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Augsburg: Medizinstudenten sollen an virtuellen Patienten üben

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Medizinstudenten sollen an virtuellen Patienten üben

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    Die Pandemie zwingt Universitäten, ihre Lehre rasch auf online umzustellen. Medizinstudenten sollen deshalb auch mit virtuellen Patienten lernen.
    Die Pandemie zwingt Universitäten, ihre Lehre rasch auf online umzustellen. Medizinstudenten sollen deshalb auch mit virtuellen Patienten lernen. Foto: A. Kaya (Symbol)

    Der 62-jährige Alan Britten war früher Raucher. Er kommt in die Klinik, um einen blutigen Husten abklären zu lassen. Dort wird er ausführlich nach seiner Krankengeschichte befragt und körperlich untersucht, Laborwerte werden eingeholt und die Lunge geröntgt, um zu klären, was ihm fehlt. Das Besondere in diesem Fall: Britten ist ein virtueller Patient. Er wurde erfunden und mit einem "echten" Lebenslauf ausgestattet, damit Medizinstudenten mit ihm üben können.

    Das Ziel sind 200 virtuelle Patienten

    Im Augsburger Modellstudiengang für Humanmedizin dürfen Studierende bereits an Schauspieler-Patienten medizinische Erfahrungen sammeln. Sie lernen, wie man mit Kranken richtig und angemessen kommuniziert. Jetzt kommt ein weiteres Projekt hinzu. Die Medizinische Fakultät der Universität Augsburg entwickelt gemeinsam mit europäischen Partnern eine Sammlung von 200 virtuellen Patienten. Sie soll sich flexibel in die verschiedenen Lehrpläne weltweit integrieren lassen. Die Interaktive Lernsoftware Casus soll den praktischen Unterricht ergänzen. Das hat Gründe, die vor allem auch mit Corona zusammenhängen.

    Weltweit sind Universitäten durch die Pandemie gezwungen, ihre Lehre rasch auf Online-Formate umzustellen. In der medizinischen Ausbildung bedeutet das, dass praktischer Unterricht an Patienten nur noch sehr eingeschränkt möglich ist. In der Folge ist die Nachfrage nach virtuellen Patienten gestiegen. Sie sind mit realistischen Krankheitsbildern ausgestattet. Medizinstudenten lernen an konkreten Fällen, wie sie später richtige Entscheidungen bei Diagnose und Behandlung treffen. Im Fall von Alan Britten bekommen sie nicht nur die interaktive Lernsoftware, sondern auch Unterlagen wie anonymisierte Röntgenbilder und ein Foto von Britten im Krankenbett. Dann gilt es, auf der Grundlage eines ersten Befundes weitere Untersuchungen vorzunehmen und dann die richtige Diagnose zu stellen.

    Wann virtuelle Patienten in Augsburg zum Einsatz kommen

    "Ein Vorteil der virtuellen Patienten ist, dass sie einen geschützten Rahmen bieten, in dem auch Fehler erlaubt sind und niemand gefährdet werden kann", erklärt Medizindidaktikerin und Informatikerin Inga Hege. Sie leitet das Projekt iCoViP. "In unserem Projekt konzentrieren wir uns darauf, interaktive Szenarien zu entwerfen." Anhand dieser Szenarien, die online zur Verfügung stehen, können die Studierenden selbstständig die komplexe klinische Entscheidungsfindung üben. Im Augsburger Medizinstudium werden momentan noch keine virtuellen Patienten eingesetzt, teilt die Uni-Pressestelle mit. Dies sei jedoch geplant und werde im sogenannten "Klinischen Longitudinalkurs" stattfinden. Er soll Studierende ab dem ersten Semester bei der Entwicklung ärztlicher Kompetenzen und ihrer professionellen Identität unterstützen. Studentinnen und Studenten belegen ihn in den ersten vier Jahren immer. Auch in vielen anderen Lehrangeboten, in denen es um das Einüben der Klinischen Entscheidungsfindung geht, will man in

    Die verwendeten Fallbeispiele seien so detailliert und realistisch, als wären es echte Patienten, heißt es an der Uni. Auch bei Alan Britten steht die Frage im Raum: Woran leidet er eigentlich? In diesem Fall lautet die richtige Diagnose: Der virtuelle Patient hat ein inoperables Bronchialkarzinom mit Metastasen in Lunge und Skelett. Die einzige Therapie, welche die Studenten ihm vorschlagen können, wäre nach Angaben der Unimediziner somit eine palliative Chemotherapie.

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