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Augsburg: Kubanische Zirkusartisten in Augsburg: „Habe noch nie Schnee gesehen“

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Kubanische Zirkusartisten in Augsburg: „Habe noch nie Schnee gesehen“

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    Die Artistengruppe "Circcaribe" aus Kuba ist derzeit in Augsburg zu Gast.
    Die Artistengruppe "Circcaribe" aus Kuba ist derzeit in Augsburg zu Gast. Foto: Peter Fastl

    Alejandro friert es sichtlich. Obwohl der 30-Jährige gut in einen warmen Anorak eingepackt ist und das Vorzelt der Manege angeheizt wurde, bibbert der Kubaner am ganzen Körper. „Es ist verdammt kalt. Wir sind das nicht gewohnt, bei uns ist es meistens warm und sonnig. Richtig Schnee habe ich in meinem Leben noch nie gesehen“, sagt Alejandro. Mit „wir“ meint er die gesamte, kubanische Artistentruppe, die derzeit im Zirkus Roland Busch zu den großen Attraktionen bei den Vorstellungen zählt. Neben ihm gehören seiner Truppe drei Frauen und weitere vier Männer an. Bei keinem ist ein Gramm Fett zu sehen. Alle von oben bis unten durchtrainiert. Alejandro ist mit seinen 30 Jahren der älteste, die anderen sind zwischen 18 und 26 Jahre alt. 

    Sein Heimatland gehört momentan zu den Krisenregionen auf dem Globus. Die finanzielle Situation der Menschen ist mehr als angespannt. „Die Situation in Kuba ist nicht leicht. Die Leute werden immer ärmer“, erzählt Alejandro, der froh ist, dass er mit seiner Truppe für den Zirkus engagiert wurde. Allerdings genießen Artisten und Akrobaten in Kuba auch eine sensationelle Ausbildung mit sehr guten Choreografen. Deshalb sind kubanische Artisten, die gekonnte Akrobatik geschickt mit folkloristischen Elementen verknüpfen, weltweit gefragt. Die Truppe „Circcaribe“ im Zirkus Roland Busch arbeitet mit einer eigenen, fulminanten Version des Seilspringens und einer „Schleuderbrett-Darbietung“, die man nur selten sieht. „Zwei Jahre haben wir dafür täglich trainiert“, verrät Alejandro.

    Weihnachtscircus in Augsburg: Kubanische Artisten im Zirkus

    Ein Gespräch mit dem Kubaner zu führen, ist nicht einfach. Deshalb ist die Spanierin Marisa, die ebenfalls im Zirkus als Artistin arbeitet, als Übersetzerin dabei. „Wir haben Künstler aus vielen Ländern hier. Wenn man sich mit einem Menschen verstehen will, geht das auch. Jedenfalls mit Händen und Füßen geht das immer“, so die Philosophie von Direktor Gino Frank. Für Frank ist es angenehm, mit den Kubanern zu arbeiten: „Die Leute haben generell eine andere Lebenseinstellung. Die sind einfach fröhlicher.“ Verheiratet ist von den kubanischen Artisten keiner. Kinder hat auch niemand. Alejandro zuckt mit den Schultern: „Ich denke in unserem Job ist es besser, wenn man solo ist.“ 

    Wenn die Truppe keinen Auftritt hat, interessieren sich ihre Mitglieder auch für die Stadt. „Wir waren schon ein paarmal in der City. Mit den Menschen in Europa haben wir immer gute Erfahrungen gemacht. Die sind freundlich und nett.“ Für die Dauer des Engagements, also bis zum 12. Januar, hat die Agentur für die „Cirrcaribe“ eine Genehmigung. Aber auch anschließend dürfen sie wohl noch in Europa bleiben. „Wir haben kürzlich ein Angebot von einem englischen Zirkus bekommen. Das werden wir wohl annehmen.“ Die 19-jährige Aliana sieht zwar zierlich aus, doch wenn die „Circcaribe“ ihre menschliche Pyramide bauen, sieht man, wie viel Kraft in diesem kleinen Körper steckt. Sie hat das gleiche Problem wie Alejandro: „Hier ist es viel zu kalt.“

    Auch bei ihr spürt man: Die Manege ist ihr Leben. „Ich war an Weihnachten schon etwas traurig, weil ich ohne meine Eltern feiern musste. Aber andererseits bin ich glücklich, hier zu sein. Wir haben hier eine tolle Gemeinschaft und es macht riesigen Spaß.“ Seit sie neun Jahre alt ist, trainiert sie im Zirkus. Auch in Kuba gibt es eine Zirkusschule. Vier Jahre dauert dort die Ausbildung. „Das ist eine harte Zeit, aber man lernt fürs Leben“, meint sie.

    Für Pressesprecher Laurens Thoen hat sich die Verpflichtung der acht jungen Leute aus der Karibik jedenfalls gelohnt: „Das ist eine Bereicherung für uns.“ Zumal man in diesem Geschäft schnell integriert ist. „Das mag zwar pathetisch klingen, aber wir sind eine Familie. Ob einer schwarz, weiß, oder gelb ist. Egal ob Christ oder Muslim – bei uns wird jeder integriert und akzeptiert“, sagt Zirkusdirektor Frank.  

    Der 10. Augsburger Weihnachtscircus gastiert bis 12. Januar an der Riedingerstraße bei der Rockfabrik. Vorstellungen täglich 16 Uhr und 19.30 Uhr, Sonntags 14 uhr und 17 Uhr. Montag 6. Januar und Sonntag 12. Januar nur 14 Uhr.    

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