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Augsburg: Lärm, Müll und Streit: Wie Augsburg die Lage in den Parks entspannen will

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Lärm, Müll und Streit: Wie Augsburg die Lage in den Parks entspannen will

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    Sie leisten ihre Sozialstunden im Reese-Park ab: Dort sammeln Christoph und Marc den Müll anderer Menschen ein. Das kann mitunter auch eklig sein, sagen sie.
    Sie leisten ihre Sozialstunden im Reese-Park ab: Dort sammeln Christoph und Marc den Müll anderer Menschen ein. Das kann mitunter auch eklig sein, sagen sie. Foto: Michael Hochgemuth

    Manchmal liegt auch ein gebrauchtes Kondom im Gras oder ein Wäscheteil. Dann finden Christoph und Marc (Namen geändert) es etwas eklig, den Müll im Reese-Park aufzusammeln. Die beiden 18- und 20-Jährigen machen das nicht ganz freiwillig. Weil der eine beim Drogenhandel erwischt wurde und der andere die Berufsschule chronisch schwänzte, müssen die beiden Sozialstunden ableisten, indem sie den Sheridan- und Reese-Park saubermachen. Dahinter steckt ein neues Projekt des Vereins "Die Brücke", der sich um straffällig gewordene Jugendliche kümmert. Das Projekt soll auch zur Entspannung in den Grünanlagen beitragen. Denn auf den Parks lastet vor allem seit der Pandemie ein enormer Nutzungsdruck. Anwohner und Besucher beklagen dort Lärm, Müll und Streitereien zwischen Jugendlichen. Die Situation gipfelte in eine Messerstecherei im Februar und in Angriffe auf Polizisten im März.

    Seitdem steht das Ordnungsreferat mit Chef Frank Pintsch (CSU) im regelmäßigen Austausch mit Polizei und Stadtjugendring. Ämterübergreifend wird an einem neuen Konzept für die Grünanlagen gefeilt.

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    Eine gewaltsame Auseinandersetzung zwischen zwei Jugendgruppen hat einen Großeinsatz der Polizei im Reese-Park ausgelöst.

    Nach den Gewalttaten war die Polizei zuletzt in beiden Parks in Kriegshaber und Pfersee stark präsent. "Die Lage konnte sowohl mit Blick auf die Einhaltung des Infektionsschutzes als auch die Frage der Lärmentwicklung und auch des Sicherheitsgefühls der Bürgerinnen und Bürger und Familien deutlich verbessert werden", resümiert Frank Pintsch. Er habe von Augsburgern positive Rückmeldungen erhalten. Der Ordnungsreferent ist sich bewusst, dass Polizeikontrollen keine langfristige Lösung sind. "Wichtig ist, die Aufenthaltsqualität und die Nutzung durch alle Bevölkerungsgruppen zu fördern und zu gewährleisten, damit sich der öffentliche Raum auch wieder bestmöglich eigenständig reguliert."

    Augsburger Ordnungsreferent: "Auch Jugendliche brauchen den Freiraum"

    Seit seiner Einführung eines Verfahrens zur Urbanen Konfliktbearbeitung im März haben laut Pintsch schon viele Gespräche mit Anwohnern und Interessensträgern, wie etwa dem Kindergarten St. Thaddäus am Reese-Park, stattgefunden. Involviert in das neue Konzept seien auch Jugendamt, Platz- und Nachtmanagement, Stadtjugendring und Polizei. Mit allen Interessensträgern soll im Laufe der nächsten Wochen und Monate ein Konzept kontinuierlich erweitert und angepasst werden, so Pintsch. Dabei gehe es um Benutzungszeiten, Sauberkeit, Sicherheitsgefühl, Aufenthaltsqualität, Alkohol sowie um Nutzungsmöglichkeiten für Jugendliche und Sportler und Familienfreundlichkeit.

