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Augsburg: Kurt Späth und Ingo Blechschmidt: Demonstrant trifft auf Aktivist

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Kurt Späth und Ingo Blechschmidt: Demonstrant trifft auf Aktivist

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    Klimacamp, Kurt Späth und Ingo Blechschmidt scheinen sich anzufreunden. Ein Gespräch zwischen zweien, die nicht immer gleicher Meinung sind.
    Klimacamp, Kurt Späth und Ingo Blechschmidt scheinen sich anzufreunden. Ein Gespräch zwischen zweien, die nicht immer gleicher Meinung sind. Foto: Silvio Wyszengrad

    Seit eineinhalb Jahren steht Kurt Späth bei schönem Wetter vor dem Klimacamp. Inzwischen hält er dabei mehrere Transparente hoch, die Kernaussagen sind stets dieselben: "

    Kurt Späth ist eine Marke für sich. Der Rentner mit der prägnanten Stimme ist oft in der Innenstadt anzutreffen. Dort hält der 75-Jährige mal hier, mal dort ein Schwätzchen, besucht Sitzungen des Stadtrats und postiert sich vor dem Klimacamp. Wer meint, er habe etwas gegen die jungen Menschen, die sich für die Einhaltung von Klimazielen einsetzen, irrt. "Er hat ein großes Herz für die jüngeren Menschen", weiß auch Ingo Blechschmidt, 35. Späth will vielmehr, dass das Camp aufgelöst wird, weil es "menschenunwürdig" sei, wie die Aktivisten dort "hausten". Und dann merkt Späth noch an, dass er sich mittlerweile sogar öfter am Klimacamp aufhalte als Mitinitiator Ingo Blechschmidt. 

    Gemeinsamer Protest für den Erhalt der Linden in der Fuggerstraße

    Als er vor wenigen Wochen wieder einmal protestierte, nahm Späth an einem Aktionsplenum der Aktivisten teil. Da er oft Sitzungen des Stadtrats besuche, habe Späth "ausgezeichnete Sachkenntnis zu vielen lokalpolitischen Themen", sagt Blechschmidt anerkennend. Zudem sei ihm die Entwicklung der Augsburger Politik über die vergangenen Jahrzehnte vertraut. "Herr Späth ist schon viel länger aktiv als wir", sagt Blechschmidt. Ein Aktivist will er aber nicht sein, kontert Späth, er sei vielmehr ein "bescheidener Demonstrant". Späth ist jemand, der eine Meinung zu vielen Themen hat und sie auch kundtut. Bei der Sitzung des Klimacamps erkannten der Rentner und die Aktivisten dann eine Gemeinsamkeit - und gingen dafür zusammen auf die Straße.

    In der Fuggerstraße habe sich seit dem Kö-Umbau nichts getan, bemängelt Späth. Zur Umsetzung des Konzepts wurde beschlossen, die Linden dort zu fällen. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel wurden diese Pläne, die von der Augsburger Baumallianz kritisiert und vom Klimacamp angeprangert werden, aber nicht in die Tat umgesetzt. Der Rentner vermisst, dass die Stadt sich mit aller Kraft für die Linden einsetze, also protestierte er mit Vertretern des Klimacamps am Rande des Plärrerumzugs in der Fuggerstraße. Der Erhalt dieser Bäume ist nur ein Thema, bei dem Späth und Blechschmidt in dieselbe Richtung denken; eine Verkehrsberuhigung in der Hallstraße und der Ausbau des ÖPNV mit einer baldigen Aufnahme der Linie 5 sind weitere gemeinsame Anliegen. 

    Die Leidenschaft für Themen und die Stadt ist eine Gemeinsamkeit des Rentners Späth und des Mathematikers Blechschmidt - wenngleich sie sich dann doch nicht bei allen Themen grün sind. Während es Blechschmidt "einfach nur peinlich findet", dass die Stadt den Fußgängerzonen-Versuch in der Maximilianstraße nicht so begründen konnte, dass er vor Gericht Bestand hatte, findet es Späth einen "Armutsversuch" für die Stadt, dass er überhaupt unternommen wurde. Autos gehören für ihn zu seiner "lebendigen Stadt". 

    Kurt Späth will, dass der "Bretterverschlag" neben dem Rathaus wegkommt

    Die Protestform des Klimacamps aber ist der Punkt, der die beiden am meisten trennt. Ingo Blechschmidt und seine Mitstreiter finden das Camp neben dem Rathaus "besonders wirkungsvoll". Kurt Späth geht so weit, dass er Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) und das Ordnungsamt dazu aufruft, das Camp zu räumen, wenn es nicht mit den erforderlichen zwei Personen besetzt ist. Das komme immer wieder vor, hat der Rentner während seiner Besuche festgestellt, Blechschmidt allerdings widerspricht. Wenn es nach Späth geht, könne das Klimacamp an einem anderen Ort in Augsburg einen Neuanfang machen, spätestens wenn der Perlachturm saniert werde, müsse es ohnehin weichen. Ihm sei wichtig, dass der "Bretterverschlag" wegkomme. Trotzdem konnte er zuletzt nicht anders und half nach einem Unwetter mit, Bretter im Camp wieder aneinanderzunageln. 

    Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast mit Ingo Blechschmidt über Klimacamp, Letzte Generation und Augsburg an:

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