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Augsburg: Kundgebung der IG Metall - Metaller wütend auf Arbeitgeber

Augsburg

Kundgebung von IG Metall: Darum sind die Metaller wütend auf die Arbeitgeber

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Der Königsplatz war gut gefüllt. 3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben am Warnstreik.
    Der Königsplatz war gut gefüllt. 3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben am Warnstreik. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Wut der Beschäftigten in der heimischen Elektro- und Metallindustrie wird größer. Die Gewerkschaft IG Metall weitet ihre Protestaktionen aus. Gab es in den zurückliegenden beiden Wochen Warnstreiks auf dem Firmengelände und vor dem Werkstor, folgte am Dienstag eine Kundgebung mit laut IG Metall knapp 3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Königsplatz in Augsburg. Diese waren in zwei Demonstrationszügen in die Innenstadt gezogen. Augsburgs IG-Metall-Chef Roberto Armellini sagte: "Die Betriebe haben trotz Krise gute Gewinne erwirtschaftet. Es ist jetzt Zeit, einen Teil dieser Gewinne an die Beschäftigten weiterzugeben." In der laufenden Tarifrunde gibt es bislang kein Ergebnis.

    Die Tarifpartner sind mitten in der Verhandlungsrunde

    Die Tarifparteien liegen weit auseinander. Die IG Metall fordert acht Prozent mehr Lohn und Gehalt für die Beschäftigten. Die Arbeitgeberseite hatte zuletzt ein erstes Angebot vorgelegt. Danach sollen die Beschäftigten zunächst nur eine steuer- und abgabenfreie „Inflationsausgleichsprämie“ von 3000 Euro erhalten. Es gebe derzeit kein Wachstum, das verteilt werden könne, hieß es. Der vorgeschlagene Tarifvertrag soll 30 Monate Laufzeit haben. Die Arbeitgeber könnten sich vorstellen, dass eine spätere Tariferhöhung kommt. Für den Fall einer Energienotlage müssten aber auch Abstriche möglich sein.

    Tulin Yakisikli, Sandra Schmid und Günter Motzet von der Siemens-Niederlassung in Augsburg stehen am Dienstagvormittag bei strahlend blauem Himmel am Königsplatz. Ihre Stimmung ist schlechter als das Wetter. "Es wäre höchste Zeit, dass die Beschäftigten für ihre Arbeit etwas erfahren", sagt Motzet. Die Forderung nach acht Prozent sei gerechtfertigt. Für ihn, einen überzeugten Metaller, steht es außer Frage, dass er sich am Warnstreik beteiligt. Tulin Yakisikli sagt: "Wir haben Anspruch auf acht Prozent." Alles werde teurer, die Preise steigen: "Seit dem Jahr 2018 hatten wir keine Erhöhung." Ihre Kollegin Sandra Schmid meint: "Eine Erhöhung ist auch mit Blick auf die Rente nötig."

    Sandra Schmid (links), Günter Motzet und Tulin Yakisikli nahmen an der Kundgebung teil.
    Sandra Schmid (links), Günter Motzet und Tulin Yakisikli nahmen an der Kundgebung teil. Foto: Silvio Wyszengrad

    Bei der Kundgebung zeigen sich Rednerinnen und Redner kämpferisch. "Wer hat, muss auch geben", sagt Silke Klos-Pöllinger an die Adresse der Arbeitgeber. Die Regionsvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds betont, dass die Beschäftigten sehr gute Argumente in der laufenden Tarifrunde hätten. Es sei erfreulich, dass sich eine große Zahl an Beschäftigten am Warnstreik beteilige: "Das ist die Macht der Straße." Nach Gewerkschaftsangaben hatten sich 5800 Beschäftigte am ganztägigen Warnstreik beteiligt. Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten sich in die Streiklisten in den Betrieben eingetragen.

    Betriebsratschef von Premium Aerotec: "Wir scheuen den Streik nicht"

    Sebastian Kunzendorf, Betriebsratsvorsitzender bei Premium Aerotec, ist Teilnehmer an den Verhandlungsrunden. "Dass immer noch kein wirkliches Angebot der Arbeitgeber vorliegt, ist unglaublich." Am Donnerstag in der nächsten Woche gehen die Verhandlungen weiter. Die Gewerkschaft wolle ihre Ziele durchsetzen. "Wir scheuen den Streik nicht", sagte Kunzendorf unter dem Beifall der Teilnehmer an der Kundgebung.

    
3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben am Warnstreik in Augsburg.
    3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben am Warnstreik in Augsburg. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die IG Metall spricht von einer "Hinhaltetaktik" der Arbeitgeber. In dieser Woche beginnt die massive zweite Warnstreikwelle. Augsburg gehört zu den ersten Städten, in denen Protestaktionen stattfanden. Die Proteste seien "nach der Eskalation der Arbeitgeberseite" nötig, sagte Roberto Armellini: "Wir sprechen hier von einem einmaligen Vorgehen des Arbeitgeberverbandes, das es so in über 70 Jahren Tarifpolitik noch nicht gegeben hat.“ Man erlebe bei allen Warnstreiks, dass der Ärger der Beschäftigten auf ihre Arbeitgeber noch mal spürbar gewachsen sei. Mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen der Lebenshaltungskosten und Energiepreise sei das auch absolut verständlich. "Es ist jetzt eine Frage des Anstandes und der Wertschätzung, in diesen unsicheren und herausfordernden Zeiten den Beschäftigten etwas zurückzugeben“, so Armellini weiter.

    Warnstreik in Augsburg: Drohen bald brennende Mülltonnen vor Werkstoren?

    Das Verhalten der Arbeitgeberseite griff Armellini bei der Kundgebung scharf an: "Sie haben den Blick für die Realität verloren." Mit ihrer Strategie in der Tarifrunde würden die Arbeitgeber den sozialen Frieden gefährden. Noch sei eine Einigung möglich. Armellini: "Wir möchten eine Lösung am Verhandlungstisch, scheuen aber den Konflikt nicht." Brennende Mülltonnen vor den Werkstoren wären bei einem Streik zu erwarten.

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