    "Mir ist wichtig, dass kein Verdrängungswettbewerb entsteht", betont Pintsch. Menschen jedes Alters, aber vor allem auch die Jugendlichen, bräuchten den Freiraum für Sport und Treffen - gerade in der jetzigen Zeit. "Wir müssen Aufenthaltsangebote an Orten in den Parks schaffen, die zugleich Konflikte etwa mit Wohnbebauung reduzieren." Einige Vorstellungen sind konkret.

    Neue Sitzmöglichkeiten, Veranstaltungen und vielleicht auch Gastronomie

    Im Reese-Park sind laut Pintsch neue Sitzmöglichkeiten angedacht. Damit wolle man die Probleme, die durch nächtlichen Trubel auf dem Rodelhügel entstehen, minimieren. Hier stehe er im engen Austausch mit dem Jugend- und dem Baureferat. "Das wird etwas Zeit brauchen, ist aber mittelfristig der effektivste und nachhaltigste Weg." Zudem sei angedacht, die Parks künftig, unter Beachtung der Corona-Beschränkungen, mit Kultur- und Sportveranstaltungen zu aktivieren. Vereine aus den Stadtteilen würden bei den Überlegungen mit einbezogen. Pintsch schließt auch gastronomische Angebote nicht aus. Dies alles müsse nun besprochen werden. Wie sich die Situation in beiden Parks entspannen lässt, darüber hat sich auch Stadträtin Lisa McQueen (Die Partei) Gedanken gemacht. Sie fände es sinnvoll, Rückzugsorte für Jugendliche zu schaffen.

    Im Sheridan-Park und in anderen Grünanlagen Augsburgs kam es zuletzt immer wieder zu Schlägereien und Auseinandersetzungen.
    Im Sheridan-Park und in anderen Grünanlagen Augsburgs kam es zuletzt immer wieder zu Schlägereien und Auseinandersetzungen. Foto: Ulrich Wagner

    McQueen schlägt zwei neue Schwabenwände in den jeweiligen Parks als ein gemeinsames Konzept der Stadt mit dem Graffiti-Kulturverein "Die Bunten" vor. "Durch einen Lärmschutzbeauftragten wird der perfekte Ort für diesen Platz entwickelt, so dass diese Wand die Anwohner vor dem Lärm der sich dahinter aufhaltenden Jugendlichen schützt", so die Stadträtin. Bernd Zitzelsberger, Vorsitzender des CSU-Ortsverbands Pfersee und Stadtrat, ist eines besonders wichtig, nämlich die Jugendlichen, die zuletzt Ärger gemacht haben, auch von Seiten der Stadt zu sanktionieren.

    Betretungsverbot der Augsburger Parks als letztes Mittel

    "Die Rädelsführer müssen ein langfristiges Betretungsverbot erhalten, womit ich nicht mehrere Monate, sondern mehrere Jahre meine." Das gelte insbesondere auch für den 16-jährigen Jugendlichen, der an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Polizeibeamte angegriffen und einen 50-jährigen Anwohner beleidigt und bedroht habe. Wie sein Parteikollege Frank Pintsch bestätigt, würde in absehbarer Zeit gegen zwei Personen ein befristetes Betretungsverbot der Parks ausgesprochen. "Gewalt gegenüber Polizei und Ordnungskräften ist völlig intolerabel." Ein Betretungsverbot sehe er allerdings als ein letztes Mittel möglicher Maßnahmen, betont Pintsch.

    Künftig wolle er in den Parks ein Platzmanagement installieren, das sich für einen bestimmten Zeitraum intensiv um die Grünanlagen kümmere und mit Streetwork, Ordnungsdienst, Polizei, Stadtreinigung und Grünordnung zusammenarbeite. Dass so eine Konfliktbearbeitung nachhaltig funktionieren kann, hätten die Beispiele Elias-Holl-Platz oder Maximilianstraße bereits gezeigt, meint Pintsch.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Ärger in Parks: Die Stadt kann etwas bewegen

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