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Augsburg: Kritik an Corona-Regeln: Was wird aus dem Augsburger "Unternehmerkreis Zukunft in Not"?

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Kritik an Corona-Regeln: Was wird aus dem Augsburger "Unternehmerkreis Zukunft in Not"?

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    Das Unternehmerbündnis "Zukunft in Not" protestierte Anfang des Jahres auf dem Rathausplatz in Augsburg.
    Das Unternehmerbündnis "Zukunft in Not" protestierte Anfang des Jahres auf dem Rathausplatz in Augsburg. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

    Anfang des Jahres erregte der Augsburger Unternehmerkreis "Zukunft in Not" einige Aufmerksamkeit. Die Initiative sieht sich selbst als Vertreterin des Mittelstands, der Unternehmerkreis will zudem ein Sprachrohr derjenigen Betriebe sein, die unter den Folgen der Corona-Maßnahmen besonders leiden. Im Februar etwa präsentierten rund 200 Unternehmer auf dem Rathausplatz, was der Lockdown für sie und ihre Branche bedeutet. Die Initiative organisierte Pressekonferenzen und Demos, sie war präsent. Zuletzt allerdings ist es ruhiger geworden um das coronakritische Projekt. Dafür taucht nun eine neue Initiative auf, die sich „Dialogforum“ nennt und seit einigen Wochen Veranstaltungen in Augsburg und Umgebung organisiert. Dieses Forum weist personelle Überschneidungen zum Unternehmerkreis auf und ist politisch im rechtskonservativen Spektrum verortet. Was steckt dahinter?

    Bei den Vorträgen, die das "Dialogforum" in den vergangenen Wochen im Großraum Augsburg veranstaltete, sprachen unter anderem der frühere Lehrerfunktionär Josef Kraus, der sich etwa kritisch mit dem Thema Gendern auseinandersetzt, sowie der Unternehmer Peter Weber aus Schwarzenbruck, Gründer der rechtsgerichteten Medienplattforum "Hallo Meinung". Treibende Kraft hinter dem Augsburger "Dialogforum" ist Gerhard Schmid von der Inninger CSU, die lange als "rechter Flügel" der Partei in Augsburg galt und 2019 - zum Missfallen von Augsburgs ehemaligen Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen einlud. Inzwischen gibt es dort einen neuen Ortsvorstand, auch Schmid ist nicht mehr im Vorstand.

    Werte-Union und Corona-Kritik treffen in Augsburg aufeinander

    Neben Schmid besteht die Kerngruppe des Dialogforums aus Thomas Jahn von der Werte-Union - einer rechtskonservativen Gruppierung innerhalb der Unionsparteien - und Michaela Königsberger aus Königsbrunn, die unter anderem Organisatorin der regelmäßigen Kundgebungen des "Bürgerforums Schwaben" in

    Bei einer Kundgebung des neuen „Dialogforums“ im Herbst in Augsburg sprach der ehemalige Lehrerfunktionär Josef Kraus.
    Bei einer Kundgebung des neuen „Dialogforums“ im Herbst in Augsburg sprach der ehemalige Lehrerfunktionär Josef Kraus. Foto: Silvio Wyszengrad

    Schmid nennt als weiteres Mitglied des Dialogforums zudem einen Mann, der auch im Impressum des Unternehmerkreises "Zukunft in Not" genannt wird. In der Vergangenheit teilte der Mann auf seiner privaten Facebook-Seite Beiträge von verschwörungstheoretischen und rechtspopulistischen Seiten, unter anderem zur letzten US-Wahl. Schmid stellt ihn als Vertreter des "Unternehmerkreises Zukunft im Lot" vor, ein gemeinnütziger Verein, der nicht nur einen ähnlichen Namen hat wie der Unternehmerkreis Zukunft in Not, sondern auch dieselbe Adresse.

    Unternehmerkreis "Zukunft in Not" in Augsburg plant weitere Veranstaltungen

    Wie kam die neue Runde zustande? Schmid sagt auf Anfrage, dass er die "kritischen Veranstaltungen", die er seit Längerem organisiere, fortführen wollte, aber die Feststellung getroffen habe, dass das über die CSU, in der er nach wie vor Mitglied ist, nicht mehr klappe. Deswegen habe man sich unabhängig gemacht und das Dialogforum ins Leben gerufen. Es gehe um den "Dialog zwischen der Politik und dem Bürger". Klassische Saalveranstaltungen könne man derzeit nicht machen, deswegen habe man sich mit anderen Menschen verbunden, die bereits Vorträge und Demos im öffentlichen Raum organisiert hatten. Das Konzept sehe vor, dass Referenten etwa eine Stunde sprechen und Zuhörer zu dem, was die Referenten sagen, Fragen und Meinungen äußern können. Es sei "eine freie Diskussionsebene" und es gehe um "strittige Themen aus bürgerlich-konservativer Sicht“, sagt Schmid.

    Eine Verbindung zwischen dem Unternehmerkreis "Zukunft in Not" und dem Verein, der nun "Zukunft im Lot" heißt, scheint gegeben zu sein. Auf der Facebook-Seite der Initiative hieß es zuletzt, man wolle "aus der Not ins Lot" kommen, auch wurde dort konkret für den Vortrag des Unternehmers Peter Weber geworben. Husain Mahmoud, Sprecher von "Zukunft in Not", sagt auf Anfrage, die Aktionsgemeinschaft sei mit dem Verein "Zukunft im Lot" nicht identisch. Viele Unternehmer aus Augsburg und Umgebung machten bei "Zukunft in Not" mit, ohne Mitglied in dem Verein zu sein; auch teilten nicht alle, die sich im Unternehmerkreis engagierten, dieselben politischen Überzeugungen. Es war ein sehr loser Zusammenschluss. Der Verein sei lediglich der administrative Unterbau, und das Dialogforum, sagt Mahmoud, sei "keine Initiative von uns", man habe damit nichts zu tun. Vom Unternehmerkreis "Zukunft in Not" seien bald wieder Aktionen geplant - schließlich seien nun auch wieder einschneidende Corona-Maßnahmen spürbar.

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