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Augsburg: Leser erzählen von ihren bewegendsten Weihnachtsgeschenken

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Leser erzählen von ihren bewegendsten Weihnachtsgeschenken

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    Im Advent kommt zu diesem Adventskranz jeden Tag eine neue, selbst gehäkelte Figur dazu. Claudia Schmid hat ihn von ihrer Schwester bekommen.
    Im Advent kommt zu diesem Adventskranz jeden Tag eine neue, selbst gehäkelte Figur dazu. Claudia Schmid hat ihn von ihrer Schwester bekommen. Foto: C. Schmid

    Mal sind sie originell, mal romantisch und manchmal auch einmalig. Leser berichten von ihren besonderen Weihnachtsgeschenken und den Erinnerungen, die sie damit verbinden.

    Der Weihnachtsengel in Omas Unterhemd

    Franziska Berchtenbreiter-Pfuff hatte früher keinen musikalischen Ehrgeiz. Die Augsburgerin schreibt: „Vor einer Reihe von Jahren beklagte sich mein zukünftiger, sehr musikalischer Mann, dass ich kein Instrument spiele und wir so nicht gemeinsam musizieren können“.

    Das ließ ihr keine Ruhe. Sie überlegte, welches Instrument ihr vom Klang, vom Aussehen und von der Größe her gefiel. Ihre Wahl fiel auf eine Querflöte. Die Augsburgerin kaufte eine gebrauchte Flöte. Sie fand auch noch eine Lehrerin, die ihr die ersten Töne beibrachte. Innerhalb von fünf Wochen konnte Franziska Berchtenbreiter-Pfuff zwei Weihnachtslieder spielen. Damit wollte sie ihren Mann zum Weihnachtsfest überraschen. Doch damit nicht genug: Die Augsburgerin besorgte sich auch noch ein feines weißes Unterhemd von ihrer Oma. Darauf klebte sie Sterne aus Goldpapier und selbst gebastelte Engelsflügel. Für den perfekten Auftritt als musizierender Weihnachtsengel musste nun nur noch eine weiße Wolke her. Die Augsburgerin ließ sich auch dafür etwas Passendes einfallen: Sie nahm Geschenkpapier, das sie mit weißer Farbe besprühte und drapierte es um ihre Beine.

    Ein musikalischer Engel in Omas Unterhemd: Franziska Berchtenbreiter-Pfuff überraschte ihren Mann mit einem besonderen Geschenk.
    Ein musikalischer Engel in Omas Unterhemd: Franziska Berchtenbreiter-Pfuff überraschte ihren Mann mit einem besonderen Geschenk. Foto: C. Schmid

    Als niedliches Weihnachtsengelchen mit Flöte hatte die Augsburgerin damals am Heiligen Abend einen großen Auftritt, der für ihren Mann sehr überraschend war: „Mei, da hat er geschaut und sich sehr gefreut“.

    Ein Stern für den Herrgottswinkel

    Gute Ideen, Kunstsinn und handwerkliches Können – das wird heute viel zu wenig geschätzt, findet Cäcilia Springer aus Augsburg. Sie selbst freut sich über alle Geschenke, die mit Liebe für sie ausgesucht werden. „Meine Schwester hat mir drei wunderschöne Deko-Sterne geschenkt. Jedes Jahr freue ich mich wieder, wenn ich sie aufhänge“, schreibt sie.

    Diesen Stern hat Cäcilia Springer von ihrer Schwester bekommen.
    Diesen Stern hat Cäcilia Springer von ihrer Schwester bekommen.

    Von einem früheren Freund bekam sie einmal einen Stern mit einer Krippenszene. Den hat sie jetzt in ihrem Herrgottswinkel hängen. „Dort macht er sich sehr gut“, sagt die Augsburgerin. Wenn Familie, Freunde oder Bekannte Cäcilia Springer eine Freude machen wollen, landen sie offenbar fast immer einen Volltreffer. Als Büchernarr mag sie Werke, die sie öfter als einmal lesen kann. Und auch wenn sie kein Fan von Klaviermusik sei, sagt sie, habe sie von ihrem Sohn eine CD bekommen, die sie geradezu „himmlisch“ findet.

    Der Lebkuchen, der eine ganze Schulklasse zeigte

    Für Pia Hauser galt immer die strikte Regel: Als Lehrerin darf man keine großen Geschenke annehmen. An ein kleineres, selbst gemachtes Präsent einer Schüler-Mutter erinnert sie sich aber noch heute voller Dankbarkeit und Anerkennung. Es war eine Spitzenleistung der Weihnachtsbäckerei.

    Pia Hauser aus Dinkelscherben schreibt: „Ich habe mal ein Weihnachtsgeschenk als Lehrerin einer ersten Klasse von einer Mutter bekommen, das ich bis heute nicht vergessen habe, weil es so unglaublich nett war, wie viel Arbeit sich diese Mama gemacht hat“. Es war vor 28 Jahren und die Schüler-Mutter hatte eine besondere Idee. Sie backte das Klassenzimmer mit all seinen Schülern aus Lebkuchenteig. Pia Hauser schreibt: „Wenn ein Mädchen beispielsweise einen Pferdeschwanz hatte, so hatte sie den auch im Lebkuchen. Es war genau die Anzahl der Schüler, es hat alles gestimmt.“

    Pia Hauser
    Pia Hauser

    Weil das Weihnachtsgeschenk selbst gemacht war, hat Hauser es angenommen. Es stand dann eine Weile bei ihr daheim im Wohnzimmer. Doch es gab Familienmitglieder, die offenbar großen Appetit auf diese Leckerei hatten. Ihr damals sechsjähriger Sohn fragte immer wieder: „Wann dürfen wir das Klassenzimmer essen?“

    Die Lehrerin machte ein Erinnerungsfoto von dem Geschenk. Dann gab sie es für ihren Sohn und seine Freunde zum Essen frei. Denn der mit viel Liebe gebackene Lebkuchen sollte schließlich nicht alt und ungenießbar werden. Ab Januar durften die Kinder zugreifen. Sie hatten dabei einen Riesenspaß mit den Lebkuchenfiguren. Pia Hauser erzählt: Sie haben dann immer gesagt, so, jetzt essen wird den Martin, jetzt essen wir die Johanna und so weiter. Es war sehr lustig.“

    Hauser schreibt, dass man als Lehrer schon manchmal selbst gebackene Plätzchen geschenkt bekommt. „Aber gleich ein ganzes Lebkuchenklassenzimmer, das erlebt man nur einmal im Leben.“

    Ein Cocktailkleid unterm Sofakissen

    Ingrid Warnatz wird Weihnachten 1962 in ihrem Leben nie vergessen. „Ich war 22 Jahre alt, genau ein Jahr glücklich verheiratet und seit wenigen Tagen lebte ich mit meinem Mann Dieter in unserer ersten eigenen Wohnung.“

    Das Paar hatte vor Weihnachten hart gearbeitet, um das neue Nest mit viel Eigenleistung noch vor dem Fest bezugsfertig zu bekommen. „Leider hatten wir beide keine Familie, der es möglich gewesen wäre, uns zu unterstützen. Dieters Familie war eingesperrt in der DDR und meine Eltern waren beide krank.“

    So planten die beiden, den Heiligen Abend zu zweit alleine ganz gemütlich zu verbringen. Trotz der Hektik hatten sie sich vorher Zeit genommen, um den ersten deckenhohen Christbaum festlich mit Lametta und Kerzen zu schmücken. „Mit einem zusätzlichen Weihnachtsgeschenk rechnete ich allerdings überhaupt nicht, denn Zeit und Geld waren sehr knapp“, schreibt Warnatz.

    Ingrid und Dieter Warnatz erinnern sich an Weihnachten 1962.
    Ingrid und Dieter Warnatz erinnern sich an Weihnachten 1962. Foto: Warnatz

    In der nagelneuen Küche wurde ein Weihnachtsessen zubereitet. „Danach schickte mich Dieter in den Flur, um das Christkind abzuwarten.“ Er zündete die Kerzen an, rief „bimmelimmelim“, dann durfte seine junge Ehefrau das Weihnachtszimmer betreten. „Natürlich mussten, wie auch heute noch, vor der Bescherung viele Weihnachtslieder gesungen werden“, so Warnatz, „während unseres ein bisschen mageren, aber andächtigen Gesangs sah ich schon etwas unter dem Sofakissen hervorblitzen.“ Es stellte sich dann als das wunderschönste Weihnachtsgeschenk heraus, das sie je bekommen hatte: ein schwarzes Cocktailkleidchen. Und es passte auch noch wie angegossen.

    Das war kein Zufall: Ihr Mann erzählte ihr, wie er das Kleid für sie erworben hatte. Das Kleine Schwarze fiel ihm im Schaufenster eines damals sehr renommierten Modehauses in Augsburg auf, Fischer in der Annastraße. Er war sicher, dass es für seine Frau wie gemacht war. Also betrat er das Modegeschäft und ließ sich das Kleid aus dem Schaufenster holen, denn es war nur einmal vorhanden.

