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Augsburg: Kontrollen am Osramsteg: Radlerinnen und Radler finden, das ist "Abzocke"

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Kontrollen am Osramsteg: Radlerinnen und Radler finden, das ist "Abzocke"

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    Martina Fend nutzt fast täglich den Osramsteg. Sie würde sich bei den Kontrollen durch das Ordnungsamt mehr Fingerspitzengefühl wünschen.
    Martina Fend nutzt fast täglich den Osramsteg. Sie würde sich bei den Kontrollen durch das Ordnungsamt mehr Fingerspitzengefühl wünschen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Fast jeden Tag nutzt die Hochzollerin Martina Fend mit ihrem Fahrrad den Osramsteg auf Höhe des ehemaligen Ledvance-Areals, um über den Lech in die Innenstadt zu kommen. Für sie ist das eine angenehme Route - deutlich besser als entlang den Hauptverkehrsadern Friedberger Straße oder Berliner Allee. Doch in letzter Zeit bereitet ihr der Übergang über den

    Am Osramsteg wird angeblich häufig kontrolliert. Radfahrerinnen und Radfahrer müssen dort absteigen.
    Am Osramsteg wird angeblich häufig kontrolliert. Radfahrerinnen und Radfahrer müssen dort absteigen. Foto: Silvio Wyszengrad

    "Dass der Ordnungsdienst rechtlich korrekt handelt, weil es sich eben um einen reinen Fußweg handelt, ist mir bewusst", schildert Fend. Allerdings vermisse sie ein wenig das Fingerspitzengefühl und die Verhältnismäßigkeit. Aus ihrer Sicht biete der Steg und das wenige Hundert Meter weiter gelegene Wegstück der Stadt eine gute Gelegenheit, Kasse zu machen, wo es eigentlich nicht nötig sei. "Der Steg ist sehr schmal, das sehe ich ein. Aber er ist von Anfang bis Ende komplett zu überblicken und oft begegne ich beim Überqueren keiner Menschenseele. Warum sollte ich dann schieben statt zu fahren?", fragt sie sich. Treffe sie auf Fußgänger, sei das bisher stets ein verständnisvolles Miteinander gewesen. "Dann halte ich kurz an und verbrauche auf dem Rad sitzend auch weniger Platz, als wenn ich schieben würde."

    Osramsteg ist zu schmal: Vorschläge der Radler lassen sich nicht umsetzen

    Auch andere Leser schreiben unserer Redaktion, dass Fußgänger und Radler am Osramsteg gut miteinander klarkämen - auch ohne Eingreifen des Ordnungsdienstes. Für Maria Keis hat das Agieren der Stadt mit Fahrradfreundlichkeit wenig zu tun. Andere ärgern sich, dass auch ältere Kinder zur Kasse gebeten würden. Helmut König schreibt in seiner Zuschrift vom Gefühl der "Abzocke". Sinnvoller wäre es, sich die für Radler attraktiven Routen auf Verbesserungsmöglichkeiten hin anzusehen. Ein Vorschlag der Radler lautet: Eine der beiden Stegseiten über den Lech werde ausschließlich von Radlern, die andere von Fußgängern genutzt. Auch "Fahrrad frei"-Schilder könnten helfen oder die Bestrafung ausschließlich jener Radler, die sich tatsächlich rücksichtslos verhalten. "Von ihnen kann man gerne auch mehr verlangen", so Martina Fend.

    Doch die Stadt sieht hier keine Handlungsmöglichkeiten. "Der Steg ist für eine entsprechende Freigabe zu schmal", heißt es aus dem Tiefbauamt. Und das ist das schlagende Argument für alle Vorschläge der Radler. Die geltenden Richtlinien würden eine Mindestbreite von drei Metern für Radverkehr in beiden Richtungen vorgeben. Diese seien am Osram-Steg bei Weitem nicht vorhanden. Entsprechend scheitere auch der Vorschlag, eine Stegseite ausschließlich für Radler freizugeben. Den Vorwurf der Radler, die Stadt habe zuletzt bewusst überdurchschnittlich häufig am Osramsteg kontrolliert, weist die Stadt zurück: "Die Kontrolldichte wurde in letzter Zeit nicht erhöht", so das Ordnungsreferat.

    Grünen-Fraktion bittet Ordnungsdienst um Kontrollen mit Augenmaß

    Dass überhaupt kontrolliert werde, hänge mit Beschwerden von Fußgängerinnen und Fußgängern zusammen. Auch diesbezüglich erreichen unsere Redaktion Zuschriften. So plädiert Helmut Knoblach für die Einhaltung geltender Regeln. Schließlich würde man auch nicht bei Rot über die Ampel fahren, selbst wenn der Weg frei wäre. Walter König findet die aktuelle Regel am Osramsteg richtig. Der Übergang sei zu schmal, um Radverkehr zu erlauben.

    Die Diskussion um die gleichzeitige Nutzung von Wegen durch Radler und Fußgänger ist nicht neu. Zuletzt hatte es auch Diskussionen um die Überquerung des Hochablass gegeben. Der SPD-Ortsverein hat daher ein Gebotsschild aufgestellt, das zu Rücksichtnahme und der Lage angepassten Verhalten aufruft und so Kontrollen überflüssig machen soll. Ähnliches würde sich Martina Fend auch für den Osramsteg wünschen. Ihre Bitte hat sie an Deniz Anan, Mobilitätspolitischer Sprecher der Stadtratsfraktion der Grünen, weitergeleitet. In seiner Antwort heißt es: "Wir haben uns an den städtischen Ordnungsdienst gewandt und deutlich unseren Wunsch zum Ausdruck gebracht, dass Buß- und Verwarnungsgelder nur dann verhängt werden sollten, wenn tatsächlich ein klarer Fall von mangelnder Rücksichtnahme auf den Fußverkehr vorliegt."

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