn, dass Augsburg den Nahverkehr attraktiver machen will.“ Andernorts gebe es einfach die üblichen Preiserhöhungen.

    Der Mobilitätsplan der Stadt sieht unter anderem eine App vor, die alle Verkehrsmittel bündelt und abrechnet, mehr Elektromobilität, Mobilitätsstationen in den Stadtteilen, perspektivisch mehr Park-and-ride-Kapazitäten und eine neue Citylogistik vor.

    Das Auto ist in Augsburg das meistgenutzte Verkehrsmittel

    Nimmt man die Zahl der zurückgelegten Wege zur Grundlage, dann ist das Auto in Augsburg das stärkste Verkehrsmittel, gefolgt von den eigenen Füßen, dem Fahrrad und dem öffentlichen Nahverkehr. Basis ist eine Befragung der TU Dresden unter 3600 Augsburgern. In den vergangenen Jahren gab es leichte Verschiebungen hin zum Fahrrad, zulasten aller anderen Verkehrsmittel. Allerdings sagt diese Statistik nur etwas darüber aus, wie viele Wege anteilig zurückgelegt werden. Bei den zurückgelegten Kilometern dominiert das Auto weitaus stärker, weil längere Strecken eher mit dem Pkw zurückgelegt werden.

    Die Zahl der Autos in Augsburg steigt, zuletzt ging die Dichte der Autos – also die Autos pro Einwohner – allerdings etwas zurück. Ob daraus ein langfristiger Trend wird, lässt sich noch nicht sagen. Der Zuwachs an Autos macht sich auf den Straßen bemerkbar: Die Zahl der Staus nimmt zu, die Parkplätze an den Straßenrändern werden knapper als noch vor zehn Jahren. Augsburg hat in den vergangenen 20 Jahren sein Umgehungsstraßennetz ausgebaut. Die B17 ist inzwischen kreuzungsfrei.

    Vor 15 Jahren stellte die Stadt die Schleifenstraße fertig, mit der Verkehr von der Innenstadt ferngehalten wird, allerdings um den Preis, dass das Textilviertel durchschnitten wird. Das ebnete den Weg für den autofreien Königsplatz, der vor sieben Jahren fertiggestellt wurde. In der Innenstadt ist heute deutlich weniger Autoverkehr unterwegs als noch vor 20 Jahren, wobei sich der Verkehr auf Rosenaustraße und Graben verlagerte. Die Beruhigung der Innenstadt soll fortgesetzt werden: Dass die Karolinenstraße verkehrsberuhigt werden soll, ist fast Konsens unter den Parteien. Auch in der Karlstraße als „Stadtautobahn“ wird zunehmend Handlungsbedarf gesehen.

    Größere neue Straßen wird es so schnell wohl nicht geben

    Neue Autostraßen sind momentan nicht absehbar, auch wenn sie im Gesamtverkehrsplan noch enthalten sind. Vor allem geht es um eine Entlastungsstraße/Nordtangente parallel zur Rosenaustraße auf dem Bahndamm, die über Plärrer, Senkelbach, Heinrich-von-Buz-Straße in teils untertunnelter Variante zur MAN führen würde und von dort an die Hans-Böckler-Straße/Berliner Allee anschließen würde. Sie wäre der westliche Zwilling der Schleifenstraße. Ernsthaft verfolgt wird das Projekt nicht.

    Ein Thema, über das die Augsburger Politik nicht zu entscheiden hat, ist die Osttangente. Sie soll als östliches Pendant zur B17 die Stadt und die Bundesstraße vom Nord-Süd-Durchgangsverkehr entlasten. Wie man zu dem Bundesprojekt, das im Landkreis Aichach-Friedberg entsteht, als Stadt Augsburg stehen soll, ist zwischen den Parteien umstritten.

    Die Fußgänger, die auf kurzen Strecken das Verkehrsgeschehen dominieren, werden als Verkehrsteilnehmer gerade ein Stück weit wiederentdeckt, nachdem ihre Bedürfnisse lange einfach so „mitliefen“. Die Stadt bemüht sich grundsätzlich auch, über die vorgeschriebenen Mindestgehwegbreiten etwas zu tun, etwa bei Neubauvierteln kurze Fußwege quer durchs Quartier zu ermöglichen. An manchen Ampeln haben langsamere Fußgänger angesichts kurzer Grünphasen aber nach wie vor zu kämpfen, in einem Zug über die Fahrbahn zu kommen. Gewünscht wird etwa vom Verkehrsverband VCD, dass an Kreuzungen die Fußwege stärker in die Fahrbahn hineingezogen werden. Das verkürzt den Weg über die Straße und zwingt Autofahrer zum langsameren Abbiegen. Ein zunehmendes Thema angesichts der vielen Radler wird auch die Frage, wie sicher sich Fußgänger auf Bürgersteigen fühlen können.