    Danach lief er durch die Abteilungen und suchte eine junge Verkäuferin mit der Größe und Figur seiner Frau. „Er hatte ja keine Ahnung, was die 36 auf dem Etikett des Kleides zu bedeuten hatte“, erzählt Warnatz. Eine junge Dame überredete er dann, das Kleid anzuprobieren. Es gefiel ihm immer noch, und er war nun sicher, dass es auch passen würde.

    Ingrid Warnatz erinnert sich: „Ich war über das festliche Kleid sehr glücklich und habe es gerne zu besonderen Anlässen getragen“. Aber sie schonte es auch, es war für sie kostbar. „Darum konnte ich es auch im vorigen Jahr noch als edles Vintage-Kleidungsstück verkaufen. In der Familie ist von den jungen Frauen keine so klein wie ich.“

    Rückblickend sagt sie, die Weihnachtsüberraschung 1962 sei ein Volltreffer gewesen. „Ich glaube, auch heute hat mein Mann noch keine Ahnung von meiner Kleidergröße, aber wenn wir gemeinsam beim Shoppen sind, bringt er mir Sachen in die Umkleidekabine, die auch jetzt tatsächlich meist passen.“

    Jeden Tag eine neue Figur für den gehäkelten Kranz

    Im Advent kommt zu diesem Adventskranz jeden Tag eine neue, selbst gehäkelte Figur dazu. Claudia Schmid hat ihn von ihrer Schwester bekommen.
    Im Advent kommt zu diesem Adventskranz jeden Tag eine neue, selbst gehäkelte Figur dazu. Claudia Schmid hat ihn von ihrer Schwester bekommen. Foto: C. Schmid

    Claudia Schmid hat eine Schwester namens Silke. Diese habe durch den ersten Corona-Lockdown als Selbstständige schwere Zeiten durchlebt, schreibt

    15 Briefe aus der Vergangenheit

    Noch jedes Jahr hat Eva Knittel Weihnachten mit ihrer Tochter in Königsbrunn gefeiert. Doch diesmal ist alles anders. „Unsere älteste Tochter lebt mit ihrer Familie und Hund in Frankreich.“ Weil Reisen in Zeiten von Corona schwieriger geworden ist, wird es dieses Jahr nichts werden mit der Familienzusammenkunft. Doch ein besonderes Geschenk wollte Eva Knittel ihrer Tochter dennoch bereiten – und sie hatte eine Idee: „Ich fragte Nachbarn, Verwandte und Freunde, ob sie meiner Tochter eine Weihnachtskarte schreiben würden, mit einem Umweg über

    Alle, die Knittel fragte, machten begeistert mit, sogar die ehemalige Kindergärtnerin ihrer Tochter und eine Freundin aus der Schulzeit. „15 Briefe, alle sehr unterschiedlich und liebevoll gestaltet, sind zusammengekommen“, freut sich die Königsbrunnerin. Sie hat die Briefe nun alle zusammengepackt und die Hohlräume mit Hundewürstchen ausgepolstert. Versehen ist das Päckchen mit einem deutlichen Vermerk: „Erst am 24. Dezember öffnen“.

    Die Post dürfte inzwischen in Frankreich angekommen sein. „Wir sind alle sehr gespannt und wären gerne als Mäuschen unter dem französischen Christbaum dabei, wenn das Päckchen aus Königsbrunn geöffnet wird“, sagt Eva Knittel.

    Der Flügel, der Weihnachten aus dem Stall kam

    Inifrau von Rechenberg aus Westerringen erinnert sich an eine besondere Geschichte: „Der Krieg war vorbei. Kurz vor Weihnachten bezogen wir ein neues Haus. Mutters Flügel stand in einem Stall. Eine geflüchtete Gräfin wollte ihn mit ihrem Leiterwagen und Pferden bringen.“ Auch die Nachbarn wollten helfen und warteten vor der Haustür, erinnert sich von Rechenberg. „Der Flügel war verdreckt und mit Stroh bedeckt.“

    Man brachte ihn ins Wohnzimmer, dort wurde geputzt und mit Möbel-Öl aufgefrischt. „Viel Holz war verletzt worden, aber als Mutter ihn öffnete, war er nicht verstimmt. Mutter spielte die alten Weihnachtslieder, die ganze Nacht. Alle sangen, weinten, lachten. Es war das schönste Fest in meinem Leben.“ Und es gab einen zweiten besonderen Moment an diesem Abend: „Als Mutter die Weihnachtsgeschichte vorlas, sich bei allen bedankte, wusste ich, was Liebe unter den Menschen war.“ Von Rechenberg hat den Flügel geerbt. Auch dieses Weihnachten wird die Familie um ihn versammelt sein und Lieder singen.

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