Ein wenig erinnerte der Festumzug zum Marktsonntag in Oberhausen an die legendären Faschingsumzüge, wie es sie seit Jahren in der Stadt nicht mehr gibt. Musikanten, eine Kutsche, amerikanische Luxuskarossen und Traktoren mit Honoratioren sowie Politiker, die Königstreuen und historisch Gekleidete zogen am Sonntagmittag über die gesperrte Ulmer Straße zwischen Oberhauser Bahnhof und Wertachbrücke, warfen Bonbons und Süßigkeiten, die von Kindern aus der am Straßenrand wartenden Menge begeistert aufgesammelt wurden. Nach zwei Jahren Corona-Pause fand der Oberhauser Marktsonntag im Gefolge des Herbstplärrers wieder statt – zum 30. Mal, wie Organisatorin Hannelore Köppl nicht ohne Stolz mehrfach betonte. Für den Stadtteil ist der Marktsonntag ein wichtiges Ereignis, das abgesehen von fröhlichen Menschen vor allem den Geschäftsleuten und Gastronomen ein großes Anliegen ist.
"Einen Marktsonntag zu organisieren, ist ein unglaublicher Aufwand, der nur mit einem guten Team zu bewerkstelligen ist", sagt Hannelore Köppl und wirkt mit dem Ergebnis zufrieden. Für das Wetter, das sich noch einmal von seiner sommerlichen Seite zeigt, kann sie nichts, doch haben in diesem Jahr so viele Geschäfte geöffnet wie lange nicht mehr. Entlang der Ulmer Straße präsentieren sich Unternehmen, Parteien und Organisationen mit Infoständen und es gibt jede Menge zu kaufen, zu essen und zu trinken. "Zum Glück habe ich ein hervorragendes Vorstandsteam, das mich bei den Vorbereitungen unterstützt", lobt sie ihre Mitstreiter von der Arbeitsgemeinschaft der Vereine und Organisationen in Oberhausen (Arge), die auch in diesem Jahr alle Fäden in der Hand hielten, notwendige Genehmigungen organisierten und dafür sorgten, dass vor allem für die Kinder auf dem Helmut-Haller-Platz jede Menge geboten ist. Sogar einen Hubschraubersimmulator der Polizei konnten sie organisieren, der als einer der Zuschauermagneten auf dem Platz fungiert.
Der Marktsonntag ist für Geschäftsleute eine Möglichkeit, sich zu präsentieren
Auch für die Geschäftsleute sei der Tag wichtig, glaubt Köppl. Viele alteingesessene Geschäfte machten dabei durchaus Umsatz, doch für andere sei es vor allem eine Gelegenheit, sich den Menschen zu präsentieren. Von rund 50 Läden in diesem Abschnitt der Ulmer Straße haben immerhin 30 geöffnet.
Ozan Yalcin lässt seine "Merza – Braut und Abendmode" an diesem Tag geschlossen, stattdessen präsentiert er sich mit einem Stand mit türkischen Snacks vor dem Geschäft. "Wir hatten in den vergangenen Jahren am Marktsonntag praktisch keine Kunden im Laden – ich glaube, Brautkleider sind nicht das richtige Thema für so einen Tag", sagt der Geschäftsmann. Deshalb versucht er in diesem Jahr, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und auf diese Weise neue Kunden zu finden.
Viel Umsatz macht dagegen Muhamad Saffad. Seit elf Jahren kommt der Geschäftsmann jedes Jahr aus Dresden nach Oberhausen, um dort an seinem Stand Taschen, Geldbörsen und Rucksäcke zu verkaufen. "Ich habe viele Stammkunden, die schon auf mich warten", berichtet er. Nach eigenen Angaben kosten seine Lederwaren die Hälfte wie im Laden – die Kunden drängen sich jedenfalls an seinem Stand.
Für Chris Ress von Bobs am Helmut-Haller-Platz ist der Marktsonntag ein weiteres Event, das den Stadtteil ins Bewusstsein der Menschen rückt und zeigt, wie attraktiv Oberhausen mittlerweile ist. "Immer wenn hier etwas los ist, tut das dem Stadtteil gut, das war beim Sommer am Kiez so und ist es auch heute am Marktsonntag", glaubt er. Auch die mediale Aufmerksamkeit, die der Tag im Vorfeld auf den Stadtteil lenkt, sei für Geschäftsleute und Gastronomen gut, so Ress. "Der Marktsonntag ist eine große Bereicherung und muss unbedingt erhalten bleiben", so der Gastronom.