Am Wochenende gab der Augsburger CSU-Landtagsabgeordnete Johannes Hintersberger, 68, bekannt, dass er bei der Wahl im Herbst 2023 nicht mehr zur Verfügung stehen werde. Somit hat das parteiinterne Auswahlverfahren begonnen. Zu vergeben ist die Landtagskandidatur im Stimmkreis Augsburg-West, zu dem auch die Städte Gersthofen und Neusäß gehören. Es gibt zudem den Stimmkreis Ost, der bei der Wahl im Jahr 2018 vom CSU-Kandidaten Andreas Jäckel erstmals gewonnen wurde. Im Osten spricht nach Informationen unserer Redaktion viel dafür, dass an Jäckel kein Weg vorbeiführt. Im Westen ist die Ausgangslage anders.
Die Ankündigung von Johannes Hintersberger, sich im Herbst 2023 aus dem politischen Leben zurückziehen, war keine Überraschung. In der CSU war mit diesem Schritt gerechnet worden. Ein CSU-Politiker, der bereits zweimal für den Landtag als Listenkandidat angetreten war, bestätigte am Montag sein Interesse an einer Kandidatur. "Ich möchte das Mandat für die CSU gewinnen. Folglich werde ich mich um die Kandidatur bewerben", sagt Leo Dietz. Der 55-Jährige ist Vorsitzender im CSU-Kreisverband West und zugleich Vorsitzender der CSU-Stadtratsfraktion im Augsburger Rathaus. Dietz sagt, dass schon bald im Gremium des CSU-Kreisvorstands die Personalie besprochen werde.
Zum Stimmkreis West gehören auch Neusäß und Gersthofen
Nominiert wird der Kandidat oder die Kandidatin von Delegierten. Sie kommen aus Augsburger Ortsverbänden sowie aus Neusäß und Gersthofen. Der zeitliche Fahrplan steht. Der CSU-Bezirksvorstand hat im Februar beschlossen, dass zwischen Mai und Juli 2022 die Wahl der Delegierten zur Aufstellungsversammlung in den Ortsverbänden stattfindet. Mitte September ist die Aufstellungsversammlung der Direktkandidaten für Landtag und Bezirkstag in Augsburg-Ost und Augsburg-West vorgesehen.
Ob es zu Dietz eine personelle Alternative geben wird, ist offen. In der Vergangenheit war immer wieder zu hören, dass auch Ruth Hintersberger Interesse an einer Kandidatur haben könnte. Die 37-Jährige ist die Tochter von Johannes Hintersberger. Politisch ist sie seit vielen Jahren aktiv. Sie war Vorsitzende der Jungen Union (JU) in Augsburg. Seit Frühjahr 2020 sitzt Ruth Hintersberger im Augsburger Stadtrat, zudem ist sie stellvertretende Bezirksvorsitzende.
Ruth Hintersberger, Tochter von Johannes Hintersberger, hält sich bedeckt
Gegenüber unserer Redaktion hielt sich die CSU-Politikerin am Montag bedeckt, was ihre eigenen Ambitionen anbelangt: "Es ist viel zu früh, den Hut jetzt bereits in den Ring zu werfen." Sie spreche sich vielmehr für ein Auswahlverfahren aus, das nun von der Partei angeleiert werden sollte. Man möge schauen, wer als Kandidat oder Kandidatin infrage komme. Dass in der CSU die Eigenschaften jung, weiblich und soziale Kompetenz bei parteiinternen Auswahlverfahren eine zunehmend wichtigere Rolle spielen, sei bekannt.
Der Augsburger CSU-Chef und Bundestagsabgeordnete Volker Ullrich sagte am Montag: "Augsburg-West hatte mit Johannes Hintersberger einen starken und engagierten Landtagsabgeordneten, der sich große Verdienste um den Stimmkreis erworben hat." Jetzt werde der Kreisverband unter der Leitung von Leo Dietz sich wohl zügig um die Nachfolge kümmern. Dass der Landtagskandidat der CSU im Stimmkreis Augsburg-West aus der Stadt Augsburg kommt, ist sehr wahrscheinlich. Bewerber aus Neusäß oder Gersthofen wären prinzipiell denkbar. Allerdings, so ist zu hören, würden diese Bewerber eher für die Bezirkstagswahl infrage kommen. Derzeit wird der Stimmkreis Augsburg-West im Bezirkstag von Landrat Martin Sailer vertreten. Er ist zudem Bezirkstagspräsident. Tritt Sailer im Jahr 2023 wieder an, dürfte er gesetzt sein.
Im Stimmkreis Ost läuft es auf Andreas Jäckel hinaus
Dies gilt nach Einschätzung von politischen Beobachtern auch für den Augsburger Landtagsabgeordneten Andreas Jäckel. Er sitzt seit 2018 im Landtag und möchte gerne weitermachen. Jäckel, 56, hatte Bernd Kränzle beerbt, der sich im Jahr 2018 aus freien Stücken aus dem Landtag verabschiedete – so wie es jetzt Johannes Hintersberger im nächsten Jahr machen wird. Dazu sagt Bezirkschef Volker Ullrich: "Andreas Jäckel ist bislang der einzige Kandidat. Ich gehe auch davon aus, dass es so bleibt." Jäckel habe sehr gute Arbeit geleistet, gerade im Bereich Bildung, Kultur und Verkehrspolitik.