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Augsburg: Kurzzeitpflegeplätze fehlen – ein Problem mit weitreichenden Folgen

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Kurzzeitpflegeplätze fehlen – ein Problem mit weitreichenden Folgen

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    Nicht alle Pflegeheime bieten für Kurzzeitpflege reservierte Plätze an, da sie mit einem hohen Verwaltungsaufwand verbunden und nicht immer wirtschaftlich rentabel sind. Dabei werden sie dringend gebraucht.
    Nicht alle Pflegeheime bieten für Kurzzeitpflege reservierte Plätze an, da sie mit einem hohen Verwaltungsaufwand verbunden und nicht immer wirtschaftlich rentabel sind. Dabei werden sie dringend gebraucht. Foto: Christoph Schmidt, dpa

    Kurzzeitpflegeplätze sind wichtig: Sie entlasten Angehörige, die einmal in den Urlaub fahren und ihre zu pflegenden, nahestehenden Personen gut aufgehoben wissen möchten. Sie sind auch notwendig, wenn ältere Menschen nach einem Krankenhausaufenthalt nicht sofort zurück nach Hause können. Nur gibt es für den Bedarf zu wenig Plätze. Mitarbeiter der Uniklinik Augsburg verbringen täglich mehrere Stunden damit, Pflegeheime in der Region nach freien Plätzen abzuklappern. Wenn Patienten nicht verlegt werden können, steht das Krankenhausbett nicht für akut kranke Personen zur Verfügung. Ein Problem, das in den kommenden Jahren wohl noch größer werden wird.

    Beate Pacelli, Teamleiterin des Sozialen Beratungsdienstes der Uniklinik Augsburg (UKA), weiß mit wie viel Aufwand es verbunden ist, für Patienten einen Platz in der Kurzzeitpflege zu finden. Eineinhalb bis zwei Stunden täglich telefoniere die Teamassistenz mit den Altenheimen der Stadt. "Die frei gemeldeten Plätze werden durch die Mitarbeiter täglich per Fax angefragt; dies dauert durchschnittlich weitere ein bis zwei Stunden", zählt sie auf. Seit mehreren Jahren werde die Heimplatzsuche immer schwieriger und aufwendiger, im Durchschnitt dauere sie eine Woche. "Bei komplexen Patienten kann sie sogar mehrere Wochen bis Monate dauern. Hauptproblem ist der Fachkräftemangel im niedergelassenen Versorgungssektor", sagt Beate Pacelli. Diese Suche bedeute für ihre Abteilung einen erhöhten Arbeits- und Zeitaufwand, schließlich bestehe auf den Stationen ein "hoher Abverlegungsdruck". 

    Aber auch beim Personal hinterlässt diese Suche Spuren. Es entstehe "das Gefühl der Ohnmacht", beschreibt es Beate Pacelli. "Die Bittstellerfunktion der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgrund der hohen Abhängigkeit von den Kapazitäten der Pflegeheime birgt immer die Gefahr der Frustration. Für das UKA bedeute dies eine längere Verweildauer der Patienten und auch höhere Kosten. 

    Laut einer Bedarfsermittlung fehlen 60 Kurzzeitpflegeplätze in Augsburg

    In den Augsburger Pflegeheimen gibt es "eingestreute" Kurzzeitpflegeplätze, das heißt, dass die Heime einen Platz anbieten, wenn es eine Lücke zwischen zwei Personen in der Langzeitpflege gibt. Aufgrund des eklatanten Mangels an Kurzzeitpflegeplätzen wird von der Stadt seit 2020 jede Aufnahme an einem festen Kurzzeitpflegeplatz mit 250 Euro gefördert. Am Montag ist die Förderung wieder einmal im Jugend-, Sozial- und Wohnungsausschuss Thema. Es geht um die Fortführung der Förderung in den Jahren 2025 und 2026. Für dieses Jahr haben zwölf von 25 Pflegeheimen mit Kurzzeitpflegezulassung einen Antrag auf Förderung bei der Stadt gestellt. Innerhalb dieser Einrichtungen gibt es 40 für Kurzzeitpflege reservierte Plätze – zu wenig, wie auch Beate Pacelli vom UKA in ihren Ausführungen schildert. Derzeit wird in der Sozialverwaltung an einer Pflegebedarfsermittlung gearbeitet. Laut der Beschlussvorlage für den Ausschuss wird sie zu dem Ergebnis kommen, dass aktuell ein Bedarf von 106 Kurzzeitpflegeplätzen in Augsburg besteht. In den nächsten zehn Jahren wird er aufgrund des demografischen Wandels auf 130 Plätze steigen. Aktuell fehlten also bereits mehr als 60 Plätze.

    Für Pflegeheime ist jeder Kurzzeitpflegeplatz mit großem Aufwand verbunden, so Michael List, Geschäftsführer der AWO Augsburg für den Bereich Altenhilfe. "Das bringt einen großen Verwaltungsaufwand mit sich. Oft ist er sogar größer, als wenn jemand gut vorbereitet aus der Häuslichkeit in die Langzeitpflege zieht", betont er. Dennoch habe das Christian-Dierig-Haus zehn solitäre Kurzzeitpflegeplätze und das, obwohl sie, zumindest ohne Förderungen wie durch die Stadt Augsburg, wirtschaftlich meist uninteressant sind. Dennoch habe man sich bewusst entschieden, an diesen Plätzen festzuhalten, da sie zur Entlastung der Angehörigen und im Versorgungssystem insgesamt eine große Rolle spielen. 2023 habe es 120 Einzüge in die Kurzzeitpflege in der Einrichtung in Pfersee gegeben. Im vergangenen Jahr sind auf Bundesebene neue Empfehlungen zur wirtschaftlich tragfähigen Finanzierung von Kurzzeitpflege in Kraft getreten. "Die damit verbundenen Verbesserungen für die Träger kosten aber, wie so oft, Geld. Und diese Preissteigerungen hat man dann auch so an die Kunden weitergeben müssen." Wie sich das auf die Buchung von Kurzzeitpflegeplätzen auswirkt, haben nun der Gesetzgeber, die Stadt und die Pflegeheime im Blick. Die Anfrage für geplante Aufenthalte sei trotz allem "sehr gut", so List. Für die Sommerferien gebe es bereits Buchungen. 

    Kurzzeitpflege ist die "einzige vorübergehende Alternative" zur häuslichen Versorgung

    Steigende Kosten für die pflegerische Versorgung machen sich auch an der Uniklinik bemerkbar. Generell bestehe eine Tendenz der Patienten sowie Angehörigen, Entlassungen zu blockieren und möglichst lange im Akutkrankenhaus zu bleiben, "da die Eigenanteilskosten sowohl bei ambulanten als auch stationären Versorgungen stetig steigen und durch die Krankenkassen zunehmend weniger Leistungen übernommen werden", so Beate Pacelli. Die Mitarbeiter der

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