    Mit ihren Plänen für Radfahrer ist die Stadt Augsburg gescheitert

    Mit ihrem selbst gesteckten Ziel, den Anteil des Fahrradverkehrs bis 2020 auf 25 Prozent zu erhöhen, ist die Stadt gescheitert. Es wurde zwar ein Radwegenetzplan entwickelt, die Umsetzung zieht sich aber, weil erst viel Zeit für konzeptionelle Arbeiten draufging und die Umsetzung der Pläne auch nicht einfach ist. Denn wo Radwege am dringendsten fehlen, geht es jetzt schon beengt zu – Autospuren – wie in der Langenmantelstraße – oder zumindest Parkplätze – wie voraussichtlich in der Hermanstraße – werden wegfallen müssen.

    Das Fahrrad hat in Augsburg zuletzt an Wichtigkeit gewonnen.
    Das Fahrrad hat in Augsburg zuletzt an Wichtigkeit gewonnen. Foto: Wyszengrad

    In den vergangenen Jahren hat die Stadt einiges getan, um die Infrastruktur zu verbessern, etwa eine Fahrradstraße in Pfersee oder breitere Radwege in der Donauwörther Straße. Vielen Radlern reicht das aber noch nicht. Vor wenigen Tagen startete ein Bürgerbegehren zur Förderung des Radverkehrs. Es sei, so Mitinitiator Jens Wunderwand vom Forum Augsburg lebenswert, auch ein Stück weit als „Misstrauensvotum“ gegen die Stadtregierung zu verstehen, was die Fahrradpolitik betrifft.

    Hauptbahnhof und neue Tramlinien bleiben die nächsten Jahre Thema

    Die Untertunnelung des Hauptbahnhofs soll bis zum Jahr 2023 abgeschlossen sein. Dann gibt es einen barrierefreien Umstieg von der Straßenbahn in den S-Bahn-ähnlichen Regionalverkehr. Die Straßenbahn wird so gleichermaßen ins Umland verlängert und der Zug in die Stadtteile – ein Baustein dabei, die 74.000 Pendler, die täglich ins Stadtgebiet einpendeln, vom Nahverkehr zu überzeugen. Die Kosten für den Bahnhofstunnel haben sich mehrfach erhöht (aktuell zwischen 230 und 250 Millionen Euro), der Fertigstellungstermin musste mehrmals nach hinten geschoben werden.

    Größte Frage aktuell: Gelingt es bis 2023, auch den Gleisanschluss im Westen für die Linie 3 nach Stadtbergen und die geplante Linie 5 zur Uniklinik herzustellen? Weil es immer wieder Verzögerungen gab, wird der Zeitpuffer immer kleiner. Der weitere Verlauf der Linie 5 entlang der Bgm.-Ackermann-Straße ist ebenfalls kompliziert, weil es an den Kreuzungen mit B17 und Kriegshaberstraße eng wird. Hier wird inzwischen gar kein Zeitplan mehr genannt.

    Bereits im Bau ist hingegen die Verlängerung der Tramlinie 3 nach Königsbrunn. Die Strecke soll bis Ende des Jahres 2021 fertig werden. Bis dahin wollen die Stadtwerke auch elf neue Straßenbahnen gekauft haben. Perspektivisch ist das Thema Linie-1-Verlängerung in die Hammerschmiede über die Neuburger Straße zu sehen, die durch das geplante neue Wohngebiet an der Hans-Böckler-Straße einen neuen Auftrieb bekommen könnte.

    Die Tarifreform des ÖPNV stieß in Augsburg auf Kritik

    Ein Thema, das ebenfalls im Wahlkampf eine Rolle spielt, sind neue Buslinien, die Stadtteile ringförmig verbinden. Grundsätzlich ist der Nahverkehr in Augsburg sternförmig um den Königsplatz organisiert, mit der Linie 35 als sogenannter Tangentiallinie als Ausnahme. Sie ermöglicht es Fahrgästen, sich zwischen Stadtteilen zu bewegen, ohne über den Kö zu müssen. Derartige Linien könnten ausgeweitet werden.

    In Augsburg sind mehr Menschen mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs als vor einigen Jahren.
    In Augsburg sind mehr Menschen mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs als vor einigen Jahren. Foto: Wyszengrad

    Nachdem die 2017 in Kraft getretene Tarifreform bei Teilen der Gelegenheitsfahrgäste auf Widerspruch stieß, wurde nachgebessert, etwa bei der Verlängerung der Kurzstrecke in einigen Stadtteilen und mit dem kostenfreien Nahverkehr in der Kerninnenstadt. Damit verlängert sich die Fahrstrecke eines Kurzstreckentickets für Fahrgäste mit dem Ziel Innenstadt indirekt. In diesem Jahr soll eine Bewertung der Tarifreform vorgenommen werden. Es dürfte Änderungen geben – in welche Richtung, ist aber noch unklar. Es gibt den Ruf nach einem 365-Euro-Ticket, doch die Finanzierung ist noch offen.

    In der internen Testphase der Stadtwerke ist ein sogenanntes Best-Price-Modell. Fahrgäste sollen künftig einfach in Busse und Trams einsteigen können. Eine Handy-App registriert die Fahrstrecken und erstellt am Ende des Monats eine Abrechnung zum im Nachhinein günstigsten Preis. Wer so oft fährt, dass sich etwa eine Wochen- oder Monatskarte gelohnt hätte, bekommt diesen rabattierten Preis statt alle Einzelfahrten zusammengerechnet. Wann das Modell in der Breite an den Start geht, ist noch offen.

    Das wollen die Parteien beim Verkehr in Augsburg verbessern

    CSU: In vielen Gesprächen in den vergangenen Monaten mit den Augsburgern wurde keine Präferenz für einen Verkehrsträger erkennbar. Es gibt eine schweigende Mehrheit, die sich auf pragmatische Lösungen verlässt. Und das heißt: Die Bürger wollen zu jeder Zeit entscheiden können, mit welchem Verkehrsmittel sie unterwegs sind. Daher muss die Mobilitätswende durch verzahnte Angebote umgesetzt werden. Das ältere Ehepaar im Stadtteil fährt nicht Lastenrad. Sie sind oft auf das Auto angewiesen. Wir brauchen eine Mobilitätspolitik für alle, für Familien, Senioren, Menschen mit Handicap und jeden Stadtteil. Ein Mobilitätsreferat soll Konzepte aus einem Guss erarbeiten.

    SPD: Wir stehen für die neue Verkehrspolitik, indem wir eine Reduzierung des Autoverkehrs wirklich ermöglichen. Mit einem bezahlbaren und leistungsfähigen Nahverkehr wird dies gelingen. Dafür braucht es ein bezahlbares Abo für Azubis und Senioren und ein 365-Euro-Ticket! Wir sorgen für den zielgerichteten Ausbau des ÖPNV am Hauptbahnhof, bei der Linie 3 und der Linie 5 und wollen mittelfristig ein neues Busnetz in Augsburg umsetzen (Ringverkehre). Der Radverkehr wird durch ein Radwegenetz quer durch die Stadt und durch die Beseitigung aktueller Problempunkte gestärkt und ausgebaut, sodass es kein Gegeneinander zwischen Fußgängern, Radlern und Autos mehr gibt.

    Die Grünen: Augsburg braucht jetzt eine mutige nachhaltige Verkehrspolitik, mit der unsere Bürgerinnen und Bürger zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit Tram und Bus schnell, bequem und emissionsfrei ans Ziel kommen können. Wir Grüne wollen diese Mobilitätswende mit einer autofreien Innenstadt und mit Vorfahrt für den ÖPNV und den Radverkehr realisieren. Wir wollen ein enges Netz aus gut ausgebauten Fahrradstraßen, auf denen wir gefahrlos unterwegs sein können. Wir wollen ein dichtes Straßenbahnnetz im echten 5-Minuten-Takt und ein 365-Euro-Ticket. Und wir kombinieren Mobilitätsangebote smart miteinander.

    AfD: Das ideologisch geprägte Projekt „Fahrradstadt Augsburg“ ist realitätsfern und kann als gescheitert angesehen werden. Viele Augsburger können und wollen nicht auf ihr Auto verzichten. Gerade für unsere Autofahrer setzen wir uns ein, für einen flüssigen Verkehr, bessere Ampelschaltungen für Pkw, und eine Nutzung der Verkehrsfläche, die zu Gunsten des Automobils ausfällt. Darüber hinaus benötigen wir deutlich günstigere Parkhäuser in der Innenstadt, um den Einzelhandel dort zu stärken. Bestehende Radwege müssen sicherer gemacht, aber auch Radler stärker kontrolliert werden, um die Sicherheit für alle auf der Straße zu erhöhen.

    Pro Augsburg: Die Maxime ist, bei der Planung und Umgestaltung von Verkehrsräumen alle Verkehrsteilnehmer einzubeziehen. Pflicht ist ein finanziell gut ausgestattetes Sanierungsprogramm, das nicht nur Straßen, sondern auch Rad- und Gehwege sowie öffentliche Plätze im Fokus hat. Bei den öffentlichen Verkehrsmitteln setzen wir uns für einen verstärkten Ausbau in einzelnen Stadtteilen ein. Zudem muss die Linie 5 nach Pfersee schnell realisiert werden, damit die Straßenbahnen nicht im Bahnhofstunnel in einer Sackgasse endet. Es gilt auch intelligente Lösungen, z. B. bedarfsorientierte Beförderung mit Sammel-Taxis oder ähnliche Möglichkeiten einzusetzen.

    Freie Wähler: Wir Freien Wähler fordern, dass Busse und Straßenbahnen an Samstagen kostenlos sind. Ebenso für alle, die ihr Auto auf einem Park-and-ride-Platz abstellen. Die neue Gratis-Cityzone animiert niemanden dazu, nicht mit dem Auto ins Zentrum zu fahren. Grundsätzlich ist der ÖPNV in Augsburg zu teuer. Auf vielen Strecken ist eine Fahrt mit einem SWA-Carsharing-Auto günstiger als eine Fahrt mit der SWA-Straßenbahn. Völlig absurd! Und: Ein Bahnhofstunnel, an dessen einem Ende zur Eröffnung ein Gitter sein wird, weil wir es nicht schaffen, eine Straßenbahnlinie rechtzeitig zu planen, ist keine Werbung für den ÖPNV, sondern ein Schildbürgerstreich.

    Die Linke: In anderen Städten wird die Verkehrswende energisch betrieben – in Augsburg wurden die Preise des ÖPNV zuletzt sogar noch erhöht. Die neue Mobil-Flat ist viel zu teuer und die kostenlose City-Zone bringt kaum Besserung. Wir müssen jetzt die Voraussetzungen dafür schaffen, dass in Augsburg mittelfristig niemand mehr auf ein eigenes Auto angewiesen ist. Daher fordern wir kostenlosen öffentlichen Nahverkehr für alle und eine bessere Anbindung der Stadtteile an Bus und Tram. Außerdem braucht es sichere und durchgehende Radwege und Fahrradstraßen in Augsburg. Denn eine attraktive und zukunftsfähige Innenstadt ist komplett autofrei.

    Ödp: Der Bau zusätzlicher Straßen bringt nur mehr Verkehr (B 17 und A 8). Der Umstieg auf andere Antriebsarten (E-Mobilität) und auch Car-Sharing vermindern die Belastung nicht. Um den Schadstoffausstoß zu minimieren und die Straßen durchgängig zu halten, muss die Zahl der Pkw- und Lkw-Bewegungen im Stadtgebiet systematisch abgesenkt werden. Hierzu müssen der öffentliche Nahverkehr bzw. Radverkehr so attraktiv werden, dass möglichst viele KraftfahrerInnen umsteigen. Planungen dürfen dann nicht an der Stadtgrenze Halt machen. Die kostenlose City-Zone ist nur ein PR-Gag. Wir müssen die BürgerInnen mit Bus und Bahn dort abholen, wo sie herkommen.

    Polit-WG: Mobilitätsteilhabe muss unabhängig vom Einkommen sein, mit kostenfreiem ÖPNV wird Lärm und Luftverschmutzung reduziert. Mit der Fehleinschätzung muss aufgeräumt werden, dass die Straßen in den Städten primär den Autos vorbehalten sind. Vorrang für Fußgänger, Radverkehr und ÖPNV. Entscheidend ist, ein Verkehrsklima in der Stadt zu schaffen, das ein möglichst sicheres Miteinander aller Verkehrsteilnehmer etabliert. Tempo 30 im Stadtkern und Aufstellflächen für Radfahrer an Ampeln vor den Autos sorgen für Sicherheit. B.Scheuer-te umweltschädliche, weil kurzlebige Miet-E-Scooter abschaffen. Für eine Fußgängerstadt 2030!

    FDP: Die FDP will Radfahren und ÖPNV zu einer echten Alternative zum Auto machen. Dafür müssen wir das ÖPNV-Angebot ausweiten und sämtliche Mobilitätsangebote der Region (inkl. Taxi, Mietfahrrad, Carsharing) miteinander verknüpfen. Das seit 2016 vorliegende Realisierungskonzept der Fahrradstadt wollen wir endlich umsetzen. Gleichzeitig bringt es nichts, das (immer emissionsfreier werdende) Auto zu verteufeln. Augsburg wächst und wird bis 2035 weiter wachsen. Es wäre weltfremd zu glauben, alle Hinzugezogenen würden nur Bus, Bahn oder Rad nutzen. Um den Ausbau der Auto-Infrastruktur kommen wir nicht herum.

    Augsburg in Bürgerhand: Die e-Mobilität und der Einsatz von Gas- und Wasserstofffahrzeugen muss vorangebracht, der städtische Fuhrpark mit Hybrid-Fahrzeugen ausgestattet werden. Mobilität muss mit erneuerbaren Energien aus der dezentralen Energiewende betrieben werden (Sektorkopplung). Der Nahverkehr muss ausgebaut und kostengünstige Jahres- und zeitlich unbegrenzte Monatstickets eingeführt werden. Der Ausbau der Radverkehrsanlagen und des Radwegenetzes ist voranzutreiben. Die Sektorenvernetzung mit den Verkehrsmitteln Bahn (Ausbau regionales S-Bahn-Netz), Bus, Straßenbahn, Carsharing, Fahrrad und privaten Anbietern ist öffentliche Aufgabe.

    Die Partei: Nun, die Mobilität von Augsburg hängt sehr vom Verhalten der Eurasischen Platte ab. Da hoffen wir einmal, dass Augsburg wenig mobil bleibt. Die Mobilität der Menschen innerhalb Augsburgs werden wir verbessern, indem wir Sorge tragen, dass in den Randgebieten nicht schon um 21.30 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden und die Leute so nicht mehr gezwungen sind, zu Hause RTL zu schauen. Um den Autofahrern den Umstieg auf die Tram zu erleichtern, werden alle Bahnen mit kleinen Lenkrädern und Hupattrappen am Vordersitz ausgestattet. Das schafft Staufeeling und ein munteres „Herrgott, fahr zu“ wird über Lautsprecher eingespielt.

    Generation Aux: Urbane Mobilität der Zukunft muss den Stadtverkehr entlasten, Emissionen reduzieren, digitale Technologien für ganzheitliche Mobilitätskonzepte nutzen und vor allem BürgerInnen günstig und schnell ans Ziel bringen. Wir haben hierfür konkrete Projekte erarbeitet: Die AuxApp ermöglicht die beste Nutzung der Mobilitätsoptionen, das ShareTaxi bindet die äußeren Stadtbereiche an den ÖPNV an, die AugsburgMeile schafft zukunftsfähigen Lieferverkehr. E-Taxis werden gefördert und die Superblocks bringen neue Lebensqualität in die Stadt. Radschnellwege führen ins Zentrum. An Ampelkreuzungen ist für Fußgänger und Radfahrer diagonal queren möglich.

    V-Partei: Wir brauchen kein neues (und teures) Mobilitätsreferat, sondern können nach der von der V-Partei³ geforderten Rekommunalisierung der Stadtwerke Augsburg auf Mobilitätsexperten zurückgreifen. Fahrzeuge städtischer Dienststellen können reduziert werden, indem tagsüber das Carsharing-Angebot der Stadtwerke Augsburg als Ergänzung zu Rad und ÖPNV genutzt wird. Die „Semmeltaste“ war ein ökonomischer und ökologischer Irrsinn, deren Abschaffung wir in der ersten Stadtratssitzung im Mai 2020 beantragen werden. Die Parkraumbewirtschaftung ist eine der Möglichkeiten zur Refinanzierung des kostenlosen ÖPNVs und hat Lenkungsfunktion.

    WSA: Der ÖPNV muss preislich attraktiver werden. Wir haben schon vor Jahren das 365-Euro-Ticket gefordert, da wurde es im Stadtrat noch von den Regierungsparteien abgelehnt. Als nächsten Schritt wollen wir eine Ausweitung des kostenfreien ÖPNV, was ohne die Unterstützung des Freistaats nicht geht. Gerne als Pilotstadt. Darüber hinaus soll das Radwegenetz ausgebaut werden. Aber schon weil wir als Oberzentrum auch vom Umland leben (Handel, Beschäftigte etc.), darf das Auto nicht verteufelt werden. Solange der ÖPNV auf dem Land so ausgedünnt bleibt wie jetzt, müssen wir eine ausgleichende Mobilität zwischen Stadt und Land gewährleisten.

    Lesen Sie dazu auch: Für dieses Leitthema stehen Parteien und Gruppierungen in Augsburg

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden