Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: "Marke genug": Wie die Händler zur Debatte um den Stadtmarkt stehen

Augsburg

"Marke genug": Wie die Händler zur Debatte um den Stadtmarkt stehen

    • |
    Der Augsburger Stadtmarkt ist attraktiver, als die derzeitige Diskussion vermuten lässt, finden die Händler.
    Der Augsburger Stadtmarkt ist attraktiver, als die derzeitige Diskussion vermuten lässt, finden die Händler. Foto: Quirin Hönig

    Ideen, wie der Augsburger Stadtmarkt fit für die Zukunft gemacht werden könnte, gibt es mittlerweile viele. Nach Forderungen, unter anderem aus dem Stadtrat, der Stadtmarkt sollte eine Marke nach dem Vorbild der City-Galerie werden, melden sich jetzt die Kaufleute zu Wort, die auf dem Markt ihre Waren verkaufen. Und sie finden: Der Markt ist längst eine Marke, die sich nicht hinter einer Einkaufsmeile verstecken muss.

    "Wir sind als Stadtmarkt weit über die Stadt Augsburg hinaus bekannt für unser Sortiment und die gute Qualität, die man bei uns erhält", sagt Marktkauffrau Diana Hammerl, die mit ihrem Unternehmen "Bio Emma" zwei Stände im Herzen Augsburgs betreibt. "Wir müssen nicht wie die City Galerie werden, dort haben sich noch die wenigsten kleinen Lebensmittelläden gehalten. Wir sind der Stadtmarkt, das ist Marke genug - ohne uns wäre in der Innenstadt erheblich weniger los", bekräftigt sie.

    Diana Hammerl hält nichts von Online-Shopping auf dem Stadtmarkt.
    Diana Hammerl hält nichts von Online-Shopping auf dem Stadtmarkt. Foto: Quirin Hönig

    Hammerl reagiert damit auf Aussagen des Generation Aux-Stadtrates Raphael Brandmiller. Er sagte jüngst, der Stadtmarkt müsse es schaffen, zu einer Marke wie die "City-Galerie" zu werden. Er fordert unter anderem einen einheitlicheren Auftritt nach außen, mit Onlineshop, Gutscheinen und einem Lagerraum für gekaufte Lebensmittel, wenn die Kunden weiter zum Bummeln in die Stadt gehen wollten.

    Der Reiz des Augsburger Stadtmarktes ist die Individualität der Stände

    "Wenn jemand seine Einkäufe bei uns abstellen will, kann er das schon immer machen", sagt Hammerl. Den großen Reiz des Stadtmarktes mache gerade die Individualität der Marktstände aus, ein einheitliches Bild sei weder umsetzbar noch wünschenswert. Weder Gutscheine noch ein Onlineshop würden mehr Kunden in die Innenstadt bringen. "Ich kann natürlich nur für uns sprechen - aber unsere Kunden wollen die Ware sehen und anfassen", sagt die Marktfrau.

    Martina Hörmann wünscht sich mehr Einsatz vom Marktamt.
    Martina Hörmann wünscht sich mehr Einsatz vom Marktamt. Foto: Quirin Hönig

    Die Baustellen des Marktes lägen anderswo. Autos, die auf dem Bauernmarktgelände parken, sind ihr beispielsweise ein Dorn im Auge. Und Müll, der tagelang vor den Hallen liegen bleibe. "Wenn sich das Marktamt mehr darum bemühen würde, alles ein wenig schöner zu machen, wäre viel geholfen." Das gehe ohne große Investitionen - mit ein paar Pflanztrögen ließe sich beispielsweise die Aufenthaltsqualität steigern.

    Auch ihre Standnachbarin Martina Hörmann vom Blumenladen glaubt nicht, dass es ein neues Konzept für den Stadtmarkt braucht. "Die Menschen kommen gerne auf den Markt - dass sie unsere Waren online einkaufen wollen, kann ich mir nicht vorstellen", sagt sie. Dass gerade recht wenig auf dem Markt los ist, sei der Jahreszeit und Corona geschuldet. "Aber natürlich gehört auch etwas gemacht", findet sie. "Momentan wird immer nur Flickwerk betrieben - es fehlt eine richtige Linie", kritisiert sie unter anderem mit Blick auf die Sanierung der Viktualienhalle. Das Problem sei, dass zu wenig mit den Händlern geredet werde. "Wenn etwas neu gestaltet werden soll, taucht hier das Marktamt mit einem Architekten auf - mit uns spricht da niemand", kritisiert Hörmann.

    Marktkaufleute bemängeln fehlende Ansprechpartner bei der Stadt Augsburg

    Dass das Marktamt gerade keinen Leiter hat, findet sie ein großes Problem. "Das Marktamt bringt sich überhaupt nicht mehr ein", klagt die Marktkauffrau. Es gebe keinen Ansprechpartner - Probleme würden ausgesessen statt gelöst. Diese Kritik hört man beim Gespräch mit Marktkaufleuten immer wieder. "Wir hoffen sehr, dass die Stadt bald einen engagierten Amtsleiter findet, der seine Arbeit mit Liebe zum Markt macht", sagt etwa Gemüsehändlerin Heike Uhl. Auch sie bemängelt, dass es derzeit keinen echten Ansprechpartner für die Marktkaufleute gebe.

    Die Kunden schätzen den Stadtmarkt nach wie vor, glaubt Händlerin Heike Uhl.
    Die Kunden schätzen den Stadtmarkt nach wie vor, glaubt Händlerin Heike Uhl. Foto: Quirin Hönig

    Die Stadt kann diese Kritik der Händler nicht nachvollziehen. "Als Ansprechpartner für die Beschicker des Stadtmarktes dient, wie auch in den letzten Monaten, Herr Knoll vom Marktamt. Die Kontaktdaten von Herrn Knoll sind den Beschickern bekannt", sagt Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle.   Dass noch immer kein neuer Marktamtsleiter gefunden werden konnte, obwohl die Stelle bereits zweimal ausgeschrieben wurde, liege in der Komplexität der Aufgabe. Noch bis zum 17. Februar läuft die Bewerbungsfrist für die Stelle. Dann würden die zuständigen Gremien über die Personalfrage entscheiden.

    Doch unabhängig von der Frage des Amtsleiters sei für die Kunden der Markt nach wie vor attraktiv, betont Händlerin Heike Uhl. ""Ich finde den Markt vorzeigbar, und wo findet man sonst so ein großes Sortiment?", fragt sie. "Wenn in der Stadt etwas los ist, dann auf dem Stadtmarkt - die Leute laufen gerne hier durch und kaufen ein", sagt die Gärtnerin. "Die Stadträte, die etwas anderes behaupten, habe ich auf dem Markt noch nie gesehen", sagt Uhl.

    Mehr Veranstaltungen auf dem Stadtmarkt wünscht sich eine Händlerin

    Irena Fritsche, die in der Bäckergasse Kuchen und Backwaren verkauft, sieht das anders. "Es muss dringend etwas geschehen - so ist der Stadtmarkt unattraktiv", findet die Bäckerin. Sie sagt, die Stadt müsse den Markt besser bewerben - und auch den Händlern Werbung erlauben. "Wir Händler können ja nur tun, was das Marktamt zulässt", sagt sie. Sie würde sich wieder Veranstaltungen und Feste auf dem Markt wünschen, die für mehr Kunden sorgen.

    Irena Fritzsche würde gerne mehr Werbung für ihre Spezialitäten machen.
    Irena Fritzsche würde gerne mehr Werbung für ihre Spezialitäten machen. Foto: Quirin Hönig

    Dass der Lieferservice "Boxbote" den Markthändlern anbietet, den Kunden ihre Einkäufe nach Hause zu liefern, findet Fritsche eine gute Idee. "Ich schaue mir das noch an, aber denke, dass ich an dem Lieferservice teilnehmen werde", sagt sie. "Allerdings glaube ich nicht, dass das einfach übers Internet funktioniert - wer meinen Kuchen nicht schon probiert hat, wird ihn wohl nicht online bestellen", schränkt sie ein.